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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs
Autoren: Manfred Weinland
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folgten.
    Zamorra schloß den Wagen ab, und sofort wurden sie von dem Strom der zum Festplatz eilenden Leute eingeschlossen und davongetragen. Buchstäblich jede Seele des Dorfes war unterwegs. Und der Wind trug bereits die ersten verlockenden Gerüche heran.
    »Hm«, leckte sich Nicole die Lippen. »Ich sehe schwarz für meine Tausend-Kalorien-Diät…«
    »O nein!« stöhnte Zamorra dicht neben ihr. »Heißt das, daß wir anschließend neue Garderobe für dich einkaufen müssen, weil dir die alten Klamotten morgen nicht mehr passen?«
    »Hahaha«, brummelte die Französin. »Darüber kann ich gar nicht lachen.«
    »Schade. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß anhaltendes Gelächter auch Kalorien abzubauen hilft. Und als vorbeugende Maßnahme…« Er kam nicht dazu, seine Ausführungen zu beenden.
    »Davon habe ich auch gehört«, konterte Nicole. »Nur hat sich das nicht auf Lachen bezogen, sondern auf etwas viel, viel Schöneres. Doch davon hast du als alter, verknöcherter Professor natürlich keine Ahnung.«
    »Bauff« machte der alte, verknöcherte Professor und gab ihr lachend einen Kuß auf den frechen Mund. »Das hat wieder mal gesessen. Eins zu null für dich.«
    »Der Abend ist noch lang«, meinte Nicole. »Vielleicht holst du noch auf. Nicht den Mut verlieren.«
    Er wollte antworten, doch von hinten legte sich eine Hand auf seine Schulter.
    »Hallo, Professor«, rief eine wohlbekannte Stimme. Sie drehten sich um und entdeckten Claude Ferrier, den Bürgermeister, der sich den Weg zu ihnen gebahnt hatte. »Schön, daß Sie kommen konnten.« Er küßte galant Nicoles Hand. »Sie sehen bezaubernd aus wie immer, Mademoiselle Nicole!« Ein breites Lächeln überzog sein sonnengebräuntes Gesicht. »Hallo, Raffael.«
    Ferrier war Ende Vierzig, mittelgroß, grauhaarig und trug ein Wohlstandsbäuchlein mit sich herum, das er stets mit seiner endlosen Schreibtischarbeit entschuldigte. Böse Zungen, aber solche, die es wissen mußten, weil sie selbst am Tatort verkehrten, munkelten jedoch, daß er lediglich zu oft den Freuden des guten Essens und Trinkens frönte… Da er jedoch schon zum sechsten Mal in Folge zum Bürgermeister gewählt worden war, und das sogar mit überwältigender Mehrheit, mußte er sich nichtsdestotrotz größter Beliebtheit erfreuen. Vielleicht gerade, weil er menschliche Schwächen zeigte und den anderen dadurch Identifikationsmöglichkeiten bot…
    Sie wechselten ein paar Worte, erkundigten sich nach dem gegenseitigen Wohlbefinden und erreichten wenig später die Dorfmitte, wo sich der für ein Sechshundert-Seelen-Dörfchen erstaunlich groß geratene Festplatz erstreckte. In der Mitte befand sich ein fast schon antik zu nennender Ziehbrunnen aus grauem Stein, schnörkellos und unverändert aus dem vergangenen Jahrhundert herübergerettet. Der Brunnen war phantasievoll mit den Früchten des Feldes geschmückt - eine fast heidnische, aber harmlose Huldigung an die segenbringenden Einflüsse höherer Mächte, die geholfen hatten, daß die eingefahrene Ernte zur Zufriedenheit aller ausgefallen war.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, meinte der Bürgermeister, kaum daß sie die ersten frei aufgestellten Tische und Bänke erreicht hatten. »Die Pflicht ruft.« Sprach’s und verschwand irgendwo in der Menge.
    Zamorra zuckte gelassen die Schultern. »Auch gut«, murmelte er und blickte Nicole und Raffael fragend an. »Wohin?« erkundigte er sich knapp.
    Raffael hatte bereits einen Tisch in Nähe des Ausschanks entdeckt, an dem bekannte Gesichter Platz genommen hatten: Angestellte aus dem Schloß.
    »Wohl denn«, meinte der Parapsychologe schmunzelnd und lenkte die Schritte in die entsprechende Richtung. Sie wurden mit großem Hallo begrüßt, und wenig später hatten sie bereits den ersten Begrüßungstrunk gekostet.
    Der Abend begann sich erwartungsgemäß zu entwickeln.
    Bis Sanguinus kam.
    ***
    Poccos Dreiherz geriet fast aus den Fugen. Hitze schoß ihm in den Kopf, und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann wich das Erschrecken leiser Furcht, aber auch brennendem Jagdfieber!
    Unmöglich! war sein erster Gedanke gewesen, als der in einiger Entfernung grasende gorgon in sein Blickfeld geraten war. Nie zuvor hatte er ein Exemplar dieser Größe zu Gesicht bekommen. Die Alten im Gral sprachen manchmal von riesenhaften gorgons, die in ihrer Jugend und der Jugend ihrer Väter noch zahlreich in der Hungersteppe anzutreffen gewesen seien. Doch Pocco hatte dies bei allem
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