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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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aus seinem Sessel empor und machte zwei rasche Schritte in die Richtung der Tür. »Das Waschbecken läuft Uber. Ich habe vergessen, den Hahn abzudrehen.«
    Er wollte an mir vorbei, aber ich erwischte ihn am Ärmel, riß ihn zurück und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf seinen Sessel. »Ich werde nachsehen, wenn Sie gestatten.«
    Er wagte keine Entgegnung. Aber seine Augen waren plötzlich schreckgeweitet. Zitternd nestelten seine schmalen Hände am Aufschlag der Hausjacke. Die Mundwinkel des Mannes zuckten.
    Ich warf Phil einen Blick zu. Mein Freund nickte und baute sich so hinter Herrick auf, daß er nicht zu der auf den Gang führenden Tür entkommen konnte. Ich stieß die andere Tür auf.
    Ein kleines Badezimmer bot sich meinem Blick. Es war dunkelblau gekachelt und verfügte über eine Duschkabine, Wanne, Spiegel mit kleinem Toilettentisch und ein Waschbecken, das randvoll war.
    Der Hahn darüber war halb aufgedreht, so daß ständig ein dünner Wasserstrahl das Becken zum Überlaufen brachte. Das Wasser rann an der Außenseite herab, sammelte sich in Höhe des Abflußrohrs und tropfte von dort zu Boden. Dabei entstand das Geräusch, das wir vernommen hatten. Auf den Fliesen stand bereits eine kleine Pfütze.
    In dem Waschbecken lag ein weißes Oberhemd. In der Seifenschale befand sich eine Nagelbürste.
    Ich trat schnell hinzu, drehte den Hahn zu, zog das Hemd vorsichtig aus dem Wasser und wrang es etwas aus. Dann breitete ich das Hemd auseinander und legte es auf den Rand der Badewanne. Die Vorderseite wies deutlich einige rostbraune Spritzer auf.
    Sie waren zum Teil bereits sehr undeutlich, was sicherlich von Herricks Schrubben mit der Nagelbürste herrührte.
    Dennoch konnte ich klar erkennen, um was es sich handelte. Für die rostbraunen Flecken gab es nur eine Erklärung.
    Es mußte sich um Byran Dales Blut handeln.
    ***
    Aus dem Nebenzimmer erklang plötzlich ein erstaunter Ruf.
    Mit einem Satz war ich an der Tür und blieb wie angewurzelt stehen.
    Phil stand noch immer hinter dem Sessel, in dem Herrick hockte. An diesem Bild hatte sich nichts verändert. Beide starrten jedoch zu der Zimmertür, die weit geöffnet war.
    Wer auf der Schwelle stand, konnte ich nicht erkennen. Denn Tür und Wand bildeten einen rechten Winkel.
    Mein Standort lag so, daß die Tür den Ankömmling völlig vor meinen Blicken verbarg.
    Um etwas Erfreuliches konnte es sich jedoch nicht handeln, wie ich Phils Blicken entnahm.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte ich die Situation überblickt und machte mich gerade daran, zur Tür zu springen, als Phils Hand unter das Jackett fuhr. Ich kannte diesen Griff. Er galt dem Revolver.
    Mein Freund kam nicht mehr dazu seine Waffe zu ziehen.
    Ein scharfer Knall peitschte auf. In dem engen Raum war die Detonation ohrenbetäubend. Ein kurzer Feuerstrahl schoß am Rand der Tür vorbei.
    Noch im gleichen Atemzug wurde die Tür aufgerissen. Schwere Schritte dröhnten über den Gang. Dann war der Spuk vorbei.
    Das heißt, um einen Spuk handelte es sich nicht. Davon zeugte das häßliche kleine Loch in Herricks Stirn.
    Langsam und schwer, mit Bewegungen wie bei einer Marionettenpuppe, sackte der Sekretär nach vorn und rutschte vom Sessel.
    Phil beugte sich über ihn, richtete sich aber sofort wieder auf. »Tot. Los, Jerry! Wir müssen den Kerl erwischen!«
    »Wer war es?« fragte ich und riß die Tür zum Flur bereits auf.
    »Der Unheimliche. Der Dämon oder wie immer wir ihn auch nennen wollen. Sein Anblick ist so fürchterlich, daß ich einen Augenblick wie gelähmt war.«
    ***
    Auf dem ersten Treppenabsatz blieben wir lauschend stehen.
    Weit unter uns gab es einen schmetternden Krach, so als werde eine Stahltür ins Schloß geworfen.
    »Ich weiß, wo er ist«, stieß Phil hervor und rannte los. »Es kann sich nur um die große Stahltür am Ende des Gangs im ersten Stock handeln. Ich sah sie vorhin. Sie führt nach hinten, wahrscheinlich auf den Hof.«
    Wir erreichten den ersten Stock, hetzten durch den Flur, gelangten an die Stahltür und blieben mit fliegenden Pulsen davor stehen.
    Phil nahm seinen Revolver in die Rechte und richtete die Mündung auf die Tür. Ich stellte mich seitlich daneben, erfaßte die Klinke, drückte sie herab und riß die Tür ruckartig auf.
    Niemand stand dahinter.
    Kühle Abendluft wehte herein. Von einem kleinen Podest hinter der Tür führte eine Treppe mit eisernen Stufen auf den Hof. Viel konnte ich von ihm nicht erkennen. Es war ziemlich finster.
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