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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs
Autoren: Manfred Weinland
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wieder. Zwischenfälle dieser Art waren mehr oder weniger alltäglich. Darüber sein eigentliches Vorhaben zu vergessen, wäre ein fataler Fehler gewesen. Die tote Springkatze nützte ihm nichts. Ihr Fleisch war ungenießbar, je nach Alter eines Tieres sogar hochgiftig. Nein, er würde weiter der Fährte des großen gorgons folgen müssen.
    Pocco zog einen schmalen, schmucklosen Dolch aus der Gürteltasche, der nicht als Waffe, wohl aber zum Ausweiden erlegter Beute zu gebrauchen war. Fachmännisch zerlegte er die Springkatze, bis er endlich seinen Jagdpfeil wieder fand, der sich tief ins Gewebe des Tieres gebohrt hatte. Er säuberte ihn sorgfältig und steckte ihn in die Öffnung der Stahlschleuder zurück. Dann richtete er sich auf, warf einen prüfenden Blick zur blutroten Sonnenscheibe und setzte seinen Weg fort, ohne einen weiteren Gedanken an den Vorfall zu verschwenden.
    Der Kadaver blieb zurück, und Pocco hatte sich kaum außer Sichtweite entfernt, als die Aasfresser auch schon aus ihren Bodenhöhlen krochen und über das tote Fleisch herfielen.
    Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, als Pocco den gorgon erstmals leibhaftig zu sehen bekam. Er graste fast exakt auf halber Strecke zwischen dem kleinen Yalter und dem Palast des Gottdämons…
    ***
    Die fette, zwergenhafte Gestalt mit der schillernden Schuppenhaut zeigte keinerlei Respekt. Und obwohl Asmodis selbstbewußtes Auftreten durchaus zu schätzen wußte, fragte er sich in diesem Fall doch mit leichtem Unbehagen, ob der Dämon vor ihm nicht etwas zu schnell die Karriereleiter innerhalb der Schwarzen Familie hinaufgefallen war. Dabei war er selbst es gewesen, der Sanguinus mit unüblichem Eifer unterstützt hatte. Nach Plutons Verschwinden war ein »Posten« direkt unter Asmodis freigeworden und stand zur Disposition. Obwohl nicht einmal Asmodis genau wußte, woher der Blutdämon eigentlich kam, war er gleich bei seinen ersten Aktionen auf irdischem Terrain auf ihn aufmerksam geworden. Der Zufall wollte es, daß Sanguinus, der von einer Handvoll Vampire aus einer anderen Dimension beschworen worden war, gleich bei seinem Erscheinen auf der Erde ausgerechnet mit Zamorra, einem der Erzfeinde der Hölle, zusammengetroffen war. Dreimal war es dem Amulettträger gelungen, den Dämon nach hartem Ringen in die Flucht zu schlagen, aber jedes Mal hatte Sanguinus außergewöhnliche Phantasie gezeigt, wenn es darum ging, Fallen für den Dämonenjäger aufzubauen.
    Allein das zählte für Asmodis, denn Phantasie war Mangelware in den Reihen der Schwarzen Familie.
    »Nun«, sagte Asmodis und ließ sich auf dem weißglühenden Knochenthron direkt vor Sanguinus nieder. Links von ihm schoß eine glosende Lavasäule aus dem Boden und blieb Sekundenlang wie eine groteske Säule unter der Höhlen weit hängen, ehe sie mit einem schmatzenden Geräusch zurückfiel.
    Weder Asmodis noch der fette Zwerg ließen sich davon beirren. Die Unterwelt unterlag ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, und Sanguinus hatte sich rasch daran gewöhnt.
    Zu rasch, argwöhnte Asmodis und schüttelte zugleich den gehörnten Schädel, weil er sich selbst nicht verstand, daß er dem Dämon plötzlich mit diesem Mißtrauen begegnete. Noch hatte Sanguinus sich nichts zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil. Er konnte beste Referenzen vorweisen.
    Ich fange an, Gespenster zu sehen, dachte Asmodis selbstkritisch. Vielleicht, weil er selbst allmählich unter Erfolgsdruck geriet. Die Anzeichen häuften sich, daß der Kaiser LUZIFER endlich greifbare Erfolge im Kampf gegen Zamorra & Co. sehen wollte. Das war Asmodis’ Job. Viele Fehlschläge konnte er sich in dieser Hinsicht nicht mehr erlauben. Auch Luzifuge Rofocale hatte bereits ein kritisches Auge auf ihn geworfen. Ein Grund mehr, warum er auf tatkräftige Untergebene mit Ideen angewiesen war.
    »Nun?«, wiederholte Asmodis mit rauher Stimme. »Du weißt, warum ich dich gerufen habe. Ich hoffe, du enttäuschst das Vertrauen, das ich in dich setze, nicht und hast bereits einen Plan, wie wir uns endlich dieses Zamorra entledigen können?«
    Sanguinus nickte kaum merklich. Er war kein Mann von umständlichen Floskeln. Deshalb kam er gleich zur Sache.
    In die haifischkalten Augen des Zwerges trat ein Ausdruck eisiger Bosheit, als er sagte: »Wir schicken ihn auf Urlaub! Genauer gesagt: auf Abenteuersafari! Ihn und sein Anhängsel, das uns ebenfalls schon genügend Ärger bereitet hat.«
    Asmodis erstarrte. Im ersten Moment wußte er nicht, wie er auf die
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