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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand
Autoren: Jason Dark
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Kürzungen bei den Sozialleistungen. Seit Reagan wurden die Armen noch ärmer.
    Village war etwas Besonderes. Es ist schwer zu beschreiben. Mir kam der Vergleich mit Soho in den Sinn, aber er stimmte nicht. Hier im Herzen von Manhattan gab es sicherlich auch Nepp, aber nicht so vordergründig wie in Soho.
    Hier existierten noch wahre Lebenskünstler. Studenten, Maler, Bildhauer, es gab herrliche Lokale. Die europäische Küche war in zahlreichen Variationen vertreten. Ich sah ungarische Restaurants, italienische Pizzabuden, spanische Bodegas, holländische Käsestuben, bayerische Wirtshäuser.
    Über allem lag ein nie abreißender Stimmenwirrwarr. Soweit Greenwich mit den Augen des Touristen gesehen. Als Polizist wußte ich auch von der anderen Seite.
    Rauschgift, Prostitution, Zuhälterbanden, die Mafia, das alles gab es ebenfalls in diesem ausgeflippten New Yorker Viertel. Denn die Killerbanden wollten überall mitkassieren.
    Wir gingen durch die engen Straßen. Bunte Häuser, deren Fassaden oft nicht nur einfarbig bemalt waren, sondern auch Motive zeigten. Meist künstlerisch realisierte Träume von Sex und Gewalt.
    »Wie lange müssen wir uns noch durch die Massen schieben?« fragte ich meine Begleiterin und beobachtete gleichzeitig zwei junge Mädchen, die trotz der Kälte Boxershirts trugen und sich auf Rollschuhen voranbewegten.
    »Die nächste Straße rechts ist es.«
    »Und dann?«
    »Müssen wir warten.«
    »Auf wen?«
    »Es hat sich eine Klientin aus Chicago angemeldet.«
    Das war eine Überraschung. »Das sagst du erst jetzt?« gab ich mich erstaunt. »Was hat denn die Frau dazu gesagt, daß sie eine Fremde antraf?«
    »Nichts, sie hatte bereits von mir gehört.«
    »Bist du so berühmt?«
    »Zumindest in gewissen Kreisen. Die Lady wollte mich auch schon in Paris konsultieren, leider gab es da immer Terminschwierigkeiten, so daß wir nichts machen konnten.«
    »Dann hat sie Geld.«
    »Reichlich. Ihr verstorbener Gatte hatte schwer verdient, als man die Schlachthöfe abriß.«
    Wir bogen um die Ecke. »Das dritte Haus auf der rechten Seite ist es«, erklärte Tanith. »Das mit dem grünen Anstrich.«
    Ich schaute schon vor. In dieser Straße herrschte nicht so ein Trubel. Es gab auch weniger Geschäfte.
    Ich ging etwas schneller, drückte mich an zwei breitschultrigen Farbigen vorbei, die bunt gekleidet waren und Händchen hielten und hatte von der Seite her eine gute Sicht auf das Haus.
    Es besaß mehrere Erker. Sie verteilten sich über die vier einzelnen Etagen.
    Und auf dem Erker der zweiten Etage stand eine Frau. Sie trug einen hellen Fellmantel, hatte dunkles Haar und schaute in die Tiefe. Das Fenster in der Mitte war geöffnet.
    Mich machte es stutzig, daß sie sich ausgerechnet in der Etage aufhielt, wo auch Tanith lebte. Ich wollte die Hellseherin danach fragen, drehte mich um und vernahm gleichzeitig den Schrei der anderen Passanten.
    Wieder drehte ich mich.
    Meine Augen wurden groß. Die Frau war auf das Fensterbrett geklettert, stand dort für einen Moment, breitete die Arme aus und sprang.
    ***
    Der Ruf blieb mir im Hals stecken. Ich konnte nichts mehr für sie tun. Sie befand sich in der Luft, die Menschen unter dem Fenster sprangen zur Seite, schufen Platz, damit die Frau, wenn sie fiel, die Passanten nicht zu Boden schmetterte.
    Den erreichte sie nicht.
    Auf halber Strecke sahen es auch die letzten. Um ihren Hals befand sich eine Schlinge mit dem zugehörigen Seil daran, das sich mit einem hohen Singen straffte, als der Sprung der Frau unterbrochen wurde.
    Für die Dauer von etwa einer Sekunde lag eine atemlose Stille über der Straße.
    Dann aber gellten Schreie gegen den grauen Dezemberhimmel Obwohl aus vielen Kehlen ausgestoßen, hörte er sich an wie ein einziger Schrei, der nach oben brandete.
    Es war grauenhaft.
    Zum Glück spritzten die meisten Passanten auseinander. Sie wollten nicht am Ort des Geschehens bleiben, ich bekam dadurch freie Bahn und blieb direkt unter den baumelnden Füßen der Frau stehen.
    Auch wenn ich die Arme ausstreckte, konnte ich sie nicht berühren.
    Inmitten des Trubels bot sie ein Bild des Schreckens. Der Wind spielte mit ihrem Körper, er pendelte, ich sah sogar in das Gesicht, erkannte die aus dem Mund hängende Zunge und die gebrochenen Augen.
    Nein, der Frau war nicht mehr zu helfen.
    Jemand krallte seine Finger in den rechten Ärmel meiner Jacke. Es war Tanith, die neben mir stand und Worte flüsterte, die ich nicht mitbekam.
    Ich hatte nur Augen für
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