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0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum

Titel: 0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
Autoren: In Brooklyn blüht der Galgenbaum (3 of 3)
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suchen. Widerstand gegen die Staatsgewalt, tätlicher Angriff auf einen G-man im Dienst, Freiheitsberaubung, Körperverletzung - ich denke, das dürfte, fürs Erste genügen.«
    »Geben Sie mir jetzt meine Pistole wieder, Morgan«, sagte ich.
    Er hatte längst die Hände hochgehoben bis etwa Schulterhöhe. Jetzt zeigte er mit dem Daumen der Rechten auf die Ausbeulung in seiner rechten Rocktasche. Ich fischte mir die Waffe hervor und sah sie rasch nach. Sie war in Ordnung.
    »Nehmen Sie doch Platz, Mr. Morgan«, sagte ich gelassen. »Wir wollen uns doch ein bisschen unterhalten. Wir wollen uns doch mal die Wahrheit anhören, nicht wahr, mein Junge? Aber keine Märchen ausdenken, mein Junge! Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben, nicht wahr?«
    Morgan ließ sich knurrend auf seinen Stuhl fallen.
    »Seid ihr wirklich G-man?«, grunzte er.
    »Vierundzwanzig Stunden am Tag«, erwiderte Ralph Smith. »Die Pausen nicht gerechnet, die kriegen wir extra.«
    »Ich hab’s von Anfang an geahnt, dass das nicht gut gehen würde«, seufzte Morgan. »Es ist eben nicht mehr wie in der alten Zeit.«
    »Nein«, bestätigte ich ernst. »Es ist nicht mehr wie in der guten alten Zeit für Gangster. Heutzutage baut keiner mehr eine Bande, von vier- oder fünfhundert Gangstern auf, mit denen er gleich eine ganze Großstadt terrorisieren kann. Heutzutage haben Gangster keine Panzerwagen mehr. Heutzutage kann sich sogar eine kleine Bande nicht lange halten. Sie sollten endlich die Lehren daraus ziehen, Morgan. Ich habe keine Zeit, Ihnen jetzt einen Vortrag zu halten. Ich werde Ihnen in aller Kürze ein paar Fragen stellen. Wenn Sie sie wahrheitsgemäß und mit schonungsloser Offenheit beantworten, werden wir es lobend vor Gericht erwähnen. Das ist die einzige Chance, die Sie noch haben, um Ihre Situation zu verbessern. Haben wir uns verstanden?«
    »Ach ja, ich bin ja nicht blöd«, seufzte er. »Und wenn ich verspielt habe, sehe ich das selber auch.«
    »Schön. Dann wollen wir mal anfangen: Wer ist der Boss? Der oberste Boss, der all das ausgeheckt hat? Herbert Laine?«
    Morgan schnaufte verächtlich.
    »Der? Der ist auch nur ein Werkzeug.«
    »Also wer?«
    »G-man, ich weiß es nicht. Der Boss hat zwei- oder dreimal mit mir telefoniert. Mit verstellter Stimme. Ich habe ihn nie gesehen. Ich weiß wirklich nicht, wer es ist. Ich habe mir eine vage Vermutung.«
    »Nämlich?«
    »Es muss jemand sein, der irgendwie mit dem Rusky-Institut zusammenhängt, wo alles losging.«
    »Wie kommen Sie denn auf den Gedanken?«, fragte ich erstaunt.
    Morgan zuckte die Achseln.
    »Kann ja sein, dass ich mich täusche«, brummte er. »Aber heute Nachmittag brachten die Zeitungen die Geschichte von einem Kerl, der als Priester in die Zelle der Salberg eingelassen wurde und dabei die Salberg umgebracht haben soll.«
    »Stimmt«, nickte ich kurz.
    »Na«, brummte Morgan, »dann sieht es aber doch genauso aus, als müssten alle Leute vom Boss umgelegt werden, die was mit dem Institut zu tun hatten. Warum sollte er ausgerechnet diese Leute umbringen?«
    »Weil sie ihn kennen«, murmelte ich tonlos.
    »Das sage ich doch«, meinte Morgan. »Und deswegen nehme ich an, dass der Boss auch irgendwie mit dem Institut zusammenhängt.«
    Ich stand auf.
    »Kommt«, sagte ich. »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Ich weiß, wer es sein könnte. Es gibt nur noch einen Mann, der einmal zum Institut gehörte, aber nicht verhaftet wurde, weil er so harmlos wie die Unschuld selber erschien. Dieser Mann hat Phil und mir sogar Kaffee serviert, als wir im Institut waren. Und wenn er es ist, dann weiß ich auch, wieso es so leicht für ihn war, Susy Fleckson in seine Gewalt zu bekommen.«
    »Und wer ist das?«, fragte Ralph Smith gespannt.
    Ich sagte es ihm. Beide Kollegen blickten mich ungläubig an.
    ***
    »Danke«, sagte Phil, als die beiden schweren, großen Kisten mithilfe eines Gepäckträgers endlich im Auto verstaut waren. Er gab ein gut bemessenes Trinkgeld und setzte sich ans Steuer von Kellys Wagen.
    Knapp zwanzig Minuten später hielt er vor der Kneipe in derem Keller Lonely-Tony mit seiner Gang hauste. Phil steckte sich eine Zigarette an und wartete. Es dauerte fast zehn Minuten.
    Dann kam Herbert Laine heraus.
    Phil duckte sich blitzschnell nieder.
    Erst nach ein paar Sekunden wagte es wieder, zum Seitenfenster zu blicken. Herbert Laine ging die Straße hinab. Mit tief in die Stirn gezogenem Hut.
    Phil fuhr an und wendete den Wagen an der nächsten Ecke. Er
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