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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs
Autoren: Manfred Weinland
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Respekt immer für ein legitimes Maß an Übertreibung gehalten.
    Jetzt sah er es mit eigenen Augen.
    Den schaffst du nie, unkte das Dreiherz, kaum daß es seine Schläge wieder einigermaßen normalisiert hatte.
    Pocco reagierte nicht darauf. Er war damit beschäftigt, seine Gedanken zurück in klare Bahnen zu lenken. Hatte es ihn schon Überwindung gekostet, sich dem Palastberg des verschwundenen Gottdämons zu nähern, so stellte ihn diese neuerliche Überraschung nun endgültig auf die Probe.
    Der Blick des kleinen Yalters hing fassungslos an dem Ungetüm, dessen wahre Größe sogar durch die Entfernung noch etwas gedämpft wurde, aber dennoch eine einzige Drohung verkörperte!
    Der gorgon:
    Ein etwa zehn Yalterlängen großer und mindestens drei Längen hoher Fleischberg, von superharten Panzerplatten geschützt, einem vergleichsweise winzigen Kopf, der von einem nach allen Seiten blickenden Augenwulst umgeben war und einem zahnlosen Maul, dessen Besonderheit die tentakelartige Zunge war, die von dem Koloß bei Bedarf über eine weite Distanz hinausgeschleudert werden konnte. Opfer bis zur Größe eines Yalters, manchmal, wie bei diesem Prachtexemplar, sogar noch darüber hinaus, wurden mit Hilfe der Tentakelzunge in den Schlund gezogen und ganz verschlungen. Im Innern des geräumigen Magens wirkten anschließend säureähnliche Verdauungssäfte, ohne daß das Untier eine einzige Kaubewegung zu absolvieren brauchte.
    Aber nicht nur die Zunge war bei dieser gewaltigen Körperdimension gefährlich. Wer unter die säulenartigen Beine und damit unter die Hufe eines gorgons geriet, war sozusagen schon vorverdaut, noch ehe er von dem Koloß verschlungen werden konnte.
    Wenig erfreuliche Aussichten.
    Hinzu kamen die beinahe Unangreifbarkeit eines gorgons und die ungewöhnlichste Körperwaffe: ihre Stimme! Die Ultraschreie, die sie auszustoßen vermochten. Hochfrequente Laute, mit deren Hilfe es ihnen hin und wieder gelang, Blutgefäße zum Platzen zu bringen.
    Worauf wartest du noch? fragte das Dreiherz. Hast du es dir anders überlegt ?
    Konnte ein Dreiherz spöttisch klingen? Pocco fragte es sich unwillkürlieh, ohne sich auf einen weiteren Disput einzulassen.
    Die blutrote Sonne sandte ihre sengenden Strahlen zur Erde. Unheimliche Stille senkte sich über das weite Land, als Pocco im Schutz des niedrigen Grases und spärlichen Strauchwerks auf den gorgon zuschlich, um sich selbst, dem Dreiherz und seinem Stamm zu beweisen, welch großer Jäger sich hinter seiner unauffälligen Gestalt verbarg. Er hatte sich auch schon zu weit vom Gral entfernt, um jetzt noch an einen Rückzug denken zu können. Er bemühte sich, die Erkenntnis zu verdrängen, daß er gegen dieses Untier nicht die geringste Chance hatte.
    Nur das Dreiherz ließ sich nicht betrügen.
    Du wirst sterben, orakelte es dumpf. Sterben…
    ***
    Die Dorfkapelle spielte alte Weisen, die zum Tanzen einluden, und Wein und Bier flossen in Strömen, während der erste Ochse am Spieß bereits bis auf das nackte Skelett reduziert und gegen einen neuen ausgetauscht worden war.
    Längst hatte die Nacht ihr sternenfunkelndes Tuch über den geräuschvollen Festplatz gedeckt, doch an Schlaf wollte noch niemand denken.
    Zamorra warf einen Blick auf die Uhr. »Pah!« machte er anschließend und widmete sich wieder der rothaarigen Dorfschönen, die sich an ihren Tisch gesellt hatte. Nicole vermerkte es mit sichtlichem Unmut, war sich aber noch nicht schlüssig, ob ihr Zamorra nur eins auswischen wollte oder ob sie mehr dahinter vermuten mußte. Vorbeugend flirtete sie selbst mit ihrem Tischnachbarn, der allerdings nicht gerade dem allgemeinen Schönheitsideal entsprach und auch bereits zwanzig, dreißig Jährchen zuviel auf dem Buckel hatte. Naja, ältere Männer hielten sich schließlich immer für ungemein interessant. Je grauer die Schläfen, desto größer die Ausstrahlung - glaubten viele.
    Nicole war da anderer Meinung. Und je häufiger sie neben sich blickte und feststellte, daß Zamorra offensichtlich ernst machte, desto kribbeliger wurde sie. Endlich hielt sie es nicht mehr länger aus, beugte sich verstohlen zu ihm hinüber und fauchte ihm ins Ohr: »Wenn du es unbedingt darauf anlegen willst, dann kratze ich ihr die Augen aus! Von dir ganz zu schweigen!«
    Zamorra lachte sich im stillen ins Fäustchen. Genau auf diese Reaktion hatte er es angelegt.
    »Was ist denn, Chérie?« erkundigte er sich jedoch scheinheilig. »Habe ich dir übrigens schon Muriel
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