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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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konnte er mich auch nicht gesehen haben.
    »Worum geht’s eigentlich?« fragte der Besitzer des Plymouth. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf.
    »Vor fünf Minuten ist ein Mann in einem Wagen ermordet worden. In dem Cadillac dort vorn.«
    Dem Grauhaarigen blieb der Mund offenstehen. »Was?« stieß er endlich hervor. »Was machen wir jetzt?«
    »Keine Angst! Wir machen gar nichts. Ich werde den Mörder stellen. Sie können dann mit Ihrem Wagen wieder…«
    »Aber ich wäre gern dabei. Schließlich sieht man so was nicht alle Tage, und meine Freunde werden…«
    »Daraus wird nichts, Mister. Wenn ich aussteige, fahren Sie weiter bis zur nächsten Telefonzelle, rufen von dort aus das FBI an, verlangen Phil Decker und sagen ihm, daß Jerry…«
    Ich kam nicht weiter. Aus einer Nebenstraße direkt vor uns rollte ein Lastzug. Hart trat ich auf die Bremse.
    Der Plymouth schlidderte noch ein Stück mit kreischenden Reifen über den Asphalt. Dann stand der Wagen. Der Grauhaarige war mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe gestoßen und rieb sich jetzt die Stirn.
    Während sich der Lastzug in den Verkehr einordnete, beugte sich ein junger Mann, wahrscheinlich der Beifahrer, aus dem rechten Seitenfenster und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    Die Schimpfkanonade, die er dabei vom Stapel ließ, konnte ich nicht verstehen. Erst jetzt merkte ich, daß wir bei Rotlicht über eine Kreuzung gebraust waren.
    Vorsichtig bugsierte ich den Wagen hinüber, winkte dem Verkehrscop, der auf den Plymouth zusteuerte, freundlich zu, gab Gas und brauste davon.
    Erst am Times Square sah ich den Cadillac mit Saminale wieder. Einige Wagen hatten sich zwischen uns geschoben. An ein Überholen war nicht zu denken.
    Er fuhr das untere Stück der Fifth Avenue und den West Broadway entlang, bog in die Franklin Street ein und ging mit der Geschwindigkeit herunter.
    Ich folgte ihm einige 100 Meter und trat dann auf die Bremse. Der Mestize kehrte tatsächlich zu dem Mietshaus zurück, in dem er und ich wohnten.
    »Vielen Dank, Mister. Ich steige jetzt aus. Bitte rufen Sie beim FBI an, und sagen Sie, Jerry benötige Unterstützung in der Franklin Street!«
    Mit einem kurzen Gruß ging ich davon. Der Grauhaarige blieb in seinem Wagen zurück. Ich rechnete nicht auf seine Hilfe. Er war nicht der Typ. Wahrscheinlich fuhr er jetzt schnellstens nach Hause, um dort sein Erlebnis zu erzählen. Den Auftrag, Phil anzurufen, würde er sicherlich verschweigen. Ich sollte recht behalten, wie sich später erwies.
    Die Franklin Street lag düster. Die trüben Laternen waren in so großen Abständen aufgestellt, daß ihr Licht nur als Richtungsweiser dienen konnte.
    Es fing an zu regnen. Bald lag die Straße wie leergefegt.
    50 Meter etwa trennten mich noch von der Vorderfront des Mietshauses.
    Der Cadillac parkte in der Nähe des Eingangs. Während ich langsam näher kam, wurde der Schlag des Wagens geöffnet und Saminale schwang sich ins Freie. Er griff noch einmal in den Wagen hinein, aber ich konnte nicht erkennen, was er tat. Mit schnellen Schritten eilte er dann zum Eingang des Mietshauses und verschwand im Flur.
    Ich blieb neben dem Cadillac stehen und starrte durch ein Seitenfenster ins Innere des Wagens.
    Der Mestize hatte den Leichnam geschickt unter einem hellen Mantel verborgen. Der Tote lag quer über dem Vordersitz, war jedoch so gründlich zugedeckt, daß man alles mögliche unter dem Mantel vermutet hätte, niemals aber eine Leiche.
    Saminales Tat war seltsam. Der Mestize brachte einen Mann um und fuhr mit der' Leiche davon. Auch jetzt hatte er noch keinen Versuch unternommen, sich des Toten zu entledigen. Das war ein zusätzliches Risiko, das der Mörder einging.
    Grübelnd verharrte ich neben der rechten Vordertür des Wagens und war mir nicht schlüssig, ob ich die Tür öffnen und einen Blick auf den Toten werfen sollte oder nicht.
    Für einen kurzen Augenblick stand ich mit dem Rücken zur Tür des Mietshauses. Daß ich mit dem Leben davonkam, verdanke ich der Seitenscheibe des Fahrzeugs, die durch das dunkle Innere wie ein Spiegel wirkte und mich warnte.
    Ich nahm die flüchtige Bewegung, die sich in der Scheibe spiegelte, nur im Unterbewußtsein wahr. Meine Reaktion wurde vom Instinkt geleitet.
    Ich ließ mich zu Boden fallen. Im gleichen Augenblick zischte etwas über mich hinweg und fuhr in die berstende Scheibe. Ein Regen feiner Splitter fiel auf mich. Gedankenschnell wälzte ich mich herum.
    Der Mestize stand hoch aufgerichtet
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