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0234 - Macht und Mythos

0234 - Macht und Mythos

Titel: 0234 - Macht und Mythos
Autoren: Jason Dark
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Ich dachte daran, dass mir der Spuk den Dolch und die Beretta gelassen hatte. Wahrscheinlich nur, weil ich mit beiden nichts anfangen konnte.
    Aber vielleicht mit dem Kreuz.
    Gefesselt waren meine Hände zwar, doch die Arme konnte ich bewegen. Wenn ich sie hochhob und ausstreckte, musste es mir gelingen, das auf der Platte des Altars liegende Kreuz zu erreichen. Dafür musste ich einen Schritt zurück, da mir der vorspringende Rand sonst die Sicht nahm.
    Der Blickwinkel war trotzdem schlecht. Ich konnte das Kreuz noch nicht sehen und ahnte mehr, wo es sich befand. Meine Hände tasteten über die Platte. Mit den Fingerkuppen berührte ich eine Buchecke und hörte, wie das Buch umfiel.
    Das Kreuz lag weiter links.
    Ich beeilte mich noch mehr, denn der Drache stand längst nicht still. Er kam immer näher, und er schlug ein weiteres Mal zu.
    Ein leises Pfeifen ertönte, als sich die Zunge auf dem Weg befand. Dann klatschte sie gegen den Stein, so heftig, dass der Altar erzitterte. Ich bekam Angst, denn die Kraft des Wesens war in der Tat mörderisch. Fast wäre ich sogar zurückgezuckt, aber ich ließ meine Hände oben, und ich ertastete das Kreuz.
    Zum Glück konnte ich die Finger bewegen, denn die Fesseln schnürten meine Hände nur an den Gelenken zusammen. Es gelang mir mit einiger Mühe, das Kreuz an mich zu nehmen. Ich zog es zu mir heran, es schaute jetzt über die Kante hinweg, bekam das Übergewicht und fiel mir entgegen.
    Beide Hände griffen zu, so dass ich das Kreuz gut auffangen konnte. Irgendwie fühlte ich mich besser, auch wenn der Drache nach wie vor eine tödliche Bedrohung darstellte.
    Hastig zog ich mich zurück. Meine Beine bewegten sich unregelmäßig, als ich im Hintergrund der Höhle verschwand. Ich torkelte über den rauhen Boden, aus dessen porösem Gestein das grünliche Leuchten stieg, das die Höhle erfüllte.
    Mein Sinnen und Trachten waren danach ausgerichtet, dem Drachen zu entgehen. Auch suchte ich ein Versteck, um vor ihm wenigstens für eine bestimmte Zeit sicher zu sein.
    Das allerdings schaffte ich nicht. Die Höhle im Berg war zwar in ihren Ausmaßen gewaltig, doch Verstecke gab es nicht. Keine Nischen oder Löcher, wo sich ein Mensch verbergen konnte. Ich hatte keine andere Wahl und musste mich dem Drachen stellen.
    Der große Eingang war kaum zu sehen, da der Körper des Untiers ihn fast völlig verdeckte. Nur ein wenig Licht schimmerte seitlich des Monstrums durch die Lücke, so dass sich die urwelthafte Gestalt wie ein düsterer Scherenschnitt vor meinen Augen abhob.
    Er bewegte sich ziemlich plump voran. Sein Schädel pendelte dabei, als würde der schwere Kopf mit dem aufgerissenen Maul nur an einem Faden hängen.
    Der Drache bot ein Bild, vor dem man Angst bekommen konnte. In den Märchen- und Sagenbüchern war oft über Drachen geschrieben worden. Ich dachte auch an die Siegfried-Sage. Dieser germanische, furchtlose Recke hatte den Drachen besiegt und in seinem Blut gebadet. Ich war nicht so furchtlos wie er, sondern hatte schlichtweg Angst vor dem Untier.
    Die Zunge war nicht innerhalb des Mauls verschwunden, sondern fuhr zuckend vor und zurück. Sie glitt dabei über den Boden, erinnerte mich manchmal an eine Spirale, wenn sie sich schlangenlinienförmig bewegte, und spielte schon mit ihrer Spitze am Steinaltar.
    Ich hatte das Kreuz nicht aus den Händen gegeben. Meine Finger schlossen sich um das geweihte Metall. Mir kam es vor, als hätte sich das Kruzifix erwärmt, was allerdings auch Einbildung sein konnte, weil ich so sehr hoffte, dass mir das Kreuz einen Weg aus der Misere zeigen würde.
    Dabei barg es so immens große Geheimnisse. Und der Schlüssel dazu lag nur ein paar Schritte von mir entfernt auf dem Altar…
    In meiner Fantasie malte ich mir alles einfacher aus, als es in Wirklichkeit war. Denn zwischen mir und dem Buch stand Nepreno. Ihn konnte ich wohl kaum überwinden.
    Jetzt schob er sich an dem Steinaltar vorbei. Zum erstenmal sah ich auch seinen Rücken, und nicht nur ihn, auch der dazugehörige Schwanz geriet in mein Blickfeld.
    Der Schwanz des Drachens war erschreckend groß! Am Ende lief er spitz zu. Grauenhaft anzusehen, denn auf dem Oberteil des Schwanzes befanden sich noch kleinere Zacken, die wie Messer vorstanden.
    Unbeirrt ging Nepreno seinen Weg. Er hatte mich längst gesehen, war auf mich fixiert, und seine gewaltigen Glotzaugen schienen mich zersägen zu wollen.
    Konnte mich mein Kreuz retten?
    Bisher hatte es sich nicht gerührt. Ich dachte
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