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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
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steif wie ein Stock durch die Tür. Mit weißem Gesicht nahm er seine Mütze vom Haken und drückte die Klinke der Haustür nieder. Laura eilte ihm nach und sah bittend, aber wortlos zu ihm hoch.
    „Ein Krüppel!“ rief ihnen Mrs. Grant höhnisch triumphierend nach.
    Clay tastete sich hinaus in die kalte Nacht. Als er die Tür hinter sich schloss, hörte er ais letztes Lauras herzzerbrechendes Schluchzen. Er stützte sich schwer auf seinen Stock und machte sich zögernd auf den Weg durch die verlassenen Strassen.
     

     
    Der eisige Wind zerrte an ihm, und das Gehen fiel ihm immer schwerer, weil sein verwundetes Bein für die beißende Kälte besonders anfällig war. Er war erst zwei Häuserblock weit gekommen, aber glaubte sich schon Kilometer dahinzuschleppen. Er war so müde wie noch nie in seinem Leben, und seine Bewegungen wurden immer langsamer. Vor ihm erstreckten sich endlose dunkle Häuserzeilen, und sein Zimmer schien ihm am anderen Ende der Welt zu liegen. Nur seine Verbissenheit trieb ihn weiter. Schließlich erstarb auch sie. Vielleicht würde früher oder später ein Taxi vorbeikommen, das er anhalten konnte. Seine Finanzen erlaubten so einen Luxus eigentlich nicht, aber war es denn noch Luxus? Nein, für ihn war es nun eine Notwendigkeit. Er war am Ende.
    Erschöpft ließ er sich auf der Steintreppe des nächsten Hauses nieder, wo ihn die Portalmauern vor dem schneidenden Wind schützten. Eine Weile blieb er ganz still sitzen, froh, sich nicht bewegen zu müssen. Aber als seine Kräfte langsam wiederkehrten, verfluchte er sich und seinen unwürdigen Zustand. Vielleicht sollte er in Zukunft nur noch im Rollstuhl ausfahren? Sein Grimm wuchs und wurde bitterer, je mehr er ihn mit Erinnerungen fütterte. Das Leben hatte ihn als zu leicht befunden und schob ihn langsam aber sicher ab. Warum setzte es ihm kein jähes Ende und machte endlich Schluss mit diesem unerträglichen Zustand? Warum spielte es Katz und Maus mit ihm und weidete sich an seiner Qual?
    Ihm eine Frau wie Laura zu zeigen und sie dann wieder wegzureißen Ihn zu narren, zum besten zu halten – das hatte sich das Leben schadenfroh für ihn ausgedacht. Oh, wenn er nur etwas mit seinem Bein unternehmen könnte
    Eine Limousine hielt vor dem Portal, und ein Herr in Frack und Zylinder stieg aus. Er öffnete den Schlag und half einer jungen Dame im Hermelincape behutsam aus dem Wagen.
    „Ich brauche Sie erst morgen um zehn Uhr wieder“, verabschiedete er den Chauffeur. Das Auto fuhr ab, und er geleitete die Dame die Treppen hinauf. Sie waren fast oben angelangt, ehe sie Clay entdeckten.
    „O hallo“, rief der Herr, als er die Schwingen auf der Uniformjacke im Licht der Straßenbeleuchtung aufglänzen sah.
    „Entschuldigen Sie“, brummte Clay verbittert und bemühte sich auf die Beine zu kommen. „Ich wartete …“
    „Das ist mir aber schrecklich unangenehm“, meinte der andere. „Warum haben Sie denn nicht geläutet? Miss Gregory hätte Sie doch eingelassen, das heißt, wenn sie es sich nicht gerade in irgendeiner entlegenen Ecke gemütlich gemacht hat und nicht auf die Glocke achtet. Bitte öffne doch die Tür, mein Schatz, damit ich dem Leutnant herein helfe.“
    Clay wich der stützenden Hand aus. „Sie missverstehen …“
    „Schon gut, mein lieber Freund. Doch können wir uns darüber nicht im Warmen unterhalten? Sie sind ja schon ganz blau vor Kälte. Ein heißer Grog wird Ihnen …“
    „Aber, das ist ja alles ein Missverständnis“, unterbrach ihn Clay. „Ich bin nicht …“ Er hielt den Atem an, als ihn eine plötzliche Schmerzwelle überflutete. Während der nächsten Sekunde war er zu schwach, den anderen abzuwehren. Als der rote Schleier sich endlich auflöste, fand er sich in einem weiß- und chromblitzenden Sprechzimmer wieder. Clay starrte fasziniert auf den Instrumentenschrank.
    „Ich – ich verstehe“, murmelte er. „Sie sind Arzt.“
    „Dr. Evanston. Ich stehe Ihnen sofort zur Verfügung.“ sagte der Mann lächelnd und schlüpfte aus der Frackjacke. Clay sah, dass er jung und voller Vitalität war. Einen Arzt schon am Anfang seiner Karriere mit solcher Praxis zu finden, konnte nur bedeuten …
    „Ich muss gestehen, dass mir Ihre Anmeldung völlig aus dem Gedächtnis geschlüpft war. Das Konzert war einmalig und die Zugaben verlängerten es noch um eine halbe Stunde. Aber nun, da ich liier bin. hoffe ich. dass Sie mir vergeben können.“
    „Anmeldung?“ wunderte sich Clay. „Aber ich
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