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0265 - Das Zeitauge

Titel: 0265 - Das Zeitauge
Autoren: Unbekannt
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waren hinter die Schultergurte aus geschmeidigem Terkonit-Weichplastik gehakt.
    Außer dem Mann befanden sich noch etwa drei Dutzend andere, gleichartig gekleidete Gestalten in dem hallenartigen Raum der Kommandozentrale. Pultrechengeräte surrten vor der alles ausfüllenden Geräuschkulisse der großen Bordpositronik, die wie der futuristische Tempel eines Maschinengottes, klobig und grazil zugleich, gegenüber dem röhrenförmigen Achsliftschacht mit seinen vier Toren emporragte. Das an- und abschwellende Summen der Stabilisierungsfelder des Gehirns, das unentwegte Klicken der Programmiertasten und Auswertungsschreiber dominierte über alle anderen Laute des gigantischen Raumschiffes. Das war nicht immer so; für gewöhnlich gingen die verhaltenen Arbeitsgeräusche des Bordgehirns unter im monotonen Dröhnen der verschiedenartigsten Versorgungsmeiler. Doch jetzt schwiegen alle Maschinen, die mit ihrer starken Streustrahlung die Position der CREST III verraten hätten.
    Ein einzelner Mann trat aus dem orangerot schimmernden Haupttor des positronischen Gehirns. Er trug den gleichen Raumanzug wie der Mann vor der Sektorvergrößerung. Nur die drei Buchstaben USO auf dem Ärmelschild unterschieden ihn von jenem anderen - und die weißen, lang herabhängenden Haare, die albinotisch rötlichen Augen sowie der tiefe Ernst im Hintergrund jener Augen.
    Hinter dem Mann vor der Ausschnittvergrößerung blieb er stehen. Eine Weile herrschte Schweigen in der Kommandozentrale. Selbst die bislang flüsternd erfolgten Unterhaltungen erstarben. Verstohlene Blicke wurden auf die beiden Mächtigsten des Solaren Imperiums geworfen.
    Ohne sich umzudrehen, sagte der Mann vor dem Bildschirm.
    „Es ist ein Gefühl, das eigentlich nur ein Schizophrener ertragen könnte..."
    „Oder ein Terraner", gab der andere zurück.
    Die beiden Männer wandten sich einander zu. Sie sahen sich einen Herzschlag lang ohne spürbare Regung in die Augen, bevor leichtes Lächeln die Verkrampfung ihrer Gesichter ein wenig löste: Perry Rhodan, Großadministrator des Solaren Imperiums - und Lordadmiral Atlan, der ehemalige Arkonidenherrscher mit dem wallenden Weißhaar und den albinotischen Augen.
    „Du kommst aus der Positronik", stellte der Großadministrator gelassen fest. „Nun denn, sage deinen Spruch auf. Er wird kaum vernichtender sein als das, was bisher auf uns zukam."
    Atlan seufzte kaum merklich.
    „Wahrlich, ich muß euch kleine Barbaren immer wieder beneiden. Wer außer euch wäre in der Lage, die furchtbarsten Schläge des Schicksals mit gleicher Ruhe und derselben unerschütterlichen Zuversicht hinzunehmen!"
    „Deine Komplimente sind überflüssig, Arkonide! Außerdem ist meine Zuversicht in der letzten Zeit ein wenig ins Wanken gekommen. Aber nun berichte! Wie lautete Orghons Funkspruch?"
    Das ohnehin ernste Gesicht des Lordadmirals der USO - wie die gigantische UNITED STARS ORGANISATION abgekürzt hieß - wirkte wie aus Marmor gemeißelt, als er entgegnete: „Danke deinem Cheffunker, Freund, ohne ihn hätte selbst die Positronik den Kode des tefrodischen Zeitagenten noch nicht entschlüsselt."
    Er holte tief Luft, als müßte er zu dem, was nun kam, erst innerlich Anlauf nehmen.
    „Es gibt kein Versteckspielen mehr, Perry. Von nun an wissen die 'Meister der Insel' genau, mit wem sie es zu tun haben. Aus Orghons Funkspruch geht ganz klar hervor, daß der Agent sofort nach dem Betreten der CREST wußte, wer wir sind. Er konnte sogar die Schriftzeichen auf dem Rumpf des Ultraschiffes lesen und stellte in seiner Nachricht fest, es würde sich höchstwahrscheinlich um das Flottenflaggschiff des terranischen Großadministrators Perry Rhodan handeln. Er hat dich außer dem persönlich erkannt. Nun...?"
    In den folgenden Sekunden hätte man das Fallen der legendären Stecknadel wie einen Donnerschlag empfunden. Atlan hatte seine Stimme nicht gedämpft; es wäre unsinnig gewesen, vor der Elitebesatzung der Kommandozentrale die Wahrheit verbergen zu wollen. Das Schweigen, so absurd es klingen mag, verstärkte sich auf eine unfaßbare Weise. Gleichzeitig hatte Perry Rhodan das Empfinden, ein eisiger Hauch durchwehe das Schiff.
    Der Großadministrator warf einen Blick zurück auf Saturn, der in fünfzehn Millionen Kilometern Entfernung seine Bahn zog, während die CREST III ihm mit angeglichener Geschwindigkeit folgte. Als er sich wieder dem Freund zuwandte, wirkte er wie ein müder, alter Mann, der unter der psychischen Belastung zusammenbrechen
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