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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mißtrauisch neben ihm stehen, setzte sich dann auch und ließ sich das Nackenfell kraulen. Merlin schloß sekundenlang die Augen. Der Anblick des Raubtiers und des hübschen, nur mit einem Tangahöschen bekleideten Mädchens war fast zu hinreißend.
    Was also soll ich tun, großer Boß? fragte Fenrir an.
    Merlin hob die Brauen. »Du kannst den Auftrag ablehnen, wenn er dir zu gefährlich erscheint«, sagte er. »Du könntest dabei sterben.«
    Wobei?
    »Beim Aufenthalt im Château Montagne«, ließ Merlin die Katze aus dem Sack.
    ***
    Henri Lorraine ließ die Zeitung sinken. »So ein Blödsinn«, sagte er. »Denen fällt auch nichts mehr ein … saure-Gurken-Zeit! Abwechselnd fliegende Untertassen und das Ungeheuer von Loch Ness.«
    »Und was ist es diesmal?« fragte Rebecca, sein ehelich angetrautes Weiblein, mit mäßigem Interesse. »Fliegende Untertassen, die auf dem Eiffelturm landen?«
    »Mitnichten«, verriet Henri und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Rotwein-Glas. »Das Ungeheuer von Loch Ness ist wieder einmal fotografiert worden.«
    »Und? Wie sieht es aus?«
    Henri Lorraine faltete die Zeitung sorgfältig zusammen, so daß der unbebilderte Artikel oben lag. »Leider«, säuselte er, »nahm der Fotograf den Apparat samt Film mit ins Flugzeug, und die Röntgenstrahlen an der Kontrolle schwärzten den Film … so etwas Trauriges aber auch! Immerhin hat’s mal wieder für einen Blödsinns-Artikel gereicht.«
    »Hm«, machte Rebecca.
    »Ungeheuer«, sagte Henri. »Wenn ich so etwas schon höre. See-Ungeheuer. Die gibt es doch nur im Märchen, nicht aber in der Wirklichkeit. Diese Reporter spinnen sich da etwas zurecht, und neunzig Prozent der Leser fallen darauf herein. Ich nicht, Rebecca, ich nicht!«
    »Ja«, sagte Rebecca begütigend.
    Aber Henri hatte keine Lust, sich begütigen zu lassen. Er wollte sich jetzt aufregen und erhob sich aus dem Sessel. »Die letzten Saurier sind vor ein paar Millionen Jahren ausgestorben«, dozierte er und schritt zur Tür. »Woher sollte also so ein Vieh kommen? Es müßte ja die ganze Zeit über gelebt haben … und was das frißt!«
    Er verließ das Wohnzimmer, schritt durch die Diele und zur Haustür, um draußen einmal nach dem Rechten zu sehen. Vielleicht war gerade einer von den Nachbarn draußen. Mit denen ließ sich besser streiten als mit Rebecca, die allenfalls »ja« oder »wie du meinst, Henri« sagte.
    Henri öffnete die Haustür.
    »Allein die Futtermengen! Und zum Fressen muß es ja an die Oberfläche kommen, nicht wahr. Dann hätte man es längst schon eingefangen und in einen Zoo gesteckt, oder so. Es kann ja nicht ein Leben lang ohne Fressen auskommen …«
    Ungefähr diese Meinung schien auch die Kreatur zu vertreten, die vor Henris Haustür wartete; zudem schien sie ihn darüber belehren zu wollen, daß er in seiner Existenzverneinung einem entscheidenden Irrtum unterlag. In dem Moment, als er ins Freie trat, fiel ein Schatten auf ihn herab. Erschrocken fuhr er herum, aber da war es schon zu spät. Ein riesiges, mit säbelartigen Zähnen bewehrtes Echsenmaul zuckte auf ihn zu und packte zu. Henris Schrei erstarb schon nach ein paar Sekunden, als er in die Höhe gerissen wurde.
    Der Schrei alarmierte Rebecca. Daß Henri zeterte und sich über Nichtigkeiten aufregte, war normal. Daß er so furchtbar schrie, nicht. Sie sprang auf und jagte zur Tür. Da sah sie ein furchtbares Ungeheuer, das sich gerade drehte. Ein mächtiger Schuppenschwanz krachte dabei gegen die Mauer des kleinen Hauses. Scheiben zerklirrten. Rebecca stand entsetzt in der Tür, begriff kaum, daß das eine Riesenechse war, die gerade den Schädel hochreckte und etwas endgültig im gefräßigen Schlund verschwinden ließ. Sie sah Blut.
    Dann erst, als das Reptil mit enormen Tempo davoneilte, Zäune und Hecken niederwalzte und zwischen zwei Häusern verschwand, begriff sie, daß Henri tot war. Verschlungen von diesem Ungeheuer.
    Menschen schrien. Aufruhr entstand. Bremsen kreischten, als ein Wagen abrupt stoppte. Zwischen zwei Häusern sah Rebecca die Bestie verschwinden. Erneut kam der Schädel hoch, schluckte etwas, und das Riesenreptil setzte seinen Weg fort.
    Rebecca Lorraine begann gellend zu schreien. Aber damit konnte sie auch niemandem mehr helfen.
    ***
    Du willst mich nach Château Montagne schicken? fragte der Wolf überrascht. Zu Leonardo selbst? Weshalb?
    Auch Teri ruckte halb hoch. Sie sah Merlin aus großen Augen an.
    »Merlin, das überlebt keiner!« behauptete sie.
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