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0241 - Der Dämonen-Schneider

0241 - Der Dämonen-Schneider

Titel: 0241 - Der Dämonen-Schneider
Autoren: Werner Kurt Giesa
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begriff sie.
    Die Schaufensterpuppen waren nicht lebensecht gestaltet - sie lebten! Sie lebten auf die gleiche Weise wie auch Nicole: zur Bewegungslosigkeit verdammt, versteinert! Sie waren Menschen wie sie.
    Opfer des Dämons!
    Aber was bezweckte er damit? Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er die Menschen aus reinem Sammlertrieb hier einfing, versteinerte und aufstellte. Es mußte mehr dahinterstecken.
    Ich muß es herausfinden, dachte sie.
    Aber ein anderer Gedanke wurde stärker: was nützt es mir? Was kann ich noch damit anfangen? Ich bin verloren wie die anderen…
    Hinter ihr im Laden kicherte der Dämon, der Nicoles Kleidungsstücke aus der Kabine aufsammelte und davonschleppte.
    Es gab keine Spuren des unheimlichen Ereignisses mehr…
    ***
    Der dunkelhäutige Streifenpolizist setzte seinen Weg fort. Das rothaarige Mädchen in der aufregenden weißen Kleidung ging ihm nicht aus dem Sinn. Er träumte von ihr, und er träumte gern in einer Zeit, in der es kaum etwas zum Träumen gab.
    Hatte sie nicht am Lenkrad des weißen Cadillacs gesessen?
    Er ging weiter, sah nach hier und dort und sorgte allein durch seine breitschultrige, massige Erscheinung für Ruhe und Ordnung. Nach einer Weile erreichte er auch den freien Parkplatz.
    Da sah er den Cadillac.
    Er änderte seine Marschrichtung und schlenderte auf den großen Wagen zu. Kopfschüttelnd stellte er fest, daß das Fahrzeug zwei Stellflächen einnahm. Das mußte ja wirklich nicht sein, bei aller Schönheit der Fahrerin!
    Aber Cal Lewis, der Polizist, war auch nur ein Mensch mit menschlichen Schwächen. Er brachte es nicht übers Herz, eine Verwarnung zu schreiben. Stattdessen rupfte er ein Blatt aus seinem Notizblock, malte ein paar Blümchen darauf und fügte einen lustigen Vierzeiler hinzu, in dem er die Fahrerin auf ihr gar schreckliches Parkvergehen aufmerksam machte.
    Aber dann blieb er doch erst mal eine Weile am Wagen stehen. Vielleicht kam die rothaarige Schönheit ja schon bald zurück, und vielleicht ergab sich ein kleiner Wortwechsel und eine Bekanntschaft. An Selbstbewußtsein mangelte es Lewis nicht. Daß zwischen seinem kleinen Polizistengehalt und einer Cadillac-Fahrerin unüberbrückbare soziale Schranken standen, berührte ihn kaum.
    Er wartete.
    Aber die Fahrerin kam nicht zurück.
    Schulterzuckend heftete er den Zettel, weil die Scheibenwischer versenkt und nur schwer erreichbar waren, mittels eines Klebestreifens an die Windschutzscheibe und schlenderte sehr langsam weiter. Immer wieder sah er sich um. Aber sein rothaariger Traum tauchte nicht auf…
    ***
    Der Dämonenschneider betrachtete zufrieden sein Werk. Sie war eine erlesene Schönheit, seine neue Schaufensterpuppe! Und nicht nur das. Sie war eine ausgezeichnete Lebensspenderin, denn sie war noch jung.
    Nicoles Verdacht stimmte. Der Schneider bezweckte etwas mit seinem Tun. Es ging ihm nicht nur darum, Menschen einzufangen und ihnen dieses grausige Schicksal zu bereiten.
    Er konnte nämlich mit diesen Puppen etwas anfangen…
    Sie waren nur äußerlich erstarrt. Innen pulsierte weiterhin das Leben. Und das war es, worum es ihm ging. Er brauchte die Lebensenergien.
    Von Zeit zu Zeit zapfte er sie diesen Puppen ab und führte sie sich selbst zu. Auf diese Weise lebte er schon seit vielen Jahrhunderten unter wechselnden Namen an verschiedenen Orten.
    Einst war er jung und schön gewesen. Dann begann er sich mit schwarzer Magie zu beschäftigen. Er alterte dabei unheimlich schnell, weil er seine Kräfte schneller verbrauchte, als er sich davon erholen konnte. Doch die Bösartigkeit und Grausamkeit, die in ihm lauerte, machte den Fürsten der Finsternis auf den Schneider aufmerksam.
    Asmodis selbst machte ihn zum Dämon.
    Er rieb sich die Hände. Für ein paar Monate brauchte er keine Falle mehr zu stellen. Es war nicht gut, wenn in kurzen Abständen Menschen verschwanden. Langsam vorgehen, war seine Devise. So blieb er unauffällig und unangetastet.
    Er sah in den Spiegel, betrachtete sein runzliges Gesicht. Oft schon hatte er gehofft, die Falten wieder glätten zu können, doch stets ging ihm der Versuch daneben. Denn in zu häufigen Abständen erhielt er Aufträge, magisch aktive Kleidung für andere Dämonen zu fertigen. Und in jedem Stück, das er auf diese Weise schuf, war auch ein Stück von ihm.
    Jetzt aber…
    Diese Nicole Duval barst förmlich vor Lebensenergie. Vielleicht konnte er mit ihr experimentieren und versuchen, endlich nach so vielen Jahrhunderten nicht nur eine
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