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0242 - In zehn Sekunden bist du tot

0242 - In zehn Sekunden bist du tot

Titel: 0242 - In zehn Sekunden bist du tot
Autoren: In zehn Sekunden bist du tot
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der Wand vortreten, wenn er sich umdrehen wollte. Und er machte es verdammt geschickt. Aus der Drehung heraus wirbelten seine beiden Hände plötzlich vor, umklammerten mein Handgelenk und drehten es mit einem starken Schwung weg. Der jähe Schmerz zuckte durch mich hindurch, und meine Pistole polterte auf das Dach, bevor mir richtig klar geworden war, dass der Tanz mit ihm losging.
    Ich versuchte, durch einen Gegengriff meinen Arm freizubekommen, hatte Glück damit und wollte gerade ausholen, als mich sein Tritt oberhalb des linken Knies traf und mich zu Boden warf. Ich rollte mich in die Richtung, wo meine Pistole liegen musste, aber plötzlich spürte ich seine Faust in meinem Genick, wurde ein wenig hochgerissen und bekam einen Haken nur knapp neben das Kinn. Dennoch hatte ich das Gefühl, als ob in meinem Gehirn eine Handgranate explodierte.
    Für ein oder zwei Sekunden war ich wehrlos dem Schmerz ausgeliefert. Als ich halbwegs wieder klar sehen konnte, bückte er sich gerade. Er stand direkt neben mir, und es gab nur einen Grund, warum er sich gebückt haben konnte: meine Pistole.
    Ich trat ihm mit voller Wucht gegen das mir zugewandte Bein. Er stieß einen heiseren Schrei aus, während er schon nach rechts wegkippte.
    Ich stürzte mich auf ihn. Ein paar Sekunden verkrampften wir uns ineinander und rollten hin und her über das flache Dach. Dann krachte mir plötzlich seine Kniescheibe in den Magen. Es war, als ob etwas Rotes, Glutheißes sich in rasender Geschwindigkeit von meinem Bauch her durch den ganzen Körper fraß und alle Nervenstränge mit der sengenden Glut des Schmerzes erfüllte.
    Benommen fühlte ich seine Hände an meinem Hals. Ich wollte mich unter ihm wegwälzen. Wieder rollten wir, eng ineinander verkeilt, ein paar Mal über das Dach. Dann schlug mein Hinterkopf gegen etwas Hartes. Ich bekam kaum noch genügend Luft, in meinen Lungen stach es, im Magen würgte es und im Kopf summten Flugzeugmotoren. Als mir bewusst wurde, dass mein Kopf ins Leere hing, war die Atemnot schon so schlimm, dass rote Funken durch mein Hirn zuckten.
    Den linken Arm konnte ich nicht gebrauchen, denn ich lag darauf, und unsere beiden Körpergewichte genügten, um den Arm wie in einem Schraubstock festzuklammern. Mit der rechten Hand versuchte ich vergeblich, zwischen seinem und meinem Körper hindurch bis an meinen Hals zu kommen, um seine würgenden Hände wegreißen zu können. Da es nicht möglich war, bäumte ich mich mit der letzten Kraft auf und rammte ihm die Knie mit voller Wucht gegen seinen Leib.
    Seine Hände ließen meinen Hals los, er flog über mich hinweg, und dann gellte sein lang gezogener, furchtbarer Schrei auf, als er über den Rand des Daches hinweg in die pechschwarze Tiefe stürzte. Kalte, frische Nachtluft drang erlösend in meine Lungen, während ich keuchend auf dem Rücken lag und auf das furchtbare Geräusch wartete, wenn er unten aufschlug.
    ***
    Bevor Phil die Haustür erreicht hatte, stürmten drei uniformierte Polizisten herein. Sie trugen die zweireihig geknöpfte, dunkle Winteruniform der Stadtpolizei von New York, und auf ihrer Brust schimmerte das wappenförmige Dienstabzeichen. Alle drei hielten ihre schweren Pistolen in der Hand.
    »Stopp, mein Junge!«, rief der vorderste und hielt Phil, der in aller Eile die Treppen herabgestürzt war, mit der Mündung und mit der freien anderen Hand gleichzeitig auf.
    »Nehmen Sie lieber das verdammte Ding da weg!«, sagte Phil atemlos und blickte auf den brünierten Lauf der Waffe, deren Mündung so ziemlich genau in seiner Herzgegend saß. »Es ist schon vorgekommen, dass solche Dinger losgegangen sind, obgleich man es gar nicht wollte.«
    »Sieh mal an, was für ein kluges Kind«, erwiderte der Sergeant und winkte mit einer knappen Kopfbewegung die beiden Streifenpolizisten hinter seinem Rücken heran. »Durchsucht diesen neunmalklugen Gentleman, aber passt auf, dass er euch nicht mit irgendeinem lausigen Trick reinlegt.«
    »Das Durchsuchen könnt ihr euch sparen«, brummte Phil. »Es genügt, wenn mal jemand in meine linke Jackentasche fasst und meinen Ausweis rausholt. Ich bin Phil Decker vom New Yorker FBI-Büro.«
    »Und ich bin der Letzte der Mohikaner«, nickte der bullige Sergeant ungerührt. »Durchsuchen, habe ich gesagt! Los, zum Teufel, lassen Sie Ihre Arme gefälligst oben!«
    Phil seufzte. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenigstens war einer der beiden jungen Streifenbeamten
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