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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb
Autoren: Manfred Weinland
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Vorstellungen…?
    Zamorra ertappte sich dabei, daß er die abtrünnige Druidin fast vergessen hatte. Zu sehr war er mit sich selbst beschäftigt gewesen, daß er regelrecht verdrängt hatte, unter welch mysteriösen Umständen er überhaupt in die Hohlwelt gelangt war. Noch immer war unklar, wem er seine Entführung zu verdanken hatte. Und nach wie vor war es auch reine Spekulation, all das hier mit Sara Moon in Verbindung zu bringen. Eventuell weilte Merlins Tochter doch nicht mehr unter den Lebenden und jemand anderes, ob bekannt oder unbekannt, zog die Fäden im Hintergrund.
    Um die Wahrheit schlüssig herauszufinden, mußte er die Burg erreichen. Daran gab es keine Zweifel mehr für ihn.
    Zamorra rappelte sich auf. Die Kunstsonne hoch oben trocknete schlecht. Noch immer war seine Kleidung klatschnaß und klebte bei jedem Schritt unangenehm auf der Haut. Doch viel wichtiger war, daß er bis auf einige schmerzhafte Prellungen unverletzt geblieben war.
    In der halben Stunde seiner Bewußtlosigkeit hatte sich wiederum einiges auf der dunklen Ebene getan. Zum ersten Mal wurden hier und da bescheidene Grünpflanzen sichtbar.
    Doch Zamorra hielt sich damit nicht mehr auf. Er beschleunigte seinen Schritt, ließ den Fluß hinter sich und erreichte bereits eine Stunde später die Anhöhe, die zur Burg hinaufführte.
    Im Gegensatz zu seinem ersten Besuch existierte nun eine breite Treppe mit jedoch merkwürdig niedrigen Stufen, die am Burgtor in etwa fünfzig Metern Entfernung begann und bis zur Ebene reichte.
    Zamorra ließ sich dadurch nicht irritieren. Er war entschlossen, seine verbliebene Kondition zu testen, nahm jeweils gleich fünf Stufen auf einmal und jagte dem Eingang der Goldenen Burg entgegen.
    Der sich in diesem Moment öffnete.
    Und eine Flut winziger Bestien auf ihn losließ!
    ***
    Sie waren beide geknickt. Sie saßen in Babs' Schreibzimmer im Yard und starrten Löcher in die Luft, stießen tiefgründige Seufzer aus oder schlürften an ihrem längst kalt gewordenen Kaffee.
    Nicole blickte irgendwann demonstrativ auf ihre Armbanduhr. »Drei Uhr«, verriet sie Babs. »Wie lange sollen wir noch warten? Den ganzen restlichen Nachmittag? Wir können doch nicht so untätig dasitzen…«
    »Und was sollten wir deiner Meinung nach tun?« erkundigte sich Kerrs Sekretärin und Lebensgefährtin nicht weniger schlecht gelaunt. »Kerr ist weg. Zamorra ist weg. Keiner hat seine Adresse hinterlassen. Vielleicht…« Sie sprach ihre Befürchtung, ihre beiden Männer könnten tot sein, nicht laut aus. Babs haßte es, wenn andere schwarzmalten, und nun war sie selbst nahe daran.
    »Es hängt vielleicht alles mit diesen rätselhaften Mordopfern zusammen«, mutmaßte Nicole. Ihre Stimme klang müde und mutlos. Nach Zamorras Verschwinden war sie auf dem schnellsten Weg zum Yard gefahren, dort aber feststellen müssen, daß Kerr ebenfalls spurlos vom Erdboden verschluckt worden war. Sie und Babs hatten sich dann gegenseitig ihre Erlebnisse geschildert und einander zu trösten versucht. Einen Ausweg aus der Misere hatten sie nicht gefunden. Vielmehr mußten sie einsehen, daß sie von den Geschehnissen offenbar völlig ausgeklammert waren und auch nicht über die Mittel verfügten, in diesem Stadium noch selbst Einfluß darauf auszuüben.
    »Ohnmacht«, murmelte Nicole. »Das ist das treffende Wort für unsere Lage. Wir können nichts tun. Gar nichts. Nur warten - und beten…«
    ***
    Teufel!
    Dutzende kleine Teufel!
    Sie sprangen wie entfesselte Derwische über die winzigen Steinstufen herab, stießen dabei ein schauriges Geheule und Gezeter aus und streckten Zamorra haßerfüllt ihre kleinen Fäuste entgegen. Andere waren mit ihrer Körpergröße angepaßten Holzkeulen, Macheten, Schwertern, Dolchen, Morgensternen, ja fast jeder Art von Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet!
    Ein wilder Piratenhaufen auf irgendeiner Dschunke im Indischen Ozean hätte nicht furchteinflößender auftreten können!
    Die Zwergenhaftigkeit der Angreifer - keiner war mehr als kniehoch - schwächte diesen Eindruck kaum ab. Das waren Killer! Gnadenlos!
    Zamorra unterbrach seinen Aufstieg, als wäre er gegegen ein unsichtbares Hindernis geprallt.
    »Verdammt!« fluchte er. So kurz vor dem Ziel hatte er nicht mehr mit einem Angriff gerechnet. Schon gar nicht mit der Attacke bis an die Zähne bewaffneter Zwerge!
    Die Stadt , schoß es ihm durch den Kopf. Die Miniaturstadt … Waren das ihre Bewohner? Und hielten sie auch die Festung besetzt?
    Egal!
    Zur
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