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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinab. Aber da waren immer noch acht der rasenden Untoten!
    Gryf keuchte.
    Er überlegte schon, ob es nicht sinnvoller war, erst einmal die Flucht zu ergreifen und von der anderen Seite her wiederzukommen. Aber kaum hatte er den Entschluß gefaßt, als er hinter sich von oben schwere stampfende Schritte und das Klirren von Rüstungen hörte.
    Die Skelette bekamen Verstärkung! Gut zwanzig waren es, die die Front jetzt von hinten aufrollen wollten.
    Raffael hatte es auch schon gesehen.
    »Hinter uns, Gryf«, keuchte er.
    »Übers Geländer«, faßte Gryf plötzlich einen wahnwitzigen Entschluß. »Springen Sie, Raffael! Nach unten!«
    Der Diener vertraute ihm. Er reagierte ohne zu überlegen. Aber ganz so gelenkig war er nun doch nicht mehr. Er mußte das Geländer mit beiden Händen packen, um sich hinüberzuschwingen. Dabei konnte er sich nicht verteidigen. Ein tiefgeführter Hieb sauste unter seinen hochwirbelnden Füßen hinweg, zertrümmerte die hölzernen Geländerpfosten. Die Konstruktion brach unter dem Gewicht des Dieners zusammen. Mit einem verzweifelten Aufschrei stürzte Raffael, der damit nicht gerechnet hatte, ab.
    Vier Meter tief!
    Sein Schrei verstummte abrupt.
    Gryf flankte derweil über die andere Seite. Federnd kam er unten auf, sah zur anderen Treppenseite, um sich um Raffael zu kümmern.
    Die Sekunde der Ablenkung reichte.
    Ein Skelett-Krieger folgte ihm auf dem gleichen Weg, sprang ihm in den Nacken und begrub ihn unter sich.
    Aus! dachte Gryf.
    Das war das Ende ihres verzweifelten Kampfes.
    ***
    Merlins Worte der Macht! Jener Zauberspruch des Zauberers von Avalon, der in Verbindung mit den Kräften des Amuletts eine kleine magische Hölle entfesseln konnte - aber eben nach Zamorras Erkenntnissen nur gemeinsam mit ihm. Diesen Spruch zu verwenden war zudem immer ein Risikospiel. Die Gewalten, die heraufbeschworen wurden, konnten die Kräfte des Beschwörers mühelos übersteigen und ihn ausbrennen, ihn töten oder zu einem lallenden Idioten machen.
    Zamorra ging dieses Risiko bewußt ein. Es war um so größer, als das Amulett derzeit unter Leonardos Kontrolle stand. Niemand konnte im Voraus sagen, wie sich die beiden gegensätzlichen Kräfte verhalten würden. Prallten sie aufeinander, um sich gegenseitig zu zerstören, oder flossen sie zusammen? Siegte die Weiße oder die Schwarze Magie?
    Zamorra wußte es nicht! Aber er sah keinen anderen Ausweg mehr, als dieses letzte und größte Risiko auf sich zu nehmen. Und selbst wenn der Versuch fehlschlug und er starb - er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren. Die Auspeitschung war sein Tod. Wenn er durch die Magie vernichtet wurde, konnte er seine Qualen verkürzen, die Hinrichtung beschleunigen.
    Er schrie die Worte mit aller Kraft, die noch in ihm war.
    »Analh natrac’h - ut vas bethat - doc’h nyell yen vvwé… ANALH NATRAC’H - UT VAS BETHAT - DOC’H NYELL YEN VVWÉ…«
    Und es geschah…
    Nichts!
    Absolut nichts. Es gab nicht einmal jenen magischen Schock, wie jenen, den Zamorra erst vorhin erlebte, als er den anderen, verhältnismäßig einfachen Zauberspruch einsetzte.
    Es gab einfach keine Reaktion. Merlins Spruch war nicht nur wirkungslos - er wurde erst gar nicht aktiv!
    Zamorra glaubte in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Entsetzt starrte er Leonardo an.
    Der lachte diesmal nicht einmal höhnisch. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Lernst du es denn wirklich nie?« spottete er.
    Holte aus und schlug zu.
    ***
    Nicole kannte sich im Château fast ebenso gut aus wie Raffael. Denn wenn Zamorra sich in seinen Zauberbüchem vergrub, hatte sie Zeit, die sie damit zubrachte, das Innere des Schlosses zu erkunden. Und auch jetzt, nach all den Jahren, entdeckte sie immer noch wieder Neues.
    So gelang es ihr ebenfalls, die »bevölkerten« Teile ein wenig zu umgehen. Einem Schatten gleich huschte sie durch die Gänge. Von irgendwoher kam Kampflärm. Dorthin mußte sie.
    Plötzlich öffnete sich neben ihr eine Tür. Ein Skelett-Krieger, der dahinter gelauert hatte, polterte heraus und griff nach ihr. Nicole ließ sich fallen. Der Knochenmann stolperte über sie hinweg. Sie rollte sich herum, versetzte ihm dabei einen kräftigen Tritt, der ihn auf die Seite warf, und kam schon wieder hoch. Während der Skelett-Krieger aufsprang, gelang es ihr, nach seinem in der Scheide steckenden Schwert zu greifen. Mit aller Kraft riß sie daran. Es gab einen heftigen Ruck, dann flog ihr die Klinge förmlich entgegen. Aber auch der Knochenmann. Er packte zu.
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