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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster
Autoren: Kimberly Raye
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noch nie getan. Werd ich auch nie. Sie haaren, und sie scheißen, und ich wage mir nicht mal auszumalen, wie sie schmecken.
    Miau.
    „Du kommst nicht mit mir nach Hause.“ Wie bitte? Immer mit der Ruhe. Ich hatte nicht - ich wiederhole: NICHT - vor, diesen Schuhe-Zerstörer mit nach Hause zu nehmen.
    Oder?
    In meinem Gehirn brach kurzfristig ein wildes Durcheinander aus, bevor mir die korrekte Antwort einfiel.
    Nein. Definitiv nicht. Sicher, in meinem Haus waren Tiere erlaubt, aber da ging es schließlich um solche von der niedlichen, flauschigen Sorte. Und nicht um eine abgehalfterte, verschrumpelte Katze, die die besten Jahre lange hinter sich hatte.
    Links von mir sah ich eine Ratte, groß genug, um darauf zu reiten, die unter einem Haufen Kartons verschwand.
    „Ab mit dir“, forderte ich die Katze auf. „Du veranstaltest ein Gelage mit Mickey, und ich bin aus dem Schneider.“
    Es sei denn, Mickey entschlösse sich, den Spieß umzudrehen und den Killer zu verspeisen. Jedenfalls war das Rattenvieh groß genug, um ihm einen ordentlichen Kampf zu liefern. Und was dann? Vielleicht würde es siegen, und dann wäre ich nicht nur der Tierquälerei schuldig, sondern auch noch eine Mörderin.
    Ich weiß schon, dass das Wort Vampir im Grunde genommen ein Synonym für Mörder ist, aber ich bin längst nicht so blutdurstig wie die meisten meiner Brüder und Schwestern. Nein, wirklich. Das ist wahr. Mein schmutziges kleines Geheimnis.
    Das nicht mehr so geheim sein würde, wenn ich mir Killer schnappen, mit nach Hause nehmen, ihm ein Bad verpassen und eine Untertasse Milch vorsetzen würde. Und mit ihm zusammen auf der Couch kuschelte.
    Er miaute und fuhr mit seinem Geblinzel fort, von wegen: Ich bin so allein, und ich hab Angst, und du bist so wunderbar, weil du mich rettest.
    „Das funktioniert nicht. Du würdest es bei mir zu Hause keine fünf Sekunden lang aushalten. Vertrau mir. Ich kenne da kein Erbarmen.“
    Na klar doch, schien die Katze zu sagen.
    „Wirklich. Du solltest mich lieber nicht wütend machen.“ Zur Abschreckung ließ ich kurz einen kleinen Fangzahn aufblitzen, was die meisten Tiere auf der Stelle in die Flucht geschlagen hätte. Aber diese Katze blieb einfach sitzen. Sah mich an. Bettelte. „Ich kuschel überhaupt nicht gern.“
    Du hast doch keine Ahnung. Ich auch nicht. Kuscheln ist was für kleine Kätzchen. Ich hin alt. Launisch. Mürrisch.
    „Und ich mag tagsüber keinen Krach, wenn ich zu schlafen versuche.“
    So schwach wie ich bin, kann ich kaum den Kopf hochhalten, geschweige denn einen Höllenlärm veranstalten.
    „Und deine Haare behältst du besser für dich, weil ich nämlich bestimmt nicht hinter dir her staubsaugen werde.“ Wenn es eins gab, was ich noch mehr hasste als Katzen und aufdringliche Kreditkartenfirmen, die Geld von mir verlangten, dann war es Staubsaugen. Ich mag es nicht, ich tu es nicht, das könnt ihr vergessen. Ende der Geschichte.
    Pah, ich bin sowieso fast kahl. Wie viele Haare soll ich schon verlieren?
    „Und denk nicht mal dran, auf einen meiner Teppiche zu pinkeln.“
    Ich bin alt, nicht inkontinent.
    „Oder die Möbel zu verkratzen. Eigentlich hab ich gar nicht so viele Möbel -
    ich bin erst kürzlich bei meinen Eltern ausgezogen. Aber die, die ich habe, liegen mir sehr am Herzen.“
    Ich kann mich ja kaum sauherhalten, geschweige denn kratzen. Ich bin schwach. Ich stehe kurz vorm Verhungern.
    „Und“, ich machte einen Schritt nach vorn und hob das arme, mickrige Ding auf, „wenn wir Zimmergenossen werden sollten, dann wird auf gar keinen Fall auf den Boden gekackt. Entweder du benutzt das Katzenklo, oder ich schwöre, ich verschiffe dich auf dem schnellsten Weg zu meinem Onkel Paul.“

4

    Als ich eine halbe Stunde später (nach einem kurzen Aufenthalt in einem nahe gelegenen Lebensmittelgeschäft, um eine Tüte Milch zu kaufen) Dead End Dating betrat, war es schon nach zehn und Evie war bereits gegangen.
    Entweder das oder sie hatte auf einmal eine Million Pickel, eine grauenhafte Frisur, Schuhgröße 46 und einen Penis.
    Ich blieb stehen und musterte den jungen Mann, der an ihrem Schreibtisch saß. „Hallo?“
    „Hey.“ Er musste so um die neunzehn oder zwanzig sein. Menschlich. Er hatte lockige dunkle Haare, die bis über seine Ohren reichten und ihm wild vom Kopf abstanden, ein Piercing in der rechten Augenbraue - und er trug eine Nickelbrille, die in der Mitte mit schwarzem Klebeband geflickt war. In den Ohren saßen Ohrhörer. Aus einem
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