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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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Feuerwehr zu verständigen?« rief Mitropolus, während er das letzte Wildperd an der Leine vorbeiführte.
    »Little Joe hat das längst erledigt«, rief Beppo.
    »Wo steckt Beppo?«, ertönte eine laute, herrische Stimme.
    »Hier, Herr Direktor«, antwortete der Clown und blieb stehen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »In drei Minuten haben wir alle Tiere draußen bis auf die Löwen und die Tiger«, stieß er hastig hervor, »Kümmern Sie sich um die Bekämpfung des Brandes. Ich mache das hier schon.«
    »In Ordnung, Beppo«, rief Johnson und lief weiter.
    Aus dem Zelt dröhnten die lauten Klänge der Kapelle. Der spanische Dirigent, ein Mann mit einem Sieben-Meilen-Namen, hatte keine Ahnung, was los war, aber er kannte seine Pflicht. Wenn im Zirkus etwas schief geht, wird gespielt. Marschmusik, flott und schmissig, pausenlos, notfalls das ganze Repertoire dreimal hintereinander. »Kommt die Feuerwehr?«, rief Johnson, als er seine Tochter in der Kette der Stallburschen sah, die Wassereimer von einem zum anderen reichten.
    »Ja, Dad. Muss gleich hier sein. Die Polizei auch.«
    »Okay. Geh da raus. Ruf vorsichtshalber ’n Krankenhaus an!«
    »Ja, Dad!«
    Das schlanke Mädchen lief über den Platz. Johnson richtete sich zu seiner gebieterischen Größe auf. Herrisch hallte seine Stimme über den Platz. Plötzlich stutzt er. Wie ein Seiltänzer turnte oben, auf der Spitze des brennenden Zeltes, eine schemenhafte Gestalt an den Verspannungsseilen entlang.
    »Wer ist denn das da oben? Ist der Kerl verrückt?«, brüllte Johnson, rot vor Aufregung, Zorn und Wut.
    »Das ist Tec-Man!«, brüllte ein Stallbursche, der sich mit einer Hand an einem Gerüstmast hielt und mit der anderen einen Eimer Wasser nach dem anderen auf die prasselnde Zeltbahn kippte.
    »Tec-Man? Was will der da oben?«
    »Die Spanten von Zwischenzeit kappen.«
    Johnson verstand. »Wenn’s der Junge schafft, dachte er, wenn er’s schafft, dann, dann, dann… ich weiß nicht, was ich dann tue, aber ich vergesse es ihm zeit meines Lebens nicht. Verdammt, dreht sich den der Wind? Verflucht, der Wind kann sich doch jetzt nicht drehen. Er bläst uns doch die ganze Bescherung hinüber zum Zwischenzeit… Johnsons Augen füllten sich mit Tränen der ohnmächtigen Wut, als er merkte, dass der Wind sich wirklich drehte. Die Flammen wurden hinübergeweht zum Zwischenzeit. Das war das Ende… Er wusste nicht wieviel Stunden vergangen waren, als er in seinem Wohnwagen langsam wieder zu Verstand kam. Er fand sich plötzlich, rußverschmiert, mit Brandwunden bedeckt und in einem völlig durchlöcherten Frack, Kaffee schlürfend an seinem Arbeitstisch wieder. Und es war ihm, als erwache er jetzt erst aus einem fruchtbaren Traum. Verwundert blickte er den schmutzigen, rußbedeckten Mann an, der vor ihm stand. Er gehörte nicht zum Personal. Was wollte er?«
    Der Mann nippte ebenfalls an einer Kaffeetasse. Wo hatte der den Kaffee her? Seit wann bot Valencia einem Fremden im Wohnwagen Kaffee an? Was sollte das alles?
    »Wer sind Sie?«, krächzte Johnson aus einer Kehle, die in der Gluthitze des Feuers ausgedörrt war.
    Der Mann sah Johnson über den Rand der Tasse hinweg verwundert an. Dann zuckte er mit den Schultern und schob eine kleine lederne Brieftasche über den Tisch. Johnson klappte sie auf.
    Detectiv-Lieutenant Will Anders. Scranton City Police. Johnson las die einzelnen Wörter, ohne ihren Sinn richtig zu erfassen. Er war so müde wie noch nie zuvor in seinem Leben. Jeder Muskel schmerzte, jedes Glied schien wie gerädert.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte der Direktor.
    »Einen Augenblick Pause machen«, sagte der Detective und stellte seine leere Tasse auf den Tisch zurück. »Wenn Sie nichts dagegen haben. Und dann will ich mich umsehen, damit ich Ihnen hoffentlich den Lumpen präsentieren kann, der Ihnen diese Bescherung eingebrockt hat.«
    Johnsons Stirn furchte sich. Seine Nasenspitze wurde weiß. »Was - was wollen sie damit sagen?«, erkundigte er sich heiser.
    Der Detective lachte bitter. »Was wohl? Dass der Brand absichtlich angelegt worden ist. Das Ganze war eine vorbereitete Brandstiftung, Verehrter. Und dass es nicht zwanzig oder zweihundert Tote gegeben hat, ist bestimmt nicht das Verdienst des Brandstifters…«
    ***
    Vier Tage später, stand das Reservezelt in Binghamton. Eine große Zeltfabrik hatte bereits den Auftrag erhalten, nach den vorhandenen Plänen ein neues Zelt herzustellen, denn der Zirkus reiste immer mit einem Zelt
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