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0256 - Der Höllen-Salamander

0256 - Der Höllen-Salamander

Titel: 0256 - Der Höllen-Salamander
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nebel über Cornwall erinnerte Merlin unangenehm an eine Episode vor Jahrhunderten, als er einst für König Uther Nebel und Blendzauber schuf … aber das alles, Mord und Elend, das daraus entstand, lag so lange zurück. Selbst für ihn, Merlin.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde Zamorra helfen«, sagte Merlin. »Auf meine ganz spezielle Weise.«
    »Und wie?« fragte Teri gespannt und strich sich durch das golden schimmernde Haar.
    »Komm mit«, verlangte Merlin und wies auf die Steintreppe, die im Turm nach unten führte. Teri schritt vor ihm her in die Tiefe. Er verfolgte die raubtierhaft gleitenden, geschmeidigen Bewegungen ihres schlanken Körpers und folgte ihr dann.
    Er hatte einen Plan. Einen riskanten, waghalsigen Plan. Er konnte schiefgehen, aber er konnte auch funktionieren. Merlin hoffte nur, daß der Ausersehene mitmachen würde. Denn nur einer konnte seinen Plan ausführen.
    Einer, der kein Mensch war …
    ***
    Der große, graue Wolf hob den Kopf. Dann sprang er auf und jagte mit einem weiten, kraftvollen Sprung auf Teri zu. Sie konnte ihm nicht mehr ausweichen. Der Zusammenprall warf sie rückwärts gegen Merlin. Sie stürzte. Der Wolf lastete mit seinem ganzen, erheblichen Gewicht auf ihr und begann gemütlich, ihr Gesicht mit der langen roten Zunge abzuschlecken. Dabei schniefte er zufrieden.
    »Aufhören!« befahl die Druidin. »Du sollst nicht lecken, verflixt! Roll den Lappen gefälligst wieder ein!«
    Aber Fenrir, der Wolf, dachte gar nicht daran. Macht Spaß , teilte er ihr telepathisch mit.
    »Blöder Köter«, ächzte Teri und versuchte Fenrir von sich herunterzuwuchten. »Verflixt, du sollst nicht lecken! Merlin, hilf mir endlich mal!«
    Aber Merlin stand nur da und schaute lächelnd zu.
    Schließlich gelang es Teri, sich unter dem Wolf hervorzurollen und auf die Knie zu kommen. Sofort legte ihr der Wolf die Pranken auf die Schultern und wollte sie wieder umwerfen. Dabei achtete er sorgfältig darauf, sie nicht mit den Krallen zu verletzten. Teri wich ihm geschmeidig aus und sprang auf.
    »Schluß!« befahl sie streng.
    Du bist gemein , protestierte der Wolf. Du gönnst mir keinen Spaß!
    Teri wischte sich durchs Gesicht. »Zwischen Spaß und Spaß gibt es Unterschiede«, sagte sie. »Kommt immer darauf an, wer an dem Spaß beteiligt ist!«
    Von Gryf läßt du dich ja auch abknutschen und küssen , beschwerte sich Fenrir.
    »Das ist ja auch etwas ganz anderes«, wehrte Teri ab. »Gryf ist menschlicher Abstammung und du ein Tier.«
    Und wo liegt da der Unterschied? wollte Fenrir wissen.
    »Vor langer Zeit«, dozierte Teri, »hat ein kluger Mann einmal festgestellt, daß Mensch und Tier sich durch den Verstand voneinander unterscheiden.«
    Fenrir zog die Lefzen hoch und grinste »wölfisch«.
    Vollkommen richtig , verkündete er. Das Tier hat Verstand. Der Mensch …
    Teri winkte ab. Zumindest in diesem speziellen Fall konnte sie den ersten Teil seiner Behauptung nicht widerlegen. Zumindest Fenrir besaß Verstand, vielleicht sogar mehr als mancher Mensch. Der alte Wolf aus den Weiten der Taiga war hochintelligent und besaß außerdem telepathische Kräfte. Merlin hatte sich seiner angenommen, diese Kräfte verstärkt und geschult, und seitdem war Fenrir einer der stärksten und besten Gedankenleser und -sender, die man sich vorstellen konnte. Aber er wußte zwischen Spaß und Ernst zu unterscheiden und hütete sich, ohne besonderen Grund in der Gedankenwelt der Menschen herumzuschnüffeln. Es reichte ihm, wenn er seine Fähigkeiten im Kampf gegen die Dämonischen einsetzen konnte, oder wenn er sich auf diese besondere Art mit anderen Leuten einfach nur unterhielt.
    Deshalb überraschte es ihn wohl auch ein wenig, als Merlin ihn ansprach: »Folge mir. Ich habe einen gefährlichen Auftrag für dich.«
    Soll ich Rotkäppchen samt Großmutter fressen? fragte er an und trottete hinter Merlin her, der jetzt die Führung übernahm.
    »So oder ähnlich wird’s gewesen sein«, sagte Merlin brummig.
    Nach einer Weile erreichten sie Merlins Privatgemächer. Nur wenige Personen lebten in Caermardhin, und das auch nicht immer, und jeder bewohnte einige Räume, die für ihn allein da waren. Aber Merlin beanspruchte den größten Teil seiner Festung; in welchen Räumen er jeweils gerade anzutreffen war, wurde zuweilen zum Ratespiel.
    Der Zauberer ließ sich in einen hochlehnigen, bequemen Sessel sinken. Teri hockte sich einfach vor ihm auf den Boden und streckte sich dann lang. Der Wolf blieb erst
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