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0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
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geklopft hatten und der Schlüssel des Wärters schon klirrte, sagte er: »G-man, es ist schlecht für mich, dass ihr Tracy erschossen habt. Ich hatte darauf gebaut, dass ich als Zeuge gegen ihn vor Gericht auftreten kann und dass das Gericht mich als Kronzeugen billig davonkommen lässt. Jetzt wird kein Zeuge mehr gebraucht, aber ich bin der einzige Überlebende aller, die an dem Überfall beteiligt waren. Mit einem Wort, ich allein kann verurteilt werden, und die Richter werden mich hart verknacken.«
    »Ich glaube, du machst dir unnötige Sorgen, Rush. Das Gericht wird uns als Zeugen vernehmen, und wir werden natürlich aussagen, dass du mit dem FBI zusammengearbeitet hast. Wenn du den Richtern klarmachen kannst, dass du aus echter Reue gehandelt hast, werden sie Milde walten lassen.«
    Der »Lord« nagte an seiner Unterlippe. Er nickte, als wäre er mit mir einer Meinung, aber dann sagte er: »Mir steht ein Rechtsanwalt zu, G-man. Bisher habe ich darauf verzichtet, aber jetzt möchte ich, dass sich ein Anwalt um mich kümmert.«
    »Selbstverständlich, denn es ist dein Recht. Soll der Untersuchungsrichter den Anwalt benennen?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich will Charles T. Vermont, W 144. Straße Nr. 3622.«
    Ich warf dem Gangster einen aufmerksamen Blick zu. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Schön«, sagte ich. »Ich werde veranlassen, dass er benachrichtigt wird.«
    ***
    Im Allgemeinen mag ich Zeitungsreporter gut leiden. Gewöhnlich sind es clevere Jungs, und wenn man ihnen gut zuredet, so benehmen sie sich manchmal sogar vernünftig. In ein paar Fällen habe ich mit Journalisten gut zusammengearbeitet.
    Öfter freilich ärgern sich Polizisten über sie. Reporter haben eine raue Art, mit der Polizei umzuspringen, und offenbar nehmen sie an, es mache ihren Lesern weniger Spaß, von den Erfolgen der Polizei zu lesen als von ihren Misserfolgen.
    Am nächsten Tag lasen wir in den New Yorker Zeitungen Überschriften wie diese: Wo sind die Hunderttausend aus dem Lamond-Raub?
    FBI erschießt den Mann, der das Versteck der Hunderttausend kennt.
    Bankräuber nimmt sein Geheimnis mit ins Grab!
    Kurz und gut, sie schrieben, das FBI hätte mal wieder eine Schlappe erlitten. Na schön, das waren wir gewohnt, aber die Berichte über Jack Tracy mussten in den Lesern den Eindruck erwecken, da stünde ein Koffer voll Dollars in der Gegend herum und warte nur sehnsüchtig darauf, davongetragen zu werden.
    Ich konnte mir vorstellen, wie New Yorks Unterweltlern bei der Lektüre das Wasser im Munde zusammenlief. Zur Hölle - hunderttausend Dollar, und der letzte Mann, der den Schatz mit ’ner Kanone in der Hand verteidigen konnte, war erschossen worden. Das war gleichbedeutend, als erfuhr man von einer Goldmine, die man nur noch auszugraben brauchte. Wenn New Yorks Gangster allerdings eine Goldmine ausheben wollen, dann bewaffnen sie sich nicht mit Spaten und Schaufel, sondern mit Maschinenpistolen, Totschlägern und feststehenden Messern. Ich las die Zeitungsartikel mit Sorge, und mich befiel eine Vorahnung, dass wir mit den Almond-Dollars noch ’ne Menge Ärger bekommen würden. Auch James Holways Rolle wurde in den Berichten entsprechend gewürdigt.
    Nur durch das Eingreifen dieses tapferen Bürgers gelang es den FBI-Beamten, den gefährlichen, schießwütigen und brutalen Bankräuber zur Strecke zu bringen. New York kann auf James Holway stolz sein.
    So schrieb eine Zeitung, und ich hätte mich nicht gewundert, auf der letzten Seite eine Anzeige der Chase National Bank zu finden.
    Vertrauen Sie uns Ihr Geld an, denn wir beschäftigen den unerschrockenen James Holway.
    Ich legte die Zeitung zusammen und dachte nach.
    Tracy würde sich nicht weit von seinen Dollars entfernt haben. Wenn ich den Ort fand, an dem er während der letzten Tage geschlafen hatte, so stand es tausend zu eins, dass ich auch die geraubten Dollars finden würde. Als der Gangster erschossen wurde, trug er nur tausend Dollar bei sich, den großen Rest hatte er also in seinem Versteck zurückgelassen. Da es unwahrscheinlich war, dass Jack allein gehaust hatte, musste wenigstens noch ein Mensch das Versteck kennen, und ich war fast sicher, dass es sich dabei um eine Frau handelte. Kein Gangster vertraut einem anderen Gangster hunderttausend Dollar an, aber es ist vorstellbar, dass er sie einer Frau anvertraut, entweder weil er sie unterschätzt, oder weil er ihre Liebe zu ihm für so groß hält, dass er glaubt, sie würde ihn nie verraten. Ich denke, die
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