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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Seine Finger umschlossen Nicoles Hals. Aber sie war schneller. Sie führte das Schwert von unten herauf, trennte dem Untoten einen Arm ab und warf sich zur Seite. Dann führte sie die Waffe quer.
    Der Schädel kippte. Der Untote brach zusammen.
    Nicole hastete weiter, die Waffe in der Hand. Jetzt fühlte sie sich schon sicherer. Und der Sieg über den Untoten gab ihr Mut. Sie fragte sich, wie ihr das gelungen war. Der Bursche mußte nicht alle Sinne beisammen haben.
    Sie ahnte nicht, daß sie mit dieser Vermutung genau richtig lag. Der Untote war von Leonardo zum Kampfplatz gerufen worden, war willens, diesem Befehl zu folgen und konnte sich deshalb nicht so recht auf den Kampf mit Nicole konzentrieren. Das ermöglichte ihr den Sieg.
    Plötzlich stand sie in der Halle mit der großen Freitreppe, hinter der der »Thronsaal« lag. Und sie sah Gryf, der von oben herab sprang und den im nächsten Moment ein Knochenmann niederriß.
    Sie spurtete hinüber.
    Im gleichen Moment, als der Skelett-Krieger sein Schwert wie einen Dolch benutzen und ihn Gryf in den Rücken stoßen wollte, schlug sie zu und traf den Untoten entscheidend. Er wurde förmlich zur Seite gewirbelt.
    Im gleichen Moment geschah aber noch etwas.
    Denn Gryf hatte Gwaiyur loslassen müssen.
    Das Schwert reagierte sofort selbständig. Es hatte doch schon längst den Feind »gewittert« und griff nun an. Ungehindert begann die Klinge zu wirbeln und stellte sich den Untoten entgegen. Ein wilder magischer Kampf entbrannte.
    Gryf richtete sich halb auf. Ungläubig starrte er Nicole an.
    »Ich bin’s wirklich«, stieß sie hervor. »Bist du verletzt? Weißt du was mit Zamorra ist?«
    »Raffael«, keuchte er. »Du mußt dich um Raffael kümmern! Schnell!«
    Er kam auf die Beine. Nicole sah den alten Diener. Ein Untoter machte sich an ihm zu schaffen. Nicole hastete unter der Treppe hindurch und setzte den Skelett-Krieger außer Gefecht. Als sie sich nach dem alten Diener bückte, sah sie, wie Gryf sich in weiten Sprüngen der mittleren Saaltür näherte, sie aufstieß und in dem Raum verschwand.
    ***
    Monica Peters fühlte sich einsam und verloren. Immer wieder trat sie zum Fenster und sah nach draußen. Die Nacht nahm kein Ende. Höhnisch funkelten die Sterne auf die Todgeweihte herab.
    Sie befand sich in der Nähe von Paris in einem gewaltigen Forschungszentrum. Der Name Möbius-Konzern war ihr zwar ein Begriff, aber bis heute hatte sie nicht gewußt, wie weitverzweigt und gigantisch dieses internationale Riesenunternehmen mit unzähligen Tochterfirmen war. Anscheinend gab es keine Branche, in der der Konzern nicht irgendwie vertreten war.
    Wonach hier geforscht wurde, wußte sie nicht. Man hatte ihre Fragen nicht beantwortet. Man hatte ihr aber auch keine Uhr gegeben, um die sie gebeten hatte. So konnte sie die verstreichende Zeit nur schätzen.
    Vierundzwanzig Stunden…
    Bestimmt war schon mehr als ein Drittel dieser Zeit verstrichen, weit mehr! Und sie wußte nicht, ob die Wissenschaftler es schaffen würden, in dieser kurzen Zeit ein Gegenmittel zu schaffen. Sie hatten sie in einer Art Operationssaal mit tausend technischen Apparaturen gründlich untersucht und ihr Blut abgezapft. Einmal war eine junge Frau im weißen Kittel zwischendurch aufgetaucht und hatte noch einmal eine Probe entnommen. Aber auf die Frage, wie weit die Untersuchungen gediehen seien, zuckte sie nur mit den Schultern.
    Monica trug jetzt ebenfalls einen dieser weißen Kittel. Der umschlotterte ihren Körper, engte sie aber nicht so ein wie die kleinen Sachen, die Silvie ihr gegeben hatte. Silvie! Zamorra, Nicole, Gryf! Château Montagne! Was mochte inzwischen geschehen?
    Wurde dort gekämpft? Oder war inzwischen alles vorüber? Hatte Zamorra gesiegt, oder Leonardo? Und - was war mit Uschi?
    Es gab keine Verbindung zu ihr. Wann immer Monica versuchte, in sich zu lauschen und die Berührung ihres Geistes zu spüren, war da nichts. Nur Leere. Sie war zu weit von der Schwester entfernt. Und so konnten sie auch nicht mehr telepathischen Kontakt suchen.
    Es war, als sei Uschi tot. Aber das glaubte Monica nicht. Noch nicht. Eine innere Stimme sagte ihr, daß sie es spüren mußte, wenn Uschi starb.
    Wahrscheinlich war Zamorra rechtzeitig gekommen, um sie auszulösen.
    Aber für sich selbst glaubte sie nicht mehr an Rettung. Sie war verloren. Und Uschi würde sich den Rest ihres Lebens so leer fühlen wie sie sich jetzt.
    Leer. Tot. Nur ein halber Mensch. Die Nähe ihrer Schwester fehlte ihr.
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