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0292 - Sieben Seelen für den Dämon

0292 - Sieben Seelen für den Dämon

Titel: 0292 - Sieben Seelen für den Dämon
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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die Nabelschnur. Und Manuelas Seele schickte sich gerade an, die Wand zu durchdringen und ebenfalls nach irgendwo auf Wanderschaft zu gehen.
    Robert Faulcon griff nach der Nabelschnur und zog. Er zerrte die Seele zurück, die sich wehrte, jäh den Angriff bemerkte und zurück in ihren Körper wollte. Doch dabei arbeitete sie Faulcon förmlich in die Hände, glitt in die Seelenflasche hinein, ehe sie begriff, wie ihr geschah. Faulcon durchtrennte die Verbindung zu ihrem Körper und verschloß das Behältnis.
    Manuela Fords Körper hatte nur ein, zweimal unruhig gezuckt, das war alles.
    Sekundenlang überlegte Faulcon, ob er sich nicht auch der Seele Bill Flemings bemächtigen sollte. Aber zum einen hatte er nur die eine Seelenflasche bei sich, und es würde später sehr schwer werden, beide Seelen wieder voneinander zu trennen. Unter Umständen entwischten sie ihm dabei beide.
    Zum anderen war die Verbindung ungleich fester als bei Manuela. Denn bei Bill hatte keine Droge wirken können. Hier war Faulcons Krafteinsatz viel zu hoch. Er würde die Nabelschnur nicht rasch genug durchtrennen können. Bills Seele würde ihm durch die Finger gleiten und der Mann zu früh erwachen…
    Nein, dazu war er zu geschwächt. Das magische Ritual, durch das er eine Brücke zu Zarathos geschlagen hatte, hatte ihm Kraft abverlangt, die ihm jetzt fehlte. Ohne das vorhergehende Ritual hätte er es vielleicht riskiert, aber so…
    Robert Faulcon wandte sich zum Gehen.
    Niemand sah ihn. Niemand hielt ihn auf. Unangefochten verließ der Seelendieb das Hotel und fuhr zu seiner Behausung zurück.
    Die Flasche mit Manuelas Seele fand ihren Platz zwischen den anderen.
    Nur noch die Nummer sieben war leer. Wer würde das siebte Opfer werden?
    ***
    Anna Morena, seit fünf Jahren Nachtschwester im San-Vincencio-Hospital, überflog mit einem kurzen Kontrollblick die Lichtleiste, als der Summton erklang. Zimmer 23 signalisierte einen Alarmfall.
    Dreiundzwanzig… da lag doch einer der Koma-Patienten, mit denen keiner der Ärzte etwas anfangen konnte. Und da gab es Alarm? Das war unmöglich. Nein, sehr unwahrscheinlich, verbesserte sich die Nachtschwester selbst. Unmöglich war nichts, und Wunder gab es immer wieder, auch wenn sie manchmal etwas länger dauerten.
    Sie erhob sich und eilte über den Gang zu Zimmer 23 hinüber. Über der Tür blinkte die rote Warnlampe und zeigte damit an, daß drinnen der Patient aufs Knöpfchen gedrückt haben mußte.
    Aber wie war das möglich? Besagter Patient lag am Tropf und an einer ganzen Reihe von Meßgeräten angeschlossen und war nicht in der Lage, sich zu rühren. Und das schon seit Tagen.
    Nachtschwester Anna öffnete die Zimmertür.
    Sie kam nicht einmal dazu, aufzuschreien.
    Der Patient, der lebte, aber trotzdem nicht das geringste Anzeichen wirklichen Lebens und Empfindens von sich gegeben hatte, seit er eingeliefert worden war, lag nicht mehr im Bett.
    Er stand vor ihr!
    Er hatte sich alle Schläuche und Kabel vom Körper gerissen. Das hatte den automatischen Alarm ausgelöst!
    Sein rechter Arm flog hoch. Schwester Anna konnte dem Schlag nicht ausweichen. Sie flog bis an die gegenüberliegende Wand und sank dort kraftlos zusammen. Aus verschleierten Augen, halb betäubt, nahm sie wahr, wie der Patient auf den Gang hinausschritt, die Zimmertür hinter sich zuknallte und die dabei in Trümmer ging. Der Schlag dröhnte durch das halbe Hospital und war laut genug, auch Scheintote zu wecken.
    Schwester Anna stöhnte auf.
    Der Patient zögerte, schien sich orientieren zu müssen. Seine Augen waren weit aufgerissen und weiß. Die Pupillen waren nach innen gedreht. Wie war das möglich? Jetzt drehte der Mann sich leicht, tappte mit schweren Schritten wie ein Zombie im Film über den Gang und erreichte den »Glaskasten«, in dem das Etagenpersonal sich aufzuhalten pflegte, wo Instrumente und Medikamentenschränke untergebracht waren, wo die Verwaltung dieser Abteilung im angrenzenden Büro der Oberschwester ablief…
    Eine Faust krachte gegen die Glasscheibe. Die zerklirrte. Der Patient trat zu und zertrümmerte die Tür restlos. Er betrat den »Glaskasten«. Da hatte sich die Nachtschwester aufgerafft und taumelte, sich gegen die Wand stützend, auf den Mann zu.
    Ein paar Zimmertüren flogen auf. Andere Patienten, nicht unbedingt ans Bett gebunden, erschienen in Morgenmänteln auf dem Gang, um nach der Ursache des Lärms zu sehen. Sie sahen einen Mann, der im »Glaskasten« wütete und sinnlos zerstörte.
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