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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Unfall oder Mord am 21. oder 22. Februar geschehen sein. Wer weiß heute noch, was an diesen Tagen und in diesen Nächten passiert ist? Gewiss, wahrscheinlicht kann ich feststellen, wer damals an dem betreffenden Silo arbeitete, aber ob diese Leute heute noch auffindbar sind, ist mehr als zweifelhaft. Ich kann ihnen nur einen Tipp geben.«
    Er blickte sich um, als ob er fürchte, belauscht zu werden, und dämpfte seine Stimme.
    »Pier 18, an dem der bewusste Silo steht, gehört zum South-Street-Bezirk, und der Boss dieses Bezirks ist King Perry Niles, der Boss der East Dockarbeiter Gewerkschaft. Wir wissen ganze genau, wer Perry Niles, der nur der King genannt wir, ist, und was der treibt. Aber wir haben es bis heute noch nicht geschafft, ihn zu fassen. Vor fünfundzwanzig Jahren war er selbst noch Dockarbeiter, und heute geschieht in seinem Bezirk nichts, wozu er nicht sein ›okay‹ gegeben hat. Er selbst ist scheinbar untadelig. Er hat sein Haus in der 72.Straße und eine Villa auf Staten Island. Er ist ein reicher Mann und unterstützt die demokratische Partei. Der Bürgermeister lädt ihn zu seinen Partys ein, und er ist Vorstand von Wohlfahrtsvereinigungen und Mitglied des Direktoriums des Museums für moderne Künste. Kurz, er ist ein wohlhabender und angesehener Bürger.
    Tja… Ob Sie es mir glauben oder nicht, ich weiß, dass der Kerl einer der übelsten Gangster ist, die jemals Manhattan unsicher gemacht haben. Er kennt keine Rücksicht und kein Mitleid. Ich könnte Ihnen zehn Leute nennen, die auf seine Veranlassung hin den Tod im River fanden. Wenn King Perry Niles zusammen mit seinen Leibwächtern nach Richmond fährt, um dort ein Wochenende zu verleben, so kann ich Ihnen im Voraus sagen, dass irgendwo und irgendwie ein Mord begangen oder ein anders Verbrechen verübt wird, für das er sich ein eisenhartes Alibi beschaffen will. So stehen die Aktien, Gentlemen, und jetzt sagen Sie mir, wie ich Ihnen helfen soll, zu ermitteln, wer diesen verkrachten Schauspieler in den Getreidesilo geworfen hat?«
    Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seine graue Bürstenfrisur und sagte mutlos: »So ist es, Gentlemen, so und nicht anders.«
    Phil und ich sahen uns an. Wir hatten schon des Öfteren Kontakt mit der Unterwelt des Hafens gehabt, aber so unverblümt und schonungslos hatte uns noch niemand die Wahrheit darüber gesagt, und es war niederschmetternd, dass diese Wahrheit ausgerechnet von dem Mann kommen musste, dessen Aufgabe es war, Ordnung zu schaffen.
    »Also wird uns nichts anderes übrig bleiben, als und selbst dahinter zu klemmen«, erklärte mein Freund. »Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir einen Saustall ausmisten.«
    Mr. Lyons starrte uns entgeistert an.
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte er. »Dort, wo die Stadtpolizei und die Geheimpolizei des Finanzministeriums gescheitert sind, da, wo ich mit meinen zweihundert Beamten noch genauso weit bin wie am ersten Tag, da wollen Sie beide ganz allein ausmisten.« Er lachte rau. »Ich rate Ihnen nur eines. Lassen Sie nicht laut werden, was Sie hier soeben geäußert haben. Es wäre genauso, als ob ein Geschworenengericht Sie zum Tode verurteilt hätte und Sie angetan mit der roten Jacke, im Mördertrakt von Sing Sing säßen.«
    »Mein Gott, Mr. Lyons. Man könnte ja glauben, Sie hätten Angst«, spottete ich.
    »Ich habe Angst, Mr. Cotton. Ich habe in den letzten Jahren schon fünfmal um meine Versetzung nachgesucht, ohne dass sie mir bewilligt wurde. Ich weiß, dass ich hier auf einem Pulverfass sitze. Das Einzige, was ich tun kann, ist, einen Kleinkrieg gegen die Lumpen zu führen. Ich schikaniere sie, wenn sie die Vorschriften übertreten, ich schicke ihnen die Steuer auf den Hals, wenn ich sie im Verdacht habe, diese betrogen zu haben, und ich tue auch sonst, was ich kann. Aber an die Wurzeln des Übels komme ich nicht heran. Ich wage es nicht. Ich bin fünfundfünfzig Jahre alt geworden, und ich möchte noch etwas am Leben bleiben.«
    »Well, Mr. Lyons, wir haben nichts gesagt. Wenn Sie jemand fragen sollte, was wir hier gewollt haben, so erzählen Sie, wir hätten Sie um eine Spende für den Pensionsfond des FBI angegangen.«
    »Verdammt, etwas Derartiges werde ich wirklich tun«, entgegnete er.
    ***
    Wir schwiegen, bis wir wieder in meinem Jaguar saßen.
    »Was hältst du von dieser Schweinerei?«, meinte Phil.
    »Es ist wie oft. Es gibt ein hässliches Wort, das sagt, Demokratie sei gleichbedeutend mit Korruption. Aber wenn, wie
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