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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
Autoren: Adrian Phoenix
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Aber bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, mit deinem Vater zusammenzuarbeiten.«
    Brisia wollte Mr. Díon wirklich glauben. Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass das FBI Teil ihrer Familie sei – einer Familie, die sich über das ganze Land und den ganzen Erdball erstreckte. Man vertraute der Familie und wandte sich an sie, wenn man Probleme hatte.
    Aber er hatte auch gesagt, er sei Mr . Díon und nicht Special Agent Díon.
    Sie hob den Becher und spülte ihre Besorgnis mit einem Schluck Kakao und Sahne hinunter – süß und warm. Vorsichtig stellte sie den Becher wieder ab und versuchte, ihn genau an die Stelle zu schieben, wo sich ein kleiner Kakaoring auf dem glänzenden Holz gebildet hatte.
    Man vertraute der Familie.
    »Ich war noch hier«, sagte Brisia und sah sich im Zimmer um. Es roch schwach nach Farbe. »Ist das ein neues Büro? Hier gibt es gar keinen Polizeispiegel. Nicht mal eine Kamera in der Ecke.«
    Mr. Díon lachte. Seine Stimme wirkte ebenso beruhigend wie der Kakao in ihrem Becher. »Du wärst eine gute Agentin, Schätzchen. Das hier ist ein besonderer Raum, den wir nur für FBI -Agenten und ihre Familien benutzen, wenn … wenn etwas Tragisches vorgefallen ist … hier müssen wir niemanden auf Band aufnehmen. Das ist ein sicherer Ort.« Er lehnte sich vor und legte die gefalteten Hände auf den Tisch. »Noch ein Foto, dann hast du’s geschafft.«
    »Gut.« Brisia musterte die letzte Aufnahme und sog scharf die Luft ein, als sie den Mann sah. Er wirkte jung, sehr viel jünger, als sie ihn in Erinnerung hatte. Schwarzes Haar, dunkle, schoko ladenbraune Augen, eine blasse Haut, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Um seinen Hals lag ein dunkles Band. Er wirkte glücklich und selbstbewusst. Was sie überraschte, war, wie attraktiv er ohne das Blut auf der Haut aussah – attraktiv im Häng-dir-das-Poster-an-die-Wand-und-schmachte-ihn-an-Sinn.
    Er wirkte nicht wie ein Monster.
    Aber sie wusste, dass er eins war.
    Er taucht vor ihr auf und bringt einen Windhauch mit sich, der nach Herbstlaub und Halloween-Äpfeln riecht. Sein bleiches Gesicht ist blutverschmiert. Sie weicht zurück, bis sie gegen die Couch stößt. Sie erstarrt. Ihr Herz rast. Er lässt sich auf ein Knie vor ihr nieder. Seine Lederhose knackt. Ein Lächeln umspielt seine blutverschmierten Lippen. Er streckt eine bebende, blutbefleckte Hand nach ihren Haaren aus und fasst nach einer Locke.
    Sie riecht einen Augenblick lang etwas Beißendes. Wie Metall. Sie sieht das Blut an seinen weißen Fingern. Es schimmert auch auf seinem Oberteil und tropft aus seiner Nase. So viel Blut. Aber er benimmt sich nicht, als hätte er Schmerzen. Vielleicht ist es nicht sein Blut.
    Ein Gedanke schießt ihr durch den Kopf, legt sich wie eine kalte Faust um ihr Herz und raubt ihr die Stimme.
    Wo ist ihr Papa?
    »Hat er dir wehgetan?«
    Brisia schüttelte den Kopf. Sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die alles um sie herum verschwimmen zu lassen drohten. Aber sie war zu langsam. Tränen kullerten über ihre Wimpern und ihre Wangen hinab. Auf einmal war sie nicht mehr zehn Jahre alt, sondern ein kleines, wimmerndes Baby, und ein Baby konnte seinem Papa nicht helfen.
    »Er war da«, sagte sie mit zusammengeschnürtem Hals. Die Worte schmerzten. »Er kam aus dem Arbeitszimmer meines Vaters.«
    »Dante Prejean. Bist du sicher, dass er dir nicht wehgetan hat? Ganz sicher?«
    »Er hat mir nicht wehgetan.« Sie erinnerte sich an das Blut, das auf seinem Oberteil schimmerte, über sein Gesicht und seine Hände verschmiert war. Mir nicht, aber Papa. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, und eine weitere Erinnerung schoss ihr durch den Kopf.
    Die Rothaarige kommt aus der Dunkelheit des Flurs und bleibt an der Tür des Arbeitszimmers stehen. Mit der Hand umklammert sie eine kleine, dunkle Pistole. Sie sieht Brisia an, und ihre Augen weiten sich.
    »Hilfe«, wispert Brisia.
    Die Frau hebt mit starrem Gesicht die Waffe und richtet sie auf den blutverschmierten Mann, der vor Brisia kniet, ihr übers Haar streichelt und in einer Sprache mit ihr spricht, die sie nicht kennt.
    Was sie in der Miene der Frau sieht, ist nicht Wut oder Entsetzen. Es ist Trauer.
    Schniefend wischte sich Brisia mit der Hand die Nase.
    »Ich sehe kein Kleenex«, murmelte Mr. Díon und fuhr sich über sein kurzgeschnittenes karamellbraunes Haar, während er sich im Raum umsah.
    »Oft ist es unter dem Befragungstisch oder in einer Schublade«, meinte Brisia. Sie schob ihren
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