0267 - Die Taximörder von New York
Salz. Er begann zu graben, konnte aber nichts finden. Er versuchte es nun an einer anderen Seite. Auch hier war nichts. Kreuz und quer wühlte er am Rande des Salzberges herum, und endlich knurrte er frohlockend. Er war mit dem Schaufelblatt auf Widerstand gestoßen.
Vorsichtig kratzte er das Salz beiseite und fuhr zusammen. Entsetzt starrte er auf seinen unheimlichen Fund. Er hatte eine menschliche Hand freigelegt. Sie war zur Faust geballt und ragte aus dem roten Viehsalz hervor.
Heflin ließ die Schaufel fallen und stürzte mit einem gellenden Schrei aus dem Schuppen.
***
Am Freitagmorgen klapperten wir — Walter Stein, Jimmy Reads, Phil und ich — sämtliche Zeitungsredaktionen ab und verteilten Fotos von dem Mörder Liz Alongis. Wir hatten uns die Aufgabe geteilt, und ich war nun zur »Tribune« gefahren und saß in einem riesigen Raum Tim Kelling gegenüber.
Ungefähr zwanzig Reporter tippten auf zwanzig Schreibmaschinen ihre Berichte. Man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.
Kelling grinste. »Yeah, Mr. Cotton. Unsere Kollegen in Europa sind da besser dran als wir. Dort werden die Menschen nicht so zusammengepfercht wie hier. Wir laufen gegen diese Zustände Sturm, doch es nützt nicht viel. Erweiterungsbauten lassen diese Zeitungspaläste nicht mehr zu. Hier ist jeder Winkel ausgenutzt worden. Der Wunsch vom eigenen Büro, wo man höchstens einen oder zwei Kollegen neben sich sitzen hat, wird wohl für immer nur ein Wunschtraum bleiben. Da haben Sie es ja besser.«
Ich nickte. »Na ja, Mr. Kelling, jedes Ding hat seine zwei Seiten. Auch bei uns könnte manches noch anders sein, aber wir sind eigentlich recht zufrieden.«
»Haben Sie etwa einen Fang gemacht, daß Sie sich persönlich herbemühen, Cotton?«
Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Kelling. Ich wollte Ihnen nur ein Bild bringen. Es muß veröffentlicht werden, damit wir erfahren, um wen es sich handelt.«
Ich gab ihm das Foto und sah seinen erstaunten Blick.
»Ein Cop? Was hat der denn ausgefressen?«
»Es ist kein Cop, Kelling, sonst wüßten wir ja seinen Namen.«
Er lachte. »Selbstverständlich. Hätte ich mir ja eigentlich denken können.«
»Dieser Mann gehört zur Gang des Taxi-Mörders.«
»Zur Gang?« fragte Kelling erstaunt. »Soll das heißen, daß Sie von der Einzelgänger-Theorie abgerückt sind?«
Ich nickte. »Endgültig, Mr. Kelling. Wir brauchen nicht länger ein Geheimnis daraus zu machen. Die Fotos und Zeichnungen am Mittwoch stellten bereits Mitglieder dieser Gang dar. Das heutige Bild zeigt einen Unbekannten, der in der letzten Nacht ein junges Mädchen erdrosselt hat. Er verschaffte sich mit Hilfe dieser Uniform Zutritt zu ihrem Zimmer. Anschließend wurde er aus einem dunkelblauen Mercury erschossen. Mitten auf dem nächtlichen Broadway, Kelling.«
»Schrecklich«, stöhnte der Reporter. »Wo soll das noch hinführen?«
Ich bot ihm eine Zigarette an. »Sehen Sie, es hat jetzt keinen Zweck mehr, dem Taxi-Mörder Unwissenheit vorzuspielen. Wir durchschauen seine Pläne sehr gut.«
Ich legte ihm die Zusammenhänge nach meiner Sicht dar.
»Dann besteht also zwischen den Taxi-Morden und dem Verschwinden der Patrolmen ein Zusammenhang?«
»Yes, Mr. Kelling. Wir haben lange überlegt, was wir tun sollen. Abwarten, bis der Unbekannte seinen großen Coup startet? Das wäre zu unsicher, denn wir wissen ja nicht, wo er ihn geplant hat. Ich bin sicher, wie ich Ihnen schon erklärte, daß ein Dienstag der Stichtag ist. Der Unbekannte soll den Zeitungsberichten ruhig entnehmen, daß wir genau von der Verbindung zwischen den Taxi-Morden und dem Verschwinden der Patrolmen wissen. Wir verheimlichen nur unsere Vermutung, daß die Uniformen der Beamten für einen Überfall Verwendung finden sollen. Wir haben bereits alle Banken gewarnt. Ferner haben wir die Firmen in New York unterrichtet, die Dienstag Lohntransporte durchführen oder größere Summen in ihren Tresoren haben. Das bleibt natürlich geheim, Kelling. Nach den unwahrscheinlichen Vorbereitungen der Gang steht wohl fest, daß man sich ein lohnendes Objekt aussuchen wird. Mit ein paar tausend Dollar geben die Brüder sich bestimmt nicht zufrieden. Ich glaube sogar felsenfest daran, daß sie sich eine Bank aussuchen werden. Überall in New York wird man auf sie vorbereitet sein.«
Kelling nickte. »Hoffentlich ist die Polizei auch sofort zur Stelle. Wenn die Gangster erst einmal merken, daß sie in eine Falle gelaufen sind, werden sie bestimmt
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