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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne
Autoren: Maurice Limat
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erdulden muss, dazu fähig ist.
    Sie wird herauskommen, das weiß ich sicher. Sie muss.
    Und dann wird sie geradewegs auf Silvias Schlafzimmer, das Bett, auf meine Frau, zusteuern.
    Aber keine Angst, mein Herz. Du sollst nicht das Schicksal Max Valettis erleiden. Ich passe auf.
    Nun rührt sie sich endlich. Es ist sehr dunkel, aber ich kann sie dennoch ein wenig erkennen. Ihr behaarter Körper, schwarz wie die Nacht, die uns umgibt, setzt sich in Bewegung. Mit ihren Krallenbeinen scheint sie mir hässlicher und abstoßender denn je zuvor.
    Wenn ich denke, dass Elna und ich dieses Scheusal gezähmt haben.
    Nun bewegt sie sich über den Boden des Vivariums hin, zwischen den Minifelsen und den exotischen Pflanzen hindurch. Jetzt hat sie wohl das Loch in der Glaswand entdeckt und hält stracks darauf zu.
    Ja, jetzt ist sie draußen. Kriecht bis zum Tischrand, lässt sich fallen. Ich sehe, wie sie ihren abscheulichen Körper einen Augenblick wie in Angst zusammenkrampft, dann streckt sie alle acht Beine wieder aus, und das giftige Scheusal macht sich auf den Weg.
    Geradewegs auf das Schlafzimmer zu, wie ich es gefürchtet habe.
    Eine Minute sehe ich ihr zu. Ja, dort schleicht Silvias programmierter Tod.
    So, nun habe ich dir deinen Willen getan, Elna, die Spinne ist frei. Und wenn es Wunder gibt, dann müssen jetzt in eben diesem Augenblick deine Fesseln fallen, und Max Valetti hat keine Gewalt mehr über dich.
    Ja, das habe ich gewollt, aber nicht mehr. Nicht das, was du willst.
    Nämlich Silvias Tod, damit ich endlich ganz der Zauberin aus Guyana gehöre.
    Unbeirrbar zieht die Vogelspinne ihres Weges, ohne sich um mich zu kümmern. Jetzt klettert sie an der Wand hoch, um die Türfüllung herum.
    Ich sehe sie im Zimmer verschwinden und gleite wie ein Schatten hinterher.
    Ja, da hält sie genau auf das Kopfende von Silvias Bett zu. Silvias blondes Haar hebt sich kaum vom Kopfkissen ab.
    Jetzt hält mich etwas Unsichtbares fest. Ja, Elna hat meinen Plan erraten und will mich davor zurückhalten. Ihr geheimnisvoller Instinkt hat sie über meine innere Wandlung unterrichtet.
    Sie erkennt die Gefahr und wirft ihre Schlingen aus. Nein, ich werde kämpfen bis zum Ende. Nicht für dich, sondern um meine Frau zu retten.
    Schon ist die Spinne fast am Bett. Es ist Zeit.
    Leb wohl, Elna. Schlagt zu. ihr unbekannten Dämonen, die ihr es fertig bringt, dass eine Frau und eine Vogelspinne ein und dasselbe Scheusal sind.
    Silvia fuhr aus dem Schlaf hoch und richtet sich im Bett auf. Irgendetwas war im Zimmer und störte sie in ihrem heilsamen Schlummer. Fieberhaft tastet sie nach dem Knopf der Nachttischlampe.
    Endlich wurde es hell.
    Jose war da, beinahe neben ihrem Bett.
    Er holte weit aus mit der Hand, in der er einen kleinen Gegenstand hielt, und schlug zu. Aber was war das blöd. Natürlich, nun erkannte sie den Glasschneider, den sie in der Schreibtischlade entdeckt hatte.
    Er schlug auf etwas Schwarzes an der Wand ein, und dieses Etwas fiel dann zu Boden.
    Starr vor Entsetzen entdeckte Silvia die Vogelspinne. Ein behaarter Körper, der schwarze Leib halb zerquetscht, die Beine zermalmt, einige lösten sich sogar vom Körper ab.
    „Jose, aber das ist ja schrecklich Was ist denn bloß passiert?“
    Instinktiv zog sie das Betttuch bis zum Hals über sich, konnte aber den Blick nicht von dem übel zugerichteten Tier abwenden, das in einer abscheulichen, dickflüssigen Blutlache lag.
    „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Sie kann dir nichts anhaben.“
    „Hast du sie umgebracht?“
    „Nein, nur verletzt. Sie kann nichts mehr anrichten. Ich stecke sie wieder in den Tragkäfig. Aber, ich – oh. Himmel!“
    Plötzlich schwankte er, ließ den Glasschneider fallen, an dem das Blut der Lasiodora klebte. Namenloses Entsetzen zeichnete sich auf seinen Zügen ab.
    „Jose, was gibt es denn noch? Sag’ es mir doch. Liebster!“
    Er sah aus wie jemand, an dessen Ohr aus weiter Ferne ein Verzweiflungsruf, ein entsetzlicher Schmerzensschrei klingt, oder der machtlos irgendeinem grauenhaften Geschehen beiwohnen muss, ohne helfend eingreifen zu können.
    Silvia stürzte aus dem Bett, zu Jose hin, wobei sie es vermied, der Spinne zu nahe zu kommen, die sich immer noch regte.
    „Jose.“
    Er aber, schweißtriefend, zitternd, entsetzt, schrie auf:
    „Ich habe sie befreit, aber sie leidet, ach, sie leidet grässlich. Und ich habe es getan, ja ich. Ich bin verloren.“
     

     

Es war noch sehr früh am Morgen, als ein Anruf von Kommissar
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