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0282 - Frühstück in der Todeszelle

0282 - Frühstück in der Todeszelle

Titel: 0282 - Frühstück in der Todeszelle
Autoren: Frühstück in der Todeszelle
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weißem, mit roten Rosen und blauen Kornblumen bedrucktem Kleid hereinkam. Es war aber nicht das Kleid und auch nicht die Figur oder das Gesicht, das ich anstarrte, sondern das brandrote Haar. Dieses zu einer Hochfrisur aufgesteckte Haar musste ich schon einmal gesehen haben. Sie betrachtete mich gar nicht und sprach den Alten an.
    »Na, Daddy, haben Sie etwas Nettes für mich?«.
    »Was wünschen Sie, meine Dame?«, dienerte er.
    »Na irgendetwas Hübsches. Es kommt dabei auf ein paar Dollar nicht an.« Der Leihhausbesitzer warf mir einen schiefen Blick zu, bevor er an seinen altmodischen Kassenschrank ging und ein paar mit Samt ausgeschlagene Tabletts herausnahm. Darauf lagen Ringe, Armbänder, Broschen sowie Ketten, von deren Wert ich keine Ahnung hatte, aber jedenfalls hätte ich in dem ärmlichen Laden nichts dergleichen vermutet. Der Rotschopf wühlte darin, fragte nach Preisen und blieb endlich an einem mit Rubinen besetzten, schmalen Armreif hängen, für den Lengbee achthundert Dollar verlangte, während sie ihm nur dreihundert bot.
    Die beiden feilschten länger als eine Viertelstunde, und dann einigten sie sich auf fünfhundertfünfzig Dollar. Sie zahlte bar und streifte den Reif sofort über.
    »Eine büdschöne Kette haben Sie da, Miss Rosie«, meinte da der Alte, »darf ich mir die einmal genauer betrachten?«
    »Nein«, erwiderte sie schroff und ließ die Perlenkette im Ausschnitt ihres Kleides verschwinden.
    Es war eine doppelreihige Perlenkette, die merkwürdigerweise den Verschluss an der Vorderseite hatte. Dieser Verschluss hatte die Form einer Rose und war mit Brillanten besetzt. Jetzt plötzlich wusste ich, woher ich das Mädchen kannte.
    Der Verschluss der Perlenkette hatte mich darauf gebracht. Ich hatte diese Kette im Cancan gesehen, und die Rothaarige war die damalige Freundin von Big Ross gewesen.
    »Warum starren Sie mich denn so an? Bin ich Ihnen vielleicht etwas schuldig?«, fragte sie mich lachend, und da merkte ich erst, dass ich sie wohl die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen hatte.
    »Ich habe mir überlegt, woher ich Sie kenne, und es ist mir soeben eingefallen«, grinste ich zurück. »Ich erinnerte mich zuerst an diese auffallende Kette, ein Prachtstück übrigens, und dann an Ihr Haar, dessen Farbe man nicht übersehen kann.«
    Plötzlich war das Lächeln aus ihrem Gesicht weggewischt. Ihre rechte Hand mit den überlangen, gelackten Nägeln fuhr an den Hals, als wolle sie das Schmuckstück verstecken oder vielleicht auch schützen.
    »Ich erinnere mich nicht, Ihnen schon einmal begegnet zu sein«, sagte sie kurz und drehte mir den Rücken zu.
    De Alte versuchte ihr heimlich Zeichen zugeben, aber sie merkte es nicht.
    »Umso besser erinnere ich mich. Denken Sie noch an den Abend im Cancan, als Big Ross Krach mit Keys hatte? Was macht eigentlich der gute, alte Big Ross, oder gehen Sie nicht mehr mit ihm?«
    Sie gab mir keine Antwort, aber ihre Hand, mit der sie an dem neu gekauften Armreif nestelte, zitterte. Sie zitterte wohl vor Wut.
    »Auf Wiedersehen, Miss Rosie, und wenn Sie Big Ross treffen sollten, so grüßen Sie ihn von Jerry.«
    Während ich den Laden verließ, warf ich noch einen Blick zurück. Der Alte und das Mädchen tuschelten zusammen. Sicherlich erzählte er ihr jetzt, wer ich sei. Ich hatte ein stilles Vergnügen daran, was für ein Gesicht Big Ross machen würde, wenn sie ihm einen Gruß von G-man Jerry Cotton ausrichtete. Allerdings schwand diese Anwandlung sehr schnell, als ich an Phil dachte.
    ***
    Phil lag zur selben Zeit auf der Couch eines kleinen Zimmers. Das Zimmer war recht nett eingerichtet, und die Couch wäre außerordentlich bequem gewesen, wenn man ihn nicht mit Händen und Füßen gefesselt hätte. Es war so gefesselt, dass jeder Versuch, sich loszumachen, von vornherein zum Scheitern verdammt war. Die Leute, die ihn so verpackt hatten, verstanden ihren Job. Das Einzige, was er tun konnte, war Nachdenken.
    An der ganzen prekären Lage, in der er sich jetzt befand, war nur sein tiefer Schlaf schuld. Er war am frühen Morgen um ungefähr fünf Uhr nach Hause gekommen, hatte die Tür nur eingeklinkt und sich sofort hingelegt. Er wurde erst wach, als jemand ihm einen harten Gegenstand mehrmals in die Rippen stieß.
    Beim ers'ten Mal drehte er sich um und wälzte sich auf die andere Seite, beim zweiten Mal grunzte er ärgerlich, und beim dritten Mal schlug er die Augen auf, um zu sehen, was es sei, das ihn störte. Dann allerdings wurde er
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