0263 - Das gläserne Grauen
starr angeschaut. »Ihr Vorschlag ist nicht schlecht,« sagte er schließlich. »Wir werden das auch überprüfen können. Aber mal was anderes, Mr. Sinclair. Sie haben doch zwei der Polizisten gesehen, wollen Sie nicht die Beschreibungen durchgeben, dann können wir unseren Computer abrufen. Sämtliche Mitarbeiter sind ja auch bildlich bei uns registriert.«
Ich lächelte und nickte. »Den Vorschlag hätte ich Ihnen sowieso unterbreitet.«
Der Attorney bekam eine etwas bessere Laune. »Dann haben wir immerhin das Ende eines roten Fadens gefunden«, gab er zu und schaute die anderen an. »Was meinen Sie dazu, Gentlemen?«
Er bekam keine negative Kritik zu hören.
Nur der Polizeichef stöhnte auf, wobei er den Kopf schüttelte. »Wenn ich daran denke, daß nicht menschliche Polizisten in Streifenwagen durch London fahren, wird mir ganz anders. Glauben Sie?«
Da konnten wir ihn gut verstehen.
Sein Stellvertreter wandte sich an Suko und mich. »Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wie es zu dieser Verwandlung kommen konnte?«
»Natürlich.«
»Und?«
»Ich muß Sie enttäuschen«, sagte ich und hob die Schultern. »Eine Erklärung kann ich Ihnen noch nicht liefern. Allerdings hoffe ich, den Fall lösen zu können.«
»Das hoffen wir alle!«
Sir James erhob sich. Es war nur ein kurzes Gespräch gewesen, aber nicht erfolglos. Uns allen stand die Sorge in den Gesichtern geschrieben, und ich machte dem Polizeichef klar, daß ich mich sofort um die Identifizierung der Beamten kümmern wollte.
Er war damit einverstanden.
Da summte das Telefon. Sir James zuckte zusammen und verzog die Mundwinkel. Ich sah, wie er zögerte, nach dem Hörer zu greifen. Wir alle waren gespannt und rechneten auch mit einer Hiobsbotschaft. Schließlich nahm Sir James ab, meldete sich und sagte nach einer kurzen Pause: »Ja, verbinden Sie.«
Er bekam die Verbindung. Wir schauten ihn gespannt an, doch unser Chef gab sich einsilbig. Nur ein paar Worte sprach er, bis er mir zunickte und den Hörer rüberreichte. »Für Sie, John!«
Ich ging vor. »Wer ist es denn?«
»Eine Frau. Lilly heißt sie mit Vornamen.«
Während ich den Hörer aufnahm, sagte ich: »Das ist die Freundin des jungen Polizisten Tom Tiptree, der verschleppt worden ist.«
»Ja, Lilly, was gibt es denn?« fragte ich, als ich den Hörer an mein Ohr gehalten hatte.
Die Stimme klang weinerlich und auch ängstlich. »Mr. Sinclair, er ist noch nicht zurück.«
Ich sprach ein wenig beruhigend auf sie ein. »Nun ja, Lilly, so schnell geht das nicht. Es sind erst gut zwei Stunden vergangen. Warten Sie noch ab.«
»Nein, Sie kennen ihn nicht.« Das Mädchen schluchzte. »Tom Tiptree ist immer pünktlich. Er meldet sich auch, sobald er kann. Ich verstehe das nicht. Außerdem habe ich Angst. Was soll ich tun?«
»Bleiben Sie in Ihrer Wohnung und warten Sie erst einmal ab, Lilly. Alles andere wird sich bestimmt ergeben. Okay?«
»Wohl ist mir nicht.«
»Das kann ich mir vorstellen, aber wir tun wirklich, was in unseren Kräften steht. Glauben Sie mir.«
»Ja, ja…«
»Ich werde mich wieder melden, Lilly, und…«
»Sir, Mr. Sinclair!« Sie schrie meinen Namen. »Da hat es geschellt, Sir. Ich glaube, das ist er.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, war die Verbindung zwischen uns unterbrochen. Sehr nachdenklich drückte auch ich den Hörer auf die Gabel zurück.
Die anderen merkten natürlich, daß mir etwas quer gelaufen war, und Sir James fragte: »Was ist geschehen?«
Ich erklärte es.
»Da müßten wir eigentlich hin«, sagte Suko. »Überlege mal, John. Wenn er das wirklich ist, haben wir einen Zeugen…«
»Natürlich.«
»Wie heißt das Mädchen?« fragte der Staatsanwalt.
»Lilly Tonev.«
»Rufen Sie noch mal zurück.«
»Das hatte ich vor, aber die Nummer.«
Sie suchten wir gemeinsam. Suko fand sie, Sir James wählte, und ich nahm den Hörer.
Die Spannung lag fast greifbar zwischen uns. Ich hatte den Hörer ein wenig vom Ohr abgehalten. Jeder der im Büro anwesenden Personen hörte das Freizeichen.
Niemand hob ab.
Tief atmete ich ein, als ich den Hörer wieder auf die Gabel legte. »Da ist etwas passiert«, murmelte ich. »Verdammt, das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
»Wir müssen hin«, entschied Suko.
»Wir können auch einen Streifenwagen vorbeischicken«, sagte der Polizeichef.
»Nein, auf keinen Fall.« Ich schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, wer alles noch ›sauber‹ ist?«
»Verdammt, da fängt es schon
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