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0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer

Titel: 0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
Autoren: Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
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hinaus in das Badezimmer.
    Ich grinste ihr nach. Als ich das Wasser rauschen hörte, huschte ich mit wenigen Schritten zum Telefon und begann das alphabetische Notizbuch zu durchblättern. Es war in der üblichen flüchtigen Art einer von Natur aus unordentlichen Frau beschrieben.
    So stand zum Beispiel unter dem Buchstaben »M« das Wort »Milch« und dahinter eine Telefonnummer, die sicherlich die des Milchgeschäftes betraf, von dem Paola Baker beliefert wurde. Unter anderen Buchstaben waren Namen verzeichnet, die mir nichts sagten und hinter denen sich ebenso irgendein schwerer Junge aus Paolas Bekanntschaft verbergen konnte wie ihre Schneiderin. Immerhin fiel mir auf, dass sie in einigen Fällen nur Buchstaben notiert hatte, so zum Beispiel ›J, H‹, und danach eine Telefonnummer. Ich tippte darauf, dass es James Holways Nummer war, und ich schloss daraus, dass das Girl die Angewohnheit hatte, vor Telefonnummern guter Bekannter, nur die Anfangsbuchstaben zu notieren. Ich fand eine Reihe so gekennzeichneter Nummern in dem Notizbuch, und ich notierte sie alle.
    Paola Baker hielt sich, um mich zu ärgern, mächtig lange im Badezimmer auf. Ich konnte ihre Notizen in Ruhe studieren und abschreiben, was mir interessant schien. Endlich kam sie, angezogen und mit Make-up im Gesicht.
    »Ich bin fertig, G-man«, zischte sie. »Sie können Ihre Schikanen starten.«
    In meinem Jaguar fuhren wir zum Hauptquartier. Ich weiß nicht, ob es an dem schnittigen Schlitten lag oder ob ihr anderes eingefallen war, jedenfalls schaltete sie unterwegs um. Sie schnurrte wie eine Katze, rückte so nahe an mich heran, dass sie mich beim Fahren hinderte und fragte mich, wie ein Mann, der über genug Gehirn, genug Muskeln verfüge und außerdem noch gut aussähe, sich mit den paar lumpigen Staatsdollars zufrieden geben könnte.
    Ich wurde nicht unhöflich, aber sie merkte bald, dass auf diese Tour bei mir nicht viel zu holen war.
    Im Hauptquartier lieferte ich sie bei einem unserer Vernehmungsbeamten ab. Sehr ernsthaft empfahl ich ihm, Miss Baker über alle Einzelheiten im Zusammenhang mit Tracy zu vernehmen.
    Er kam mit mir hinaus auf den Korridor und erkundigte sich.
    »Himmel, Jerry, wonach soll ich sie fragen?«
    »Frag sie, wonach du willst. Du wirst ohnedies nichts aus ihr herausholen, was 16 sie nicht von selbst sagen will. Sie soll keine Gelegenheit haben, in der nächsten Stunde zu telefonieren.«
    Während sich der Kollege mit Paola Baker beschäftigte, rief ich die Telefongesellschaft an.
    Ich verlangte Auskünfte über die Besitzer der Telefonanschlüsse, deren Nummern ich bei dem Girl notiert hatte, und ich erhielt diese Auskünfte prompt.
    Zwei Auskünfte schienen interessant zu sein. Eine der Nummern gehörte dem Trocadero-Club, 107. Straße, die andere einer Frau, die Lil Wayt hieß und in der 37. Straße, Nummer 1215 wohnte, und das bedeutete, sie wohnte ganz in der Nähe von »Lalys Saloon«, in dem Tracy sein Ende gefunden hatte.
    In den Klubs ist während des Vormittags ohnedies nichts zu machen. Ich fuhr zur 37. Straße.
    Nr. 1215 war ein großes düsteres Haus. Lil Wayt besaß eine Wohnung im dritten Stock. Es gab keine Klingel. Eine große Frau öffnete mir. Sie hatte die Dreißig überschritten. Ihr Haar war sehr blond gefärbt. Und ihr Gesicht wies scharfe Züge auf.
    »Sind Sie Miss Wayt?«, fragte ich.
    Die Blonde nickte.
    »Paola Baker schickt mich zu Ihnen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Kommen Sie herein«, sagte sie zögernd.
    Die Wohnung war groß, aber ungepflegt. Mit einer Handbewegung deutete die Blonde auf einen Sessel.
    »Einen Drink?«
    Ich nickte. Sie mixte mir ein Teufelsgebräu, das in meiner Kehle explodierte, als ich nur dran nippte. Lil Wayt trank davon einen kräftigen Schluck, ohne die Miene zu verziehen.
    »Also?«
    »Haben Sie gehört, dass Paola vom FBI verhaftet wurde?«
    Die Frau verstand sich zu beherrschen. Nur an einem kleinen Zucken ihres Mundes erkannte ich, dass die Nachricht von Bedeutung für sie war.
    »Na, und?«
    »Paola konnte mir gerade noch Bescheid sagen lassen. Sie kann nichts mehr in der Angelegenheit unternehmen. Wer weiß, wie lange die Burschen vom FBI sie festhalten. Ich soll an ihrer Stelle mit Ihnen das Geschäft zu Ende führen.«
    Lil Wayt zog die Augenbrauen hoch und machte nur: »So?«
    Ich feuerte eine ganze Breitseite ab.
    »Tracys Moneten müssen an den Mann gebracht werden. Der Zeitpunkt ist günstig wie noch nie. Der Mann, der uns die Scheine in
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