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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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uns geöffnet wurde.
    Buster Herrick, der geschniegelte Bursche mit dem arroganten bleichen Gesicht, glotzte uns aus geröteten Augen an. Er war in eine seidene Hausjacke gehüllt und roch derart nach Whisky, daß es mir verdächtig erschien.
    Blitzschnell streckte ich die Hand aus und packte das Revers der Jacke.
    Ich hatte richtig vermutet. Die schwere Seide war feucht. Als ich an meinen Fingern roch, stieg mir Whiskydunst in die Nase.
    »Sparen Sie sich die Mühe, sich betrunken zu stellen, Mr. Herrick!« herrschte ich den Sekretär an. »Sie haben bestenfalls einen oder zwei Whisky getrunken. Den Rest haben Sie sich auf den Schlips gekippt, damit wir die Fahne riechen. Das ganze Theater hat wahrscheinlich den Sinn, uns glauben zu machen, daß Sie hier bereits seit einer Stunde zechen. Oder?« Ich schob den Burschen in das große Zimmer und sah mich flüchtig um. Es war eine behaglich eingerichtete Bleibe mit einem großen Fenster, das auf einen Hinterhof wies. Linker Hand sah ich eine Tür, die vermutlich ins Badezimmer führte. Phil stellte das Radio ab.
    »Setzen Sie sich!« gebot ich, und Herrick ließ sich in einen tiefen Sessel plumpsen. Offenbar war er sich jetzt nicht mehr ganz darüber im klaren, ob er weiterhin den Betrunkenen spielen sollte oder nicht. Er entschied sich für die volltrunkene Rolle, fing an, unmanierlich aufzustoßen und brabbelte unzusammenhängende Laute.
    »Phil, dort auf dem Fenstersims steht das Telefon. Ruf doch bitte den Doc von der City Police an! Er soll sofort herkommen und alle Utensilien zur Bestimmung des Alkoholgehalts im Blut mitbringen.« Mein Freund unterdrückte ein Grinsen und ging zum Telefon. Ich beobachtete Herrick. Er war bei meinen Worten noch bleicher geworden, richtete sich ruckartig auf und vergaß für einige Sekunden seine Rolle.
    »Es ist besser für Sie, Herrick, Sie geben das Theater auf.«
    Er antwortete nicht, sondern schielte ängstlich zu Phil, dessen Hand über dem Telefonhörer schwebte. »Na schön«, brummte Herrick schließlich. »Ich bin nicht betrunken.«
    »Und warum versuchen Sie, den Anschein zu erwecken?«
    »Sie sind mir so widerlich, daß ich Sie schnell wieder loswerden wollte. Ich dachte, das wäre am ehesten möglich, wenn ich mich betrunken stelle. Dann würden Sie mich vielleicht nicht so lange mit Fragen belästigen.«
    »Reizende Sympathiekundgebung, Herrick. Sie können mir glauben, daß ich Ihre Gefühle aus vollem Herzen erwidere. Aber darum geht es jetzt nicht. Was wir wissen wollen, ist: Wo waren Sie zwischen 7 Uhr und 7.10 Uhr?«
    »Hier auf meinem Zimmer. Warum?«
    »Sie haben sich also die ganze Zeit nicht aus dem Zimmer gerührt?« fragte Phil.
    Die Antwort kam zögernd. »Nein. Das heißt: ja, vorher. Also seit halb sieben bin ich hier auf meinem Zimmer. Aber warum eigentlich die Fragen? Habe ich ein Alibi nötig?«
    Ich ging darauf nicht ein, sondern wollte wissen: »Wie kommt es dann, Mr. Herrick, daß Catherine Winter uns sagte, sie habe Sie aus dem Haus gehen sehen?«
    »Wann soll das gewesen sein?« Er fiel auf meinen Bluff herein.
    »Das sagte Mrs. Winter nicht. Aber es muß innerhalb der von Ihnen angebenen Zeitspanne gewesen sein. Hm?«
    Der Sekretär druckste einige Sekunden herum. Plötzlich erhellte sich seine Miene. »Ja, natürlich.« Er schlug sich theatralisch mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich war in der Buchhandlung an der Ecke, um mir eine Zeitung zu kaufen.«
    »Wir werden das natürlich nachprüfen, Mr. Herrick.«
    »Von mir aus.« Sein Grinsen war gequält.
    »Wo ist denn die Zeitung?« schnappte ich zu.
    Wortlos deutete er auf einen Bücherbord an der Wand. Auf einem Stapel zerlesener Magazine lag eine gefaltete Zeitung.
    Phil trat hinzu und warf einen Blick darauf. »Es ist die heutige Ausgabe.«
    Für einige Augenblicke herrschte Schweigen. Herrick bewegte sich unbehaglich in seinem Sessel. Ich hatte den Blick auf den Sekretär gerichtet, und auch Phil starrte ihn unverwandt an.
    »Was haben Sie für einen Wagen benutzt?« fragte ich plötzlich.
    »Wie?«
    Er ging mir nicht auf den Leim. Also wiederholte ich die Frage in anderer Form. »Was für einen Wagen fahren Sie?«
    »Einen Packard.«
    »Wo ist er?«
    Bevor Herrick eine Antwort geben konnte, hob Phil die Hand und neigte lauschend den Kopf. Da jetzt das Radio nicht mehr lief, konnte man deutlich das tropfende Geräusch vernehmen, das hinter der Tür erklang.
    Herrick saß wie erstarrt. Dann schnellte er
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