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0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers
Autoren: Jason Dark
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neuerdings. Tagsüber hätte ihr Vater es noch verstehen können, doch sich des Nachts als junges Mädchen an alten Grabstätten herumzutreiben, das durfte man gar keinem erzählen. Bisher hatten die Eltern ja nicht eingegriffen, doch nun wollte Jason Price endlich wissen, ob es einen Grund gab, der das Mädchen immer wieder auf den Friedhof trieb.
    Über die breite Holztreppe war er nach unten gegangen und stand nun vor der Tür. Wie immer schleifte sie, als er sie langsam aufzog und nach draußen schaute.
    Es war kalt geworden. Die Temperaturen mußten sich um den Gefrierpunkt bewegen. Noch immer standen die gewaltigen Wolken am Himmel. Die Nacht war nicht schwarz, sondern von einem seltsamen Grau durchzogen. Vereinzelt blitzten ein paar Sterne.
    Der Mann stellte den Kragen seiner Jacke hoch und schritt den Weg zum Friedhof hinunter. Tagsüber ging er ihn oft, in der Nacht verzichtete er gern.
    Von Marion war nichts zu hören. Die Stille hatte sich über das Land gesenkt. Mitternacht war vorbei, die erste Tagesstunde angebrochen. Das Haus blieb wie ein stummer, drohender Schatten hinter ihm zurück. Rechts davon begann der große Wald. Er zog sich meilenweit hin, war ein Gebiet für Pilzsucher und erholungsbedürftige Menschen.
    Der Weg führte leicht bergab, so daß der Blick des Mannes auf den Friedhof fiel.
    Dort stand seine Tochter. Sie war deshalb so gut zu sehen, weil sie ihre kleine Laterne in der Hand hielt. Das Licht der Petroleumlampe verbreitete einen gelblichen Schein.
    Jason Price zögerte. Er traute sich nicht so recht, seine Tochter zu stören. Deshalb mußte er sich überwinden, weiterzugehen. Marion war erwachsen. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte, obwohl ihre nächtlichen Ausflüge zum Friedhof schon mehr als nur seltsam waren.
    Price ging weiter. Er war bereits so nahe, daß Marion ihn hören und auch sehen konnte. Sie kümmerte sich nicht um ihn, sondern war völlig mit sich selbst beschäftigt.
    Sie stand auch nicht mehr, sondern hatte sich hingekniet. Die Petroleumlampe stand neben ihr. Sie verbreitete ihren Schein und gab der Gestalt des Mädchens einen Schatten, der scharf und lang auf den Boden fiel. Den Kopf hielt Marion gesenkt, ihr Blick war starr auf ein Grab gerichtet, auf dem ein alter Stein stand. Er wurde ebenfalls vom Licht der Lampe erfaßt und schimmerte gelblich. Der Stein war an seiner Oberseite nicht abgerundet, sondern ähnlich wie ein Haus, eine Art Dach.
    Dort lag jemand begraben, den Marion gut gekannt hatte. Ein ehemaliger Richter, der ebenfalls zur Familie gehört hatte und der als ausgesprochen streng verschrien war.
    Hatte sich Marion das Grab bewußt ausgesucht, oder war es ein Zufall, daß sie genau davor kniete?
    Jason Price hatte keine Ahnung. Er würde seine Tochter fragen.
    Noch näher ging er heran.
    Seine Schritte mußten zu hören sein, Marion konnte sie nicht ignorieren, und trotzdem blieb sie sitzen.
    Price schüttelte den Kopf. Das Verhalten seiner Tochter war ihm unverständlich. Er entschloß sich, sie in den nächsten Sekunden anzusprechen. Dann ließ er von seinem Vorhaben ab, denn Marion selbst reagierte. Sie redete. Aber sie sprach nicht mit ihm, sondern mit demjenigen, der unter der feuchten Erde begraben lag.
    Seine Tochter redete mit einem Toten!
    ***
    Große Lust hatte ich nicht, in der Nacht loszufahren, aber was tut man nicht alles für seine Freunde? Und der Freund war in diesem Fall Bill Conolly.
    Er hatte mich so lange bekniet, bis ich einfach nicht mehr ablehnen konnte, und so kam es, daß Bill und ich uns eine Nacht um die Ohren schlagen wollten, ohne etwas Konkretes in der Hand zu haben. Wir waren nur auf vage Aussagen angewiesen.
    Suko wäre gern mit von der Partie gewesen, aber er sollte auf höchste Anordnung ein paar Tage pausieren, denn durch die Verletzung an seiner rechten Hand war er nur bedingt einsatzfähig.
    Das jedenfalls hatte Sir James so angeordnet und Suko für den Innendienst eingeteilt. Wenn ich allerdings allein nicht weiterkam, sollte Suko ebenfalls eingreifen.
    In diesem Fall hatte ich Bill, der auch den Wagen lenkte. Nicht meinen Bentley, sondern seine flache Porsche-Flunder. In dem Auto kam ich mir immer vor wie in einer Sardinenbüchse.
    »Und deine Bekannten haben dich nicht draufgesetzt?« fragte ich den Reporter zum wiederholten Male.
    »Glaube ich nicht.«
    »Aber du weißt es nicht.«
    »Komm, John, sei nicht so pingelig!«
    »Wenn es um nächtliche Ausflüge geht, die möglicherweise nichts einbringen,
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