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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus
Autoren: Dämonenkiller
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Fremde einen Landsmann gefunden zu haben, ärgerte er sich über dessen Erscheinen.
    »Ach, laßt mich mit Eurem Unsinn in Frieden!« sagte er wütend und wandte sich ab.
    Er hörte hinter sich das Klappern der Krücken. Als er sich nach einer Weile umdrehte und zu der Kirche hinüberblickte, sah er den Schneider durch das Portal verschwinden.
    Worauf warte ich? fragte sich Speyer. Warum suche ich nicht ebenfalls die Kathedrale auf?
    Er hätte es in diesem Augenblick getan, wenn nicht gerade ein Trauerzug vorbeigekommen wäre und ihm den Weg verstellt hätte. Die Prozession mit den Sargträgern an der Spitze bewegte sich gemessenen Schrittes auf den kleinen Friedhof hinter der Kirche zu.
    Plötzlich gellte ein Schrei über den Platz. Die Henkersknechte hatten die Arme und Beine des Verurteilten an das Zaumzeug von vier Ackergäulen gebunden, um ihn zu vierteilen. Jetzt trieben sie die Gäule mit Peitschen an, jeden in eine andere Himmelsrichtung.
    Wieder schrie der Verurteilte. Diesmal erstarb sein Schrei in einem gewaltigen Donnerschlag, der einem grellen Blitz folgte. Der Blitz schlug in den Kirchturm ein und spaltete ihn. Die Trümmer fielen auf den Platz. Menschen stoben schreiend auseinander. Beim Portal der Kirche entstand ein Tumult.
    »Haltet den Dieb!« schrien aufgeregte Stimmen.
    »Er hat die heilige Madonna beraubt.«
    »Was für ein Sakrileg! Ein Fluch wird über uns kommen.«
    Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel herab und schlug in die Kirche ein. Die Holzbalken fingen Feuer.
    Georg Rudolf Speyer stand wie erstarrt da. Eine furchtbare Ahnung hatte sich seiner bemächtigt; und die Erkenntnis, daß sich hier ein schreckliches Drama anbahnte, lähmte ihn.
    Eine Gestalt lief, von der Kirche kommend, über den Platz. Die Meute der Gläubigen folgte ihr. Das mußte der Dieb sein. Es war ein Mann in einem Umhang und mit einer Kapuze. Er rannte, als sei der Teufel hinter ihm her, und er preßte etwas fest an den Körper, das golden glänzte. Jetzt kam er ganz nah an Speyer vorbei. Dieser konnte sogar das verzerrte Gesicht des Mannes erkennen; und er sah, was er so ängstlich an seinen Körper drückte. Es war ein golden glänzender Drudenfuß.
    Da fiel es Speyer plötzlich wie Schuppen von den Augen. Wegen dieses Drudenfußes war er nach Toledo gekommen. Die Erinnerung traf ihn wie ein Schock; er war nicht fähig, dem Dieb zu folgen. Er wußte nun mit unumstößlicher Gewißheit, daß der Drudenfuß für die Wunder der weinenden Madonna verantwortlich gewesen war. Und durch den Diebstahl wurden nun die Mächte des Bösen frei.
    Der Dieb rannte über den Friedhof. Georg Rudolf Speyer nahm die Verfolgung auf, während rings um ihn die Blitze einschlugen und die Gräber sich öffneten. Ein Blitz traf den Sarg, den die Träger zum offenen Grab brachten. Der Sargdeckel sprang auf, und der Tote erhob sich mit einem tierischen Schrei.
    Speyer rannte weiter. Er achtete nicht auf die unerklärlichen Vorfälle um sich herum, sah nicht, wie die durch eine unheimliche Macht belebten Skelette aus den aufgewühlten Gräbern stiegen. Er hatte nur Augen für den Dieb des Drudenfußes.
    Rund um die Kirche Santa Maria la Bianca breitete sich das Grauen aus. Die alte Quendola entband die Frau des Stadtknechts von einem Kind, das einen riesigen Schädel und keine Arme und Beine hatte. Als der Vater das sah, tötete er das Neugeborene mit einem einzigen Streich seiner Waffe und verfolgte in seinem Blutrausch die Hebamme bis auf die Plaza del Barrio Nuevo, wo er sie in der Menschenmenge stellte und so lange mit seinem Säbel auf sie einschlug, bis einige beherzte Männer den Tobenden niederrangen.
    Der einbeinige Schneider aus Köln hatte mit den anderen Pilgern die Verfolgung des Diebes aufgenommen. Auf dem Platz wurde er jedoch zu Fall gebracht und niedergetrampelt. Und so fand man ihn später: Eine seiner Krücken war wie eine Schlange um seinen Hals gewunden und hatte ihn erwürgt.
    Auf dem Richtplatz versuchten die Henkersknechte vergeblich, die vier kräftigen Gäule auseinanderzutreiben. Der Boden unter ihren Hufen fror plötzlich zu Eis, so daß sie ausrutschten und nicht wieder hochkamen. Die Stricke, mit denen der Verurteilte gefesselt war, zerfielen durch einen Blitz zu Staub, woraufhin sich der Gepeinigte auf seinen geschundenen Gliedern fortschleppte, bis ihm die Hellebarde eines Henkersgehilfen den Garaus machte.
    Und kaum war dies geschehen, da öffnete sich der Boden auf der Plaza del Barrio Nuevo und verschlang all
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