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0250 - Pandoras Botschaft

0250 - Pandoras Botschaft

Titel: 0250 - Pandoras Botschaft
Autoren: Jason Dark
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der Seite. Sie war so gefallen, daß ihr ausgestreckter Arm in den Gang hineinragte und die Hand zu einer Klaue gekrümmt war.
    Ich zitterte inner-und äußerlich, als ich mich über den Mann beugte, denn ich hatte ihn erkannt. Es war Pater Ignatius! Ein toter Mönch?
    Meine Kehle war trocken geworden. In meinen Augen brannte es, als ich nach der Hand faßte. Kalt fühlte sie sich an.
    Tief saugte ich den Atem ein. Die Sekunden zählte ich zu den schrecklichsten in meinem Leben. Fast fürchtete ich mich davor, den Arm anzuheben, doch es gab keine andere Alternative, wenn ich endgültige Gewißheit haben wollte. So hob ich ihn hoch, ließ ihn los, und der Arm schlug wieder nach unten. Wie bei einem toten Gegenstand. Keine Reaktion.
    Meine Hände tasteten sich weiter vor, wühlten im Stoff der Kutte. Ich drehte den Pater auf den Rücken und schaute in sein Gesicht.
    Selbst bei diesen schlechten Lichtverhältnissen war zu erkennen, daß es sich auf eine erschreckende Art und Weise verändert hatte. Die Haut war bleich geworden, dazu sah sie sehr dünn aus. Die Augen hielt der Pater geöffnet. Der Blick richtete sich starr gegen die Decke der kleinen Kirche. Lag vor mir ein Toter?
    Noch war ich nicht sicher, und ich suchte die Stelle, wo ich den Herzschlag fühlen konnte.
    Es war nicht so einfach, denn der Kuttenstoff störte ein wenig. Ich mußte ein paarmal nachtasten, dann hatte ich mein Ziel gefunden und ließ meine Hand leicht dort liegen. Ich konzentrierte mich auf den Herzschlag. Ja, er war zu spüren.
    Schwach, sehr schwach. Dennoch, vor mir lag kein Toter. Mein Freund lebte.
    Mir fiel eine schwere Last vom Herzen, und das Aufatmen glich schon mehr einem Stöhnen.
    Ich richtete mich wieder auf. Pater Ignatius lebte. Die anderen vielleicht auch?
    Ich wollte es herausfinden, ging zu dem nächsten und tastete dort nach dem Herzschlag.
    Auch hier fühlte ich das schwache Schlagen und war einigermaßen beruhigt. Die Magie der Pandora hatte die Menschen nicht getötet, sondern nur außer Gefecht gesetzt, und ich hoffte stark, daß sie nicht von demselben dämonischen Bazillus infiziert worden waren wie der Leichnam im Sarg. Nur - welch einen Grund hatte Pandora gehabt, so zu handeln? Weshalb hatte sie mich verschont, oder war ich letzten Endes doch durch meine magischen Waffen so geschützt, daß sie sich bei mir etwas anderes einfallen lassen mußte? Durchaus möglich, und ich war gespannt, wie sich der Fall noch entwickelte.
    In der Kapelle wollte ich nicht bleiben. Hier war alles entschieden. Pandora hatte die Menschen außer Gefecht gesetzt, die mir hätten zur Seite stehen können. Sicherlich wollte sie mich allein.
    All right, das konnte sie haben.
    Ich straffte mich innerlich. Die letzten Sekunden hatten mich wieder aufgemöbelt. Ich wußte nun, daß die Menschen nicht gestorben waren, und dies gab mir wieder Mut. Der Weg zur Tür war nicht weit. Zudem stand sie offen. Ich drängte mich durch den Spalt, schaute nach vorn auf den Klosterplatz und wurde mit der zweiten Überraschung konfrontiert.
    Ich war nicht allein innerhalb des Klosters. Jemand wartete auf mich. Weder Pandora noch ein ähnlicher Dämon, sondern ein völlig anderes Untier.
    Ein riesiger pechschwarzer Vogel.
    Ein Todesadler!
    ***
    Xorron sollte Lady X, seine bisherige Herrin, töten! So lautete der Befehl, und die Scott hatte sich nicht verhört. Sie hätte an Pandoras Stelle nicht anders gehandelt, und irgendwie brachte sie sogar Verständnis für die Dämonin auf. Und doch hatte es sie hart getroffen. Es war immer etwas anderes, ob man selbst den Befehl gab oder der Feind. Und Lady X war klar, daß Xorron sich diesem Befehl nicht widersetzen würde. Er konnte nicht anders. Es lag in seiner dämonischen Natur.
    Lady X wußte ferner, daß sie ihm nicht gewachsen war. Wenn Xorron sie einmal hatte, würde er sie zerreißen und ihrem vampirischen Dasein ein Ende bereiten. Xorron bewegte sich gedankenschnell und geschmeidig. Er stürzte jedoch nicht auf Lady X zu, sondern sprang in die Höhe, hängte sich mit beiden Händen an einen starken Ast und brach ihn ab.
    Er fiel zu Boden wie ein Turner, bei dem die Reckstange gebrochen war, prallte auf den schrägen Hang und verlor das Gleichgewicht, wobei er sich ein paarmal überrollte, jedoch wieder auf die Füße kam und seine Gegnerin angriff. Er war um keinen Deut langsamer als bei seinem ersten Sprung, und den Ast hielt er wie eine Lanze, denn er wollte ihn durch die Körpermitte der Untoten rammen.
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