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0280 - Entscheidung am Teufelsfelsen

0280 - Entscheidung am Teufelsfelsen

Titel: 0280 - Entscheidung am Teufelsfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kurzen Einkaufstrip. Sie entschloß sich fürs Sonnenbad. Die nahtlose Bräune mußte wieder aufgefrischt werden. Die Wettervorhersage war kaum mehr als eine Sage, und am nächsten Tag konnte es schon wieder saukalt und regnerisch sein.
    Nicole wollte gerade wieder aus dem Wasser klettern, als sie Schritte hörte. Überrascht sah sie auf.
    Zamorra war wieder da!
    »Habe ich’s mir doch gedacht, daß ich dich hier finde«, strahlte er sie an. »Hallo, Nici! Na, wenn das keine Begrüßung ist…«. Und er kam bis an den Poolrand und streckte die Arme aus, um dem süßen Mädchen hinauszuhelfen.
    Nicole dachte an Minirockmädchen in Venedig. »Hast du dir gedacht, mein Lieber«, stammelte sie. »Kommst nach Haus, und das Weibchen wartet willig und nackt nur auf dich, wie?« Sie packte zu, und Zamorra landete neben ihr im Pool.
    »He«, prustete er, als er wieder auftauchte. »Bist du verrückt geworden?«
    Nicole Duval lachte. Sie warf sich förmlich in seine Arme und küßte ihn. »Bei der Hitze solltest du über die Abkühlung froh sein«, sagte sie und ließ sich festhalten und streicheln. Sie hatte ihn doch vermißt, sein Lachen, seine Wärme, seine ganze Gegenwart. »Ich liebe dich!«
    »Ich dich auch«, flüsterte er ihr zu, knabberte sanft an ihrem Ohrläppchen und löste die Umarmung auf. Mit ein paar kräftigen Bewegungen schwamm er zum Beckenrand, zog sich hinauf und half auch Nicole empor.
    »Ich hatte gedacht, daß du anrufst«, sagte sie.
    »Habe ich doch auch. Vielleicht hast du es überhört. Raffael nahm das Gespräch entgegen und holte mich auch in Lyon ab. Das Flugzeug mit Carsten an Bord fliegt weiter nach England, müßte inzwischen eigentlich schon in London sein.«
    »Hat es geklappt?« fragte sie.
    »Mit dem Kristall? Ja. Im Grunde kann ich jederzeit in die Vergangenheit zurückspringen und weitermachen, wo ich aufgehört habe. Aber ich möchte doch ein oder zwei Tage Pause dazwischenschalten. Die Vergangenheit läuft mir nicht weg. Ich kann in die gleiche Zehntelsekunde zurückkehren, in der ich Troja verließ.«
    Nicole lächelte und küßte ihn wieder. »Möchtest du einen Fruchtsaft?« fragte sie. »Warte. Mit den nassen Sachen läufst du uns nicht über die kostbaren Teppiche. Ich bringe dir alles, auch Ersatzkleidung, wenn nötig.« Sie frottierte sich mit einem großen, flauschigen Tuch ab und hastete davon. Als sie mit einer Flasche und zwei Kristallgläsern zurückkam, hatte Zamorra seinem durchnäßten Anzug schon Urlaub gegeben und grinste Nicole vergnügt an. »Gut, daß du keinen Apfel mitgebracht hast… Die Feigenblatt- und Flammenschwert-Produktion würde ungeahnte Aufschwünge erleben.«
    Nicole lächelte zurück. »Wenn du aufs Paradies anspielst - Staubsauger haben wir genug.«
    »Hä?« machte Zamorra erstaunt und wenig vornehm.
    »Na, kennst du die Bibel nicht mehr? Und der Herr sprach zur Schlange: Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang -das war die Erfindung des Staubsaugers!«
    Zamorra schüttelte den Kopf und nippte am Fruchtsaft. »Was soll der Herr Professor von dir denken«, brummte er. Er suchte in einer Tasche seines durchnäßten Anzugs und wurde fündig. »Schade, ist auch naß geworden… kleines Mitbringsel von Murano.«
    Nicoles Augen leuchteten neugierig auf. »Was ist das?«
    »Schau es dir an«, sagte er und warf es ihr zu. Sie faltete die winzigen Teile auseinander und schaute verblüfft auf einen äußerst verwegen geschnittenen Mini-Tanga, dessen sparsame Stoffdreiecke mit funkelnden Kristallglasperlen besetzt waren, die im Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben schimmerten und fantastische Reflexe erzeugten.
    Nicole war fassungslos. Dann aber nahm sie Zamorra den Fruchtsaft aus der Hand, stellte ihn in sicherer Entfernung ab und umarmte ihn. In der Umarmung verschmolzen sie küssend und voller Liebe miteinander und holten all das nach, was sie in den Tagen der Trennung versäumt hatten.
    Bis die Störung kam.
    ***
    Gryf ap Llandrysgryf saß am Ufer, rauchte gemütlich sein Pfeifchen und beobachtete die Angel. Seit über einer Stunde hatte sich kein Fisch mehr gemeldet. Vielleicht waren die Biester ausgewandert, weil ein paar Meilen entfernt ein anderer Angler mit schmackhafteren Ködern saß. Oder die schwimmenden Grundnahrungsmittel hatten spitzgekriegt, daß es ihnen hier an den Kragen ging, und holten ihren großen Bruder vom Meer herbei, den Hai.
    Gryf störte es nicht.
    Er genoß das prachtvolle Wetter und die Ruhe.
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