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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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schmerzten sie, noch waren die Gelenke steif, aber mit dem Mut der Verzweiflung warf er sich auf Ross. Er traf ihn mitten ins Gesicht, aber da hatten ihn die beiden Gangster bereits gepackt, und geschwächt, wie er noch war, blieb seine Gegenwehr nutzlos.
    Wenige Minuten danach saß er auf einem Stuhl und war mit Stricken verschnürt wie ein Paket. Dann machten sie sich über Nancy her und banden die schlaffe Gestalt auf einen zweiten Stuhl.
    Ross grinste wieder. Es war das Grinsen eines Teufels.
    »Auf Wiedersehen, meine beiden Lieben. Betet darum, dass wir recht lange wegbleiben. Umso länger habt ihr zu leben. Es könnte ja sein, dass die kleine Nancy sogar den G-man angeschwindelt hat. Zuerst will ich die Papiere haben, und dann mach ich Schluss mit euch.«
    Die Tür knallte zu, der Schlüssel drehte sich im Schloss. Die Schritte verklangen, die Haustür klappte laut, und ein Wagen sprang an.
    »Das wäre es also«, murmelte Phil leise. Er hatte Ross unterschätzt. Wenn 60 es den Kameraden nicht gelang, ihn innerhalb der nächsten Stunden zu finden, war er erledigt, er und das Mädchen. Niemand würde die Papiere finden. Niemand das Material in die Hände bekommen, das Ross und einigen anderen auf den Stuhl bringen würde.
    Er versuchte die Fesseln zu lockern, aber das war unmöglich. Niemals würde er aus eigener Kraft freikommen. Nancy stöhnte leise, und ihre Lider flatterten.
    »Nancy«, rief Phil, und nochmals: »Nancy.«
    Sie sah ihn an. Ihre Augen waren wie die eines tödlich getroffenen Tieres, stumpf und verzweifelt.
    Phils Gedanken rasten.
    Drei Stunden hatte er noch Zeit, drei lange Stunden. Da saßen sie nun auf den Stühlen festgeschnürt, kaum einen Meter voneinander entfernt, und keiner konnte dem anderen helfen.
    Konnten sie das wirklich nicht? Phil schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren.
    Es gab eine Möglichkeit, eine unwahrscheinliche, ganz schwache Möglichkeit.
    »Passen Sie auf, Nancy. Sie wollen doch nicht sterben. Wir müssen wenigstens einen Versuch machen, loszukommen.«
    »Ich kann mich nicht bewegen«, stöhnte sie. »Ich kann nicht, und ich habe Schmerzen.«
    Sie schwieg ein paar Sekunden.
    »Ich wollte, es wäre alles vorbei.«
    Sie ließ den Kopf auf die Brust sinken, und Phil fürchtete schon, sie habe erneut die Besinnung verloren.
    »Nancy«, rief er wieder. »Nancy, es gibt eine Rettung, aber da müssen Sie mithelfen.«
    »Helfen? Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie müssen Ihren Stuhl umwerfen. Ich tue dasselbe. Es wird wehtun. Aber dann kann ich, wenn ich Glück habe, mit den Zähnen einen Knoten aufbekommen.«
    »Ja?«, fragte sie leise und zweifelnd.
    »Sehen Sie her, Nancy. Ich mache es Ihnen vor.«
    Phil war durchaus nicht so zuversichtlich, wie er sich den Anschein gab. Die Chance, dass er einen Strick mit den Zähnen lösen oder durchnagen konnte, standen eins zu hundert. Aber es war immer noch besser, diesen Versuch zu machen, als tatenlos auf den Tod zu warten.
    Er begann sein Gewicht auf die linke Seite zu verlagern und dann auf die rechte. Wieder auf die linke und zurück. Der Stuhl begann zu schaukeln. Er verdoppelte seine Anstrengungen, und dann endlich kippte er um. Er schlug schwer auf den Boden und verbiss einen Schmerzenslaut. Dann lauschte er.
    Wenn ein Wächter zurückgeblieben war, so musste er den Fall gehört haben und würde kommen, um nachzusehen, aber es blieb still. Sie schienen beide allein im Haus zu sein.
    »Machen Sie es mir nach, Nancy, und sorgen Sie dafür, dass sie nach links fallen.«
    Nancy Black begann. Zuerst sah es so aus, als ob sie es nicht schaffen würde, aber dann fingen die Stuhlbeine an, sich vom Boden zu heben. Zunächst nur Millimeter, und dann immer mehr… Ein Schlag, ein Schrei.
    Phil stellte fest, dass sie glücklich gefallen war. Die rechte Hand, die man an die Lehne des Stuhles gefesselt hatte, war nur zwei Zentimeter von seinem Kopf entfernt.
    Trotzdem vergingen wieder kostbare Minuten, bis er es mit Schaukeln und Aufbäumen vollbracht hatte, so nahe zu kommen, dass er den Strick mit den Zähnen erreichen konnte. Jetzt kam das Schwerste. Glücklicherweise hatten Ross und seine Kumpanen das Licht brennen lassen. Er konnte also sehen, wo er anzusetzen hatte, wenn er den Knoten lösen wollte.
    Er fasste zu. Zuerst schien es aussichtslos. Seine Lippen und sein Zahnfleisch begannen bereits zu bluten, und dann fühlte er, wie der Knoten sich langsam lockerte. Als er sich mit einem Seufzen zurückfallen ließ, hatte
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