Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0263 - Wenn die Totengeister schreien

0263 - Wenn die Totengeister schreien

Titel: 0263 - Wenn die Totengeister schreien
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Ihm ging es nicht anders.
    Inzwischen kehrte Pickford mit einer vorsintflutlichen Petroleumlampe zurück. Da schob Arthur seinen adligen Chef bereits wieder nach draußen. »Es ist der Fluch«, erklärte er dem Butler. »Sie sind alle draußen. Alle sechzehn.«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte Pickford blaß.
    »Sie wissen Bescheid, meine Herren«, sagte der Earl. »Teilen Sie bitte dem Personal mit - und das gilt auch für Sie beide - daß jeder, der möchte, das Castle für die Dauer dieses Schreckens verlassen kann. Aus Sicherheitsgründen. Vielelicht finden wir jemand, der diesen Schrecken ein zweitesmal beendet…«
    Arthur löschte die Fackel. Er stand breit wie eine Litfaßsäule auf Beinen vor seinem Chef. »All right, Sir, wir werden es den anderen sagen. Aber glauben Sie im Ernst, daß auch nur einer Sie im Stich läßt? Für diesen faulen Zauber ist irgend jemand verantwortlich. Wir werden ihn finden, und dann drehe ich ihm eigenhändig den Hals um! Wollen mal sehen, ob es danach immer noch schreiende Tote gibt!«
    Sir Glenn schüttelte den Kopf.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Treue«, sagte er. »Aber - können Sie einen Spuk greifen? Können Sie einen Fluch bannen? Ich glaube nicht… ich danke Ihnen… gehen Sie, solange es noch Zeit ist.«
    »Und Sie, Sir?« fragte Arthur ruhig.
    »Ich? Ich gehe nicht«, sagte der Earl. »Ich fliehe nicht vom Schloß meiner Väter. Ich kann es nicht. Ich muß bleiben, auch wenn es mein Tod ist.«
    Arthur und Pickford sahen sich an, sahen den Stolz in den Augen des blassen Earls. Dann nickten sie gleichzeitig.
    »Solange Sie bleiben, Sir«, sagte Pickford, »bleiben wir auch.«
    »Narren«, flüsterte Sir Glenn. »Ihr seid verdammte Narren…«
    Ruckartig wandte er sich um und schritt zum Haupthaus zurück.
    ***
    Als Ortschaft konnte man Ralbury getrost vergessen. Von Edinburgh aus ging es zwar über die M 90 ziemlich rasch in Richtung Norden, aber östlich von Abernethy, an sich schon ein kleiner Ort zwischen Perth und Dundee am Firth of Tay, ging das Suchen los. Zu finden war der Weg auch nur, weil Zamorra keine normale Straßenkarte zu Rate zog, sondern eine der Royal Army. Sonst wären sie an der Abzweigung vorbeigerauscht, ohne sie überhaupt zu bemerken.
    Ein paar Meilen weiter entdeckten sie Ralbury.
    Das waren ein paar niedrige Häuser, die sich entlang der recht unbefestigten Straße duckten. An einem hing das Schild »Bed & Breakfast«, und im gleichen Haus, nur eine Tür weiter, befanden sich Dorfgaststätte und Post. Es war auch das einzige Haus, von dem eine Leitung die hier endende Telefonmastenstrecke erreichte. Die hielt sich aber beileibe nich an die Straßenführung, sondern ging querkant den Berg hinauf, wo sich die Mauern einer Burg erhoben. Wahrscheinlich ging die Telefonleitung über Ralbury Castle, wie das Ding laut Karte hieß, zur anderen Seite.
    Wichtig war, daß es in dieser entlegenen Ecke überhaupt Telefon gab. Anfangs hatte Zamorra schon bedauert, nicht den langsameren Weg per Fähre genommen zu haben. Da hätte er den Mercedes mit der Funkausrüstung nehmen können.
    Aber andererseits - wenn Leonardo wieder aktiv wurde, drängte die Zeit.
    »Bist du sicher, daß er sich in dieser entlegenen Ecke verkrochen hat?« murmelte Zamorra. »Kann ich mir gar niçht vorstellen, Leonardo ist nicht der Typ, der den Mann aus den Bergen spielt.«
    Gryf zuckte mit den Schultern. »Die Ausstrahlungen kamen von hier. Hier erwachte etwas. Ich kann mich um ein oder zwei Meilen irren, aber die Gegend stimmt schon.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns im Dorf ein wenig umsehen würden? Die Schotten sollen zwar sehr geizig sein, was Gespräche angeht, aber vielleicht rutscht einem doch etwas heraus. Zudem müßte ein wenig Unruhe herrschen, wenn hier etwas geschehen wäre. Ganz besondere Abneigung gegenüber Fremden, und so weiter. Wir kennen das ja.«
    Zamorra nickte. Ähnliches hatten sie vor nicht langer Zeit drüben in Irland erlebt, als sie den Druidenstein suchten und die Mitternachtshexe fanden. Und so sehr unterschieden sich die Menschen in einsamen Landstrichen gar nicht voneinander.
    Er ließ den Range Rover wieder anrollen. Weil er nicht wußte, ob sie sich nicht vielleicht in unwegsamem Gebiet bewegen mußten, hatte er von vornherein einen Geländewagen gemietet, der darüber hinaus auch noch schnell und halbwegs komfortabel war. Der Wagen rumpelte bis in unmittelbare Nähe des Mini-Pub und blieb dort stehen. Die drei Kampfgefährten stiegen aus.
    Nicole
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher