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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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der Bursche die Zigarette aus. Dann sagte er sehr bestimmt:
    »Hören Sie mal, ich bin nur ein kleiner Speditionsarbeiter, aber blöd bin ich nicht. Ich war gestern abend selbst im Büro, als Ihr Boss anrief. Da wäre eine Kiste auf dem Central-Bahnhof, sagte er. Wir sollten sie heute früh abholen und hierherbringen. Well, die Kiste war da, ich habe sie mit meinem Kollegen aufgeladen und jetzt sind wir hier.«
    »Das muß eine Verwechslung sein!« wiederholte die Sekretärin.
    »Quatsch«, sagte der junge Arbeiter grob. »Hat Manhattan vielleicht zwei Oberbürgermeister, he?«
    »Natürlich nicht!«
    »Na also! Es war der Oberbürgermeister, der anrief, und hier ist sein Vorzimmer. Wenn Sie mit Ihrem Chef nicht klarkommen, dann lassen Sie mich mal rein. Ich werde ihm schon klarmachen, wann er uns den Auftrag gab, die Kiste abzuholen. Kann ja sein, daß er ‘s inzwischen wieder vergessen hat. Solche Leute haben ja so viel im Kopf.«
    »Augenblick!« seufzte die Sekretärin. »Sie behaupten also, der Oberbürgermeister hätte Sie selbst angerufen?«
    »Mich natürlich nicht. Die Firma, wo ich arbeite. Rackerly & Brown, Spedition. Ich war selber im Büro, als sein Anruf einging. Das war gestern abend gegen sieben.«
    »Steht auf der Kiste irgendein Name?«
    »Auf der Kiste steht groß und breit: AN DEN OBERBÜRGERMEISTER, CITY HALL. Zum Teufel, ist das nun hier oder nicht? Menschenskind, ich habe noch achtzehn Kunden zu besuchen. Wenn es überall so lange dauern würde wie hier, brauchte ich in Zukunft eine Woche für eine Tagestour.«
    »Bleiben Sie schön auf dem Teppich«, erwiderte die Sekretärin kühl. »Und das ›Menschenskind‹ können Sie sich ruhig verkneifen. Also schön, wenn es draufsteht, dann bringen Sie die Kiste herauf. Aber ich sage Ihnen gleich, daß es eine Verwechslung sein muß.«
    »Stop!« brummte der Arbeiter. »Die Kiste soll hier rein?«
    »Ja!«
    »Na schön. Sie werden sich wundern.« Er ging hinaus. Fünf Minuten später kam er mit einem ebenso stämmigen, aber etwas älteren Arbeiter wieder. Sie trugen ächzend an einer mannslangen, schweren Kiste Die Sekretärin schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    Schwitzend luden die beiden Arbeiter die Last ab.
    »Da haben Sie die Bescherung«, sagte der Jüngere. »Hier unterschreiben! Die Rechnung kriegen Sie mit der Post.«
    Er schob der völlig verdatterten Sekretärin den Frachtbrief hin und ließ sie unterschreiben, bevor sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte. Gerade als sie den Stift weglegte, ging die getäfelte Tür auf, und der Mayor kam herein. Er sah mit gerunzelter Stirn von einem zum anderen und schließlich auf die Kiste.
    Als er die Anschrift entdeckte, stutzte er, ging einmal um die Kiste herum und murmelte:
    »Das könnte… Der Kollege aus Palm Beach hatte mir doch versprochen, ein paar seltene Fische und Muscheln für unseren Zoo… Aber gleich so viel… Also machen Sie das verdammte Ding mal auf. Jetzt will ich‘s aber wissen.«
    »Aufmachen, ja, Sir.« Der junge Arbeiter nickte, zog Werkzeug aus den Taschen seines Overalls und machte sich an die Arbeit. Mit ein paar Hammerschlägen schlug er den Deckel los.
    Die Sekretärin stieß einen halblauten Schrei aus, als der Deckel abgehoben wurde.
    In der Kiste befand sich ein schwarzer Sarg.
    ***
    Der Gorilla kam auf mich zu Er war ein wenig kleiner als ich, aber wuchtig gebaut.
    Links am Kinn hatte er ein kleines Muttermal.
    Seine Augen waren dunkelbraun und blickten ein bißchen stupide.
    Alles in allem der übliche Schlägertyp, der zu nichts Besserem zu gebrauchen ist.
    Als er noch einen Schritt entfernt war und schon die Hände ausstireckte, ließ ich meine Linke blitzschnell in der linken Manteltasche verschwinden.
    Er schoß vor wie eine hungrige Ratte. Mit beiden Fäusten umklammerte er meine Linke und wollte einen Hebelgriff ansetzen.
    Aber in- diesem Augenblick spürte er die Mündung meiner Dienstpistole in seiner Magengegend.
    Ich hatte ihn mit der Linken nur getäuscht, um leichter mit der Rechten die Waffe aus der Schulterhalfter ziehen zu können.
    Jetzt starrte er mich trübsinnig an.
    »Stop, mein Junge«, hörte ich Phil sagen.
    Aus den Augenwinkeln riskierte ich einen Blick. Es war zum Lachen. Phil hatte offenbar den gleichen Trick mit dem gleichen Erfolg angewendet.
    »Na, dann dreht euch mal schön mit dem Gesicht zur Wand«, sagte ich zufrieden. »Mister George ist so nett und bleibt inzwischen stehen, ohne mit dem kleinen Finger zu wackeln.
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