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0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

Titel: 0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
Autoren: Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
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worden war und welchen Weg sie danach genommen hatte, um in die Hände eines Gangsters zu geraten.
    Zuletzt blieb nur noch die grüne Spielmarke mit der herausgebrochenen Ecke übrig.
    »Merkwürdig, dass sie ein Zeichen trägt, an dem man erkennen kann, welcher Club sie ausgegeben hat«, meinte Phil.
    »Vielleicht spielten die Gangmitglieder privat unter sich«, vermutete ich.
    »Hast du schon mal Gangster erlebt, die einander so sehr vertrauen, das sie mit Chips spielen anstatt mit barem Geld?«
    Das musste ich verneinen, und so blieb die Frage offen, woher das grüne Plastikscheibchen stammte und warum Ginas Mörder es in der Tasche trug.
    Ich steckte es in einen Umschlag und legte diesen zurück zu den anderen Dingen.
    Dann erhielten wir die Bilder der Toten und die Fingerabdrücke des Mörders. Ich gab diese sofort zum Erkennungs-20 dienst und erhielt im Handumdrehen eine überraschende Antwort. Der Mann hieß Bill Melborne, war siebenundzwanzig Jahre alt und hatte acht davon im Gefängnis verbracht. Er war ein ebenso geschickter wie unverschämter Schläger, Messerstecher und Pistolenschütze, der seine Fähigkeiten an jeden verkaufte, der ihm genügend bezahlte.
    Melborne war Amerikaner, aber seine Mutter Italienerin. Von ihr hatte er das Gesicht und von seinem Vater die Gestalt geerbt. Ob er in letzter Zeit einer Gang angehörte oder auf eigene Faust arbeitet, wusste niemand.
    Es war bekannt, dass er, wenigstens bis vor ein paar Monaten, bei seiner verwitweten Mutter, an der Grenze zwischen Manhattan und Harlem gewohnt hatte, und es war bestimmt der Mühe wert, die Mutter aufzusuchen.
    Kaum hatte ich mich entschlossen, diesen Gedanken sofort in die Tat umzusetzen, als Lieutenant King an der Strippe hing.
    »Ich habe jemanden von der Police Station in der Delancey Street zu den Eltern der Gina Loreno geschickt, um ihnen die Nachricht vom Tod ihrer Tochter zu überbringen. Soeben ruft mich der diensthabende Sergeant an, um mitzuteilen, die Mutter habe die Absicht geäußert, noch heute beim FBI vorzusprechen. Warum? Das sagte sie nicht. Aber ich wollte Sie auf alle Fälle unterrichten.«
    Ich bedankte mich und war froh, die Unterhaltung mit Ginas Mutter auf Phil abschieben zu können. Die Frau hatte allen Grund, uns bittere Vorwürfe zu machen. Sie musste gewusst haben, mit wem Gina das Rendezvous hatte, und das konnte sie nur von Gina erfahren haben, denn die Stadtpolizei hatte bestimmt nichts verraten.
    Das aber setzte voraus, dass Gina selbst mich entweder sofort erkannt oder erst später erfahren hatte, wer ich sei. Bevor ich mich zum Besuch der Witwe Melborne verzog, bat ich Phil, zu klären, woher Ginas Wissen über meine Person gekommen war.
    Mein Freund war einer so delikaten Aufgabe besser gewachsen als ich.
    ***
    Mrs. Bianca Melborne wohnte in der 124. Straße, dort, wo Farbige und weiße Amerikaner nebeneinanderlebten. Man sieht dort auf den Straßen alle Hautfarben und Angehörige aller Nationalitäten. Wenn diese Leute nicht gerade zur Arbeit gehen, halten sie sich ausschließlich in den Stadtvierteln auf, in denen ihre Landsleute wohnen.
    Bianca Melborne hatte in einem älteren Mietshaus eine kleine Wohnung. Sie war höchstens Mitte vierzig. Sie war misstrauisch und ließ mich erst ein, nachdem ich mich legitimiert hatte. Dann sah ich die Furcht in ihren Augen, als sie fragte: »Was ist mit Bill los? Hat er wieder etwas ausgefressen?«
    »Leider ja«, antwortete ich. »Ich muss Ihnen eine traurige Mitteilung machen.«
    »Dio mio! Ist es so schlimm? Haben Sie ihn verhaftet?«
    »Setzen Sie sich zuerst einmal«, forderte ich sie auf und lotste sie in ihr Wohnzimmer mit den roten Plüschmöbeln, an dessen Wand das Bild eines hochgewachsenen amerikanischen Sergeants hing, der mit einer Reihe von Auszeichnungen auf der Uniform dekoriert war.
    Um dieses Bild schlang sich ein Trauerflor, und davor standen zwei Kerzen und ein winziges Blumensträußchen.
    Die Fotografie sagte mir, dass Bill Melbores Vater im Krieg gefallen war. Und das machte mir mein Vorhaben noch schwerer, als ich befürchtet hatte.
    »Es ist noch schlimmer, Mrs. Melbore«, sagte ich ernst. »Ihr Sohn hat heute Abend einen kaltblütigen Mord begangen und wurde, als er einen G-man niederschießen wollte, selbst getötet.«
    Sie blickte mich vollkommen verständnislos an. Sie schien nicht zu begreifen, was ich gesagt hatte. Als ihr dann die Wahrheit dämmerte, weinte sie. Ich war auf einen wilden Schmerzensausbruch und auf Beschuldigungen
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