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026 - Ich jagte das rote Skelett

026 - Ich jagte das rote Skelett

Titel: 026 - Ich jagte das rote Skelett
Autoren: A.F.Morland
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stoppte das Fahrzeug vor Miß Elissa Timsons Hotel in zweiter Spur.
    Cruv, der Gnom, stieß sofort die Tür auf. Ehe der Wagen noch richtig stand, sprang der Knirps schon aus dem Auto. Er hörte die gellenden Schreie des Mädchens, kümmerte sich nicht um Daryl Crenna und Mr. Silver, die zum Hoteleingang stürmten, sondern schlug seinen eigenen Weg ein.
    Der Gnom hatte einen Efeurost an der seitlichen Hotelfassade entdeckt. Er benützte diesen als Leiter und kletterte hurtig zum ersten Stock hoch. Dadurch gelang es ihm, als erster bei Lilly Boyd zu sein.
    Keine Sekunde später hätte er kommen dürfen. Mit einem Blick erkannte er die gefährliche Situation. Lilly Boyd hatte so gut wie keine Chance mehr. Das Mädchen konnte sich nicht mehr helfen.
    Arma war ihm ganz nahe. Die Zauberin wollte Lilly soeben das Leben nehmen.
    Da erschien Cruv im schmalen Badezimmerfenster, und er schlug mit dem Silberknauf seines Stocks sofort zu.
    Krachend landete die massive Silberkugel auf Armas glühendem Schädel. Der unverhoffte Angriff aus dieser Richtung verwirrte Arma. Sie wich zurück. Cruv sprang zwischen das rote Skelett und das nackte Mädchen. Blitzschnell drehte er den Silberknopf seines harmlos wirkenden Sparzierstocks. Im selben Moment schossen unten drei magisch aufgeladene Spitzen hervor.
    Es war noch nicht allzu lange her, da hatte Cruv auf der Prä-Welt Coor gelebt, und seine einzige Waffe war ein Dreizack gewesen.
    Mit diesem hatte er immer wieder um sein Leben gekämpft und allen Gefahren getrotzt. Damals waren die Spitzen des Dreizacks aber noch nicht magisch aufgeladen gewesen. Dazu kam es erst im Tunnel der Kraft, in dem Mr. Silver wiedererstarkte.
    Da man in London nicht mit einem Dreizack herumlaufen konnte, ohne von den Menschen als verrückt angesehen zu werden, wurde die Waffe umgebaut. Die Spitzen verschwanden in einem Spazierstock, und Cruv brauchte nur am Silberknauf zu drehen, wenn sie ihm zur Verfügung stehen sollten.
    Jetzt setzte der Gnom die Waffe zum erstenmal ein.
    Wie ein Florettfechter sprang Cruv vorwärts.
    Der Knirps bewies, daß er das Kämpferherz eines Löwen besaß.
    Klirrend trafen die Spitzen den Knochenbrustkorb des Gerippes.
    Arma zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen.
    »Fliehen Sie!« keuchte Cruv, während er versuchte, das rote Skelett in die Enge zu treiben. »Laufen Sie weg!«
    Lilly Boyd flitzte an ihm und an Arma vorbei. Sie fegte ihren Frotteemantel vom Haken und stürzte kreidebleich aus dem Badezimmer, in dem Cruv alles daransetzte, die Zauberin fertigzumachen. Er wollte das rote Skelett erledigt haben, bevor Pakka-dee, Mr. Silver oder Tony Ballard hier eintrafen. So ein Sieg hätte dem Gnom großen Auftrieb gegeben.
    Wild stach er abermals auf das glühende Gerippe ein. Doch diesmal war Arma vorsichtiger. Sie wich blitzschnell aus. Ihre rote Knochenhand fegte von oben wie ein Fallbeil herab und traf den Stock, dessen drei Spitzen sie knapp verfehlt hatten.
    Der Schlag riß Cruv die Waffe aus der Hand.
    Und nun war Arma im Vorteil!
    ***
    Ich glaube, ich bin noch nie eine Treppe so schnell hochgerannt wie in dieser Nacht. Die fürchterlichen Schreie des Mädchens rissen mich förmlich vorwärts. Alle Zimmertüren standen offen. Ich sah Mädchen in Morgenmänteln oder Nachthemden. In allen Augen lag derselbe Ausdruck: Panik!
    Als ich den ersten Stock erreichte, hasteten unten Daryl Crenna und Mr. Silver herein. Ich blieb nicht stehen, wartete nicht auf sie, sondern hetzte weiter. Ich kam bei Lilly Boyds Zimmertür an, die im selben Moment aufgerissen wurde – und dann taumelte mir das leidgeprüfte Mädchen entgegen.
    »Tony…!« hauchte sie erschüttert. »Das rote Skelett …«
    Jemand kümmerte sich um Lilly. Zwei Mädchen waren es, die sie wegführten, und ich sprang mit schußbereiter Waffe in das Zimmer des Mädchens. Ich spürte eine gewisse Erleichterung, weil es Lilly Boyd noch einmal geglückt war, der gefährlichen Zauberin zu entkommen. Wie sie es diesmal geschafft hatte, wußte ich nicht.
    Ich erfuhr es einige Sekunden später, denn da sah ich das rote Skelett und Cruv.
    Meine Kopfhaut spannte sich schmerzhaft, als ich sah, daß der Gnom in der Klemme steckte. Er hatte sich für Lilly Boyd eingesetzt, und nun sollte es dafür ihm an den kleinen Kragen gehen.
    Sehr viel Mut hatte der Knirps bewiesen. Ich war stolz auf ihn, und ich machte mir Sorgen um ihn, denn Arma wollte ihn für seine Courage grausam bestrafen.
    Er hatte seinen Stock, die einzige Waffe,
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