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0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel
Autoren: Jason Dark
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erfuhr Dieter auch ihren vollständigen Namen.
    Carla van der Laan.
    Sie redete, während Dieter nur zuhörte. Hin und wieder beobachtete er den Polizisten, dessen Züge blaß und von Unglauben gezeichnet war. Er konnte das, was er hörte, kaum fassen. Er schüttelte ab und zu den Kopf, ein ungläubiges Lächeln breitete sich dann auf seinem Gesicht aus, während er sich zudem Notizen machte.
    »War es wirklich ein Monstrum?« fragte er nach dem ersten Bericht.
    Carla nickte heftig. »Ja, wirklich!«
    »Ich…«
    »Es gibt zahlreiche Zeugen. Wir haben alle die Hand gesehen, die meinen Begleiter umklammert hielt.«
    »War es ihr Freund?«
    »Nein.«
    »Sagen Sie mir seinen Namen, bitte.«
    »Piet Shrivers.«
    Der Mann nickte und schob seine Mütze ein wenig zurück. Auf seiner Stirn lag ein Schweißrand, denn er und die Zeugen saßen genau in der Sonne. »Ihr Freund war es also nicht. In welcher Beziehung standen sie dann zu ihm?«
    »Er war mein Patient.«
    Nicht nur der Polizist schaute überrascht hoch, auch Hoven zeigte sich erstaunt. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er dachte, daß Carla van der Laan und dieser Piet…
    »Wieso Patient? Können Sie das vielleicht ein wenig näher erläutern?«
    »Ja, das kann ich. Es geht um folgendes: Ich arbeite in einem Sanatorium einer Nervenklinik, um genau zu sein. Und dort habe ich den Patienten Piet betreut.«
    Der Mann legte die Stirn in Falten. »Und da hatte er Ausgang?«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches. Bei leichteren Fällen ist das üblich.«
    »Dürfen Sie über die Krankheit des Patienten sprechen?« fragte der Polizist.
    »Eigentlich nicht. Doch in Anbetracht des merkwürdigen Unfalls kann ich meine Schweigepflicht brechen. Piet Shrivers litt an Einbildung und Verfolgungswahn. Er sah sich immer von schrecklichen Gestalten umringt, fühlte sich als Mittelpunkt dämonischer Aktivitäten, glaubte an Horrorwesen und sah das Leben sowie die Welt als eine einzige Apokalypse an. Zudem war er schwermütig, aber nicht gemeingefährlich.«
    Auch Dieter Hoven hatte den Worten gelauscht. Gleichzeitig schaute er auf das Wasser. Dort sah er die Ankunft eines weiteren Boots. Es war mit Tauchern besetzt, die genau an der Stelle ins Wasser sprangen, wo Piet von dem Monster in die Tiefe gezerrt worden war.
    Ein verdammt gefährlicher Job für diese Männer, dachte Dieter. Wenn sie dem Untier begegneten, hatten sie keine Chance.
    »Hat Ihr Patient denn schon einmal Selbstmordabsichten geäußert?« erkundigte sich der Polizeioffizier.
    »Nein, nie.«
    »Dann können Sie sich auch kein auslösendes Moment für diesen Selbstmord vorstellen?«
    »Leider nicht.«
    Der Mann runzelte die Stirn. Dabei hob er die Schultern, eine Geste der Ratlosigkeit. »Ich kann es einfach nicht glauben, daß aus diesem Kanal ein Monstrum getaucht sein soll. Das geht mir nicht in den Kopf, ist mir unbegreiflich.«
    »Wäre es für uns auch«, sagte Dieter Hoven, »wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Und da stehen wir ja nicht allein. Auch die anderen Fahrgäste haben das Monster beobachtet.«
    Der Mann nickte. »Wir werden es finden«, antwortete er zuversichtlich.
    »Und das Leben der Taucher?«
    »Nun, diese Männer sind Profis und einiges gewohnt. Sie werden den Dingen schon auf den Grund gehen, darauf können Sie sich verlassen: Da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
    »Ich weiß nicht so recht…«
    »Warten Sie es ab.« Der Polizist steckte seinen Block weg. »Zudem kann es nirgendwo entfliehen. Es bleibt im Kanalsystem gefangen. Wir finden es, falls es existiert.«
    »Sie glauben uns nicht, wie?« fragte Carla.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, fällt es mir schwer.« Der Polizist lächelte.
    »Ihnen würde es an meiner Stelle sicherlich nicht anders ergehen, wenn man Ihnen so etwas erzählte — oder?«
    »Da haben Sie recht.«
    »Sehen Sie, so ist das.«
    »Ich müßte in der Klinik anrufen«, sagte Carla. »Wenn Sie uns nicht mehr brauchen…«
    »Wir haben hier auf dem Boot Telefon. Bitte, es steht Ihnen zur Verfügung.«
    »Danke.« Carla erhob sich. Sie zitterte noch immer. Ihr Gang war wankend, das Gesicht bleich. Den Schock hatte sie noch längst nicht überwunden.
    Dieter Hoven starrte auf das Wasser. In der Sonne sahen die Fluten nicht mehr so schmutzig aus. Die hellen Strahlen zauberten Reflexe auf die Kämme der kleinen Wellen.
    Dieter hatte nach Den Haag kommen wollen, um sich die Stadt anzusehen. Daß er in solch grauenhafte Ereignisse verwickelt werden
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