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0288 - Dämonen-Orakel

0288 - Dämonen-Orakel

Titel: 0288 - Dämonen-Orakel
Autoren: Rolf Michael
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um Penelope. Willigt sie ein, einen der Freier zum Manne zu nehmen, rettet mich nichts mehr vor dem Zugriff der Dämonen-Götzen.«
    »Und was hast du getan?« fragte Professor Zamorra noch einmal.
    »An deiner Seite habe ich oft genug erlebt, daß Schwert und Schild nutzlos gegen die Kräfte des Hades sind!« sagte Odysseus. »Es hätte keinen Sinn gehabt, den Kampf aufzunehmen. Ich hatte mich als Bettler verkleidet und niemand erkannte mich im Palast. So gelang es mir, von dort wieder zu entkommen. Nur meinem getreuen Schweinehirten Eumaios habe ich mich zu erkennen gegeben. Er beschäftigt mich seit dieser Zeit als seinen Gehilfen, damit niemand Verdacht schöpft. Insgeheim bringt er meiner Frau heimlich Nachrichten, daß ich noch lebe. Einmal im Jahr, wenn alles Volk von Ithaka in den Palast geladen wird, darf ich sie unerkannt von weitem sehen. Und auch Telemachos, meinen Sohn, erblicke ich dann. Er ist zu einem stattlichen Jüngling herangewachsen!«
    »Warum hast du mich dann erst jetzt gerufen?« fragte Zamorra.
    »Ich habe es versucht!« gestand Odysseus. »Du selbst hast es mich gelehrt, bevor du von Calypsos Insel verschwunden bist. Doch sicher haben die Dämonen-Götzen mit ihrer unheimlichen Kraft dafür gesorgt, daß keine Verbindung zustande kam. Eben gerade ist es mir gelungen, deine Aufmerksamkeit zu verspüren. Ich ritzte das Wort in die Tonscheibe, wie wir es besprochen hatten und vergrub sie unter einer Steinpyramide. Einige Herzschläge später warst du schon da!«
    »Vielleicht sind die Dämonen-Götzen sorglos geworden!« mutmaßte der Parapsychologe. »Oder sie sind in ihrer sterblichen Hülle zu sehr Menschen geworden: Wenn sie lange genug eine solche Tarnexistenz haben, geschieht es manchmal, daß die dämonischen Kräfte in den Hintergrund treten und menschlichen Gelüsten wie Essen, Trinken oder Liebe Platz machen. Diesen Umstand müssen wir ausnutzen. Höre meinen Plan.«
    »Du hast schon einen Plan?« fragte Odysseus erstaunt. »Daran erkenne ich dich, Zamorra. Nun bin ich sicher, daß sich mein Schicksal und das von Penelope zum Guten wenden wird!«
    »Wir gehen als Bettler verkleidet in den Palast!« schlug Professor Zamorra vor. »Sind wir erst einmal inmitten der Freier, schlagen wir zu! Nimm Waffen mit!«
    »Nur die Freier der Penelope dürfen Waffen tragen!« sagte Odysseus düster. »Wie sollen wir sie angreifen?«
    »Wir lassen uns was einfallen!« grinste Professor Zamorra. Er wußte, daß er keine besonderen Pläne machen mußte, denn er war sicher, daß die Überlieferung der Odyssee mit einer kleinen Umdeutung auf Tatsachen beruhte. Man mußte nur klug sein und sich die Umstände zunutze machen.
    Es galt, festzustellen, wie viele Dämonen-Götzen im Palast des Odysseus auf sie warteten…
    ***
    Selbst Nicole Duval hätte Professor Zamorra in dieser Aufmachung nicht erkannt. Der Meister des Übersinnlichen trug ein schmutziges Gewand, das so zerfetzt war, als hätte er sich eben mit neunundneunzig kleinen Teufelchen gebalgt. Dazu hatte er mit weißer Herdasche seine Haare gefärbt.
    Auch Odysseus hatte sich völlig verändert. Niemand hätte in dem elenden alten Mann den Fürsten von Ithaka erkannt.
    Mit Eumaios, dem Schweinehirten, schafften sie zehn wohlgenährte Schweine an den Hof. Odysseus hatte in den neun Jahren einigen Umgang mit den Tieren bekommen. Nur Zamorra haderte mit seinem Schicksal. Die Biester waren halbwild und nicht so folgsam wie jene Spezies der Gattung »Schwein« in seiner eigenen Zeit. Eumaios mußte öfters mit dem Stock eingreifen, wenn eins der Tiere Zamorra angriff. Die Hauer aus den Mäulern konnten schmerzhafte Beinverletzungen hervorrufen.
    Die Königsburg von Ithaka auf dem hohen Felsen war bereits in Sicht, als die Schweine endlich begriffen, daß Widerstand sinnlos war. Daher gelang es ihnen, als Gehilfen des Schweinehirten unauffällig in den Palast zu gelangen.
    Sorgfältig überprüfte der Meister des Übersinnlichen, daß Merlins Stern unter dem schmutzigen Chiton verborgen war. Um den Knauf des Ju-Ju-Stabes, der in Form eines Katzenkopfes geschnitzt war, hatte er Werg gebunden. Niemand nahm davon Notiz. Für die Palastwachen glich der Macht-Stab einem Stecken, mit dem dieser neue Sauhirt seine Schweine trieb.
    Während Eumaios sich von einer Dienerin zur Herrin des Palastes führen ließ, um über seine Arbeit Rechenschaft abzulegen, zog Odysseus den Meister des Übersinnlichen in die große Halle in der Mitte des Gebäudes.
    Schon aus
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