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0254 - Die Geistersonne

Titel: 0254 - Die Geistersonne
Autoren: Unbekannt
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Mausbiber atmete auf.
    „Demnach haben die Paddler uns nicht mehr im Bereich ihrer Plattform herunterholen können. Das gibt uns einen gewissen Vorteil. Ich bezweifle, daß sie sehr gern den lebenden Dschungel durchqueren. Vielleicht kümmern sie sich überhaupt nicht mehr um das Schiff." Er lachte schrill und zeigte sekundenlang seinen Nagezahn. „Aber wir werden uns bald um sie kümmern, Baar. - Und nun durchsuchen wir das Schiff. Halte dich an mir fest. Es geht los!"
    Gucky teleportierte. Er nahm den Modul mit. So brauchten sie nicht über die kriechenden Pflanzen hinwegzusteigen.
    Nach ihrer Inspektion teleportierte der Mausbiber auf die obere Polkuppel. Hier war der Lichteinfall immer noch am stärksten, auch wenn das Dschungeldach allmählich wieder von Schlingpflanzen und schnellwuchernden bambusähnlichen Gewächsen geschlossen wurde.
    „Elf Tote insgesamt", sagte Gucky, und seine Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn. „Das sollen mir die Paddler büßen. Haben wir es nötig, unsere guten Absichten mit Strahlschüssen ‚belohnen‘ zu lassen?!"
    „Alles der Reihe nach!" erwiderte Baar Lun. „Zuerst müssen wir Perry Rhodan und die übrigen Gefangenen finden und befreien.
    Danach können wir uns immer noch um das Motiv der Paddler kümmern."
    „Motiv ...?" Der Mausbiber stieß das Wort verächtlich wie einen Fluch aus. „Jedes Mordmotiv ist schlecht. Sei nicht so sentimental, Baar. Elf Menschen sind ermordet worden - und die Mörder werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, so wahr ich Überall-zugleich-Töter genannt werde!"
    Der Modul schwieg. Er lauschte auf die Geräusche des Dschungels. In der Bordbibliothek der CREST III hatte er Mikrofilme über Dschungelwelten betrachtet. Auf Bengal schien nur der optische Eindruck mit jenen Schilderungen überein zu stimmen. Nichts von dem Brüllen, Kreischen, Flüstern, Zwitschern und Röhren der Dschungelbewohner, nichts von stampfenden Kolossen und brechendem Unterholz war hier zu vernehmen. Eine beinahe geisterhafte Stille lag über dem Dschungel von Bengal.
    Nur die gespenstisch lautlosen Bewegungen schlangenartiger Pflanzen und gelegentliches geheimnisvolles Rascheln zeugten von dem unheimlichen Leben dieser Welt.
    Er wandte sich erschrocken um, als der Mausbiber einen kräftigen Fluch ausstieß.
    „Du solltest so etwas nicht in den Mund nehmen, Gucky!" sagte er vorwurfsvoll.
    „So! Sollte ich nicht!" kreischte der Mausbiber zornig. „Ich kann ja lieber meine Nerven ruinieren, anstatt mir Luft zu machen. Auf dieser dreimal ... dreimal ... ähem geplagten Welt scheint überhaupt nichts mehr normal zu sein."
    „Was interessiert uns das?" fragte Baar Lun zornig. „Ich hatte angenommen, du würdest nach Gehirnimpulsen Rhodans oder der anderen Vermißten suchen! Statt dessen stellst du philosophische Betrachtungen an ..."
    „Erst jetzt!" murmelte Gucky. „Erst jetzt, nachdem ich weiß, daß die Suche nach dem Chef nicht allein mit Telepathie zu schaffen ist."
    „Wie soll ich das verstehen?"
    Gucky blickte ihn mit traurig glänzenden Augen an.
    „So, daß wir vielleicht hundertmal teleportieren müssen, bevor wir eine brauchbare Spur entdecken. Ich habe einmal Rhodans Gehirnwellenmuster geespert - aber nur ganz kurz und verschwommen." Gucky senkte die Stimme. „Etwas hat mich so erschreckt, daß ich die Verbindung wieder verlor - etwas, das wie ein schwarzes Ungeheuer in Rhodans Geist hockt ..."
    Sie wirkten wie Ausgeburten der Hölle und waren doch einst menschenähnliche Wesen mit menschengleichen Eigenschaften gewesen. Vielmehr waren es ihre Vorfahren gewesen. Ein Pakt, den man nur noch mit sehr abwegiger Phantasie „Symbiose" nennen konnte, hatte geistig und körperlich Ungeheuer aus ihnen und ihren Nachkommen gemacht.
    Nur die Bezeichnung „Bota" erinnerte an Zeiten, in denen ihr ganzes Streben positiven Zielen gegolten hatte.
    Die durch den direkten Einfluß der Pflanzenwelt modifizierten Botaniker wußten nichts mehr von den sittlichen Gesetzen des Kosmos. Ihr gewaltsam gleichgerichtetes Streben galt der restlosen Auslöschung eines gesellschaftlichen Zustandes, den ihre Väter und Vorväter einst als Verwirklichung ihrer Ideale betrachteten. An die Stelle der Individualität war gelenktes Kollektivbewußtsein getreten. Die ehemals gültigen Moralgesetze waren ersetzt worden durch das Dogma, nach dem alles schlecht war, was nicht zur Gemeinschaft gehörte und alles gut, was der Gemeinschaft nützte. Nur besaßen die rein körperlich
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