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0233 - Allein in der Drachenhöhle

0233 - Allein in der Drachenhöhle

Titel: 0233 - Allein in der Drachenhöhle
Autoren: Jason Dark
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Gut-Glück-Fahrt. Lady Sarah brauchte nicht in der Nähe zu sein, sie konnte sich ebenso gut ein Taxi genommen haben und weggefahren sein. In die City vielleicht oder zu einer entfernt wohnenden Bekannten.
    »Nichts zu sehen«, murmelte Suko.
    »Wahrscheinlich sind wir auf der falschen Fährte«, bemerkte ich und wechselte über auf die Straßenmitte, da ich rechts einbiegen wollte.
    Kaum hatte ich den Bentley herumgezogen und war in die Straße eingefahren, als wir eine Gestalt über den Gehsteig rennen sahen. Es war ein Mann, er schien schon dicht vor der Erschöpfung zu stehen, denn sein Lauf glich mehr einem Torkeln. Dabei schwankte er von einer Seite zur anderen und schlenkerte mit den Armen.
    Wider alle Verkehrsregeln zog ich den Bentley an den rechten Straßenrand. Der Mann wurde vom Licht der Scheinwerfer übergossen, hob die Arme und winkte mit beiden Händen. Es war klar, dass er etwas von uns wollte, wir auch von ihm, und er schaffte es nicht mehr, seinen schwankenden Lauf rechtzeitig genug abzubremsen, denn als er stoppte, fiel er noch nach vorn und schlug gegen die Kühlerhaube meines Silbergrauen. Keuchend blieb er liegen.
    Beide flitzten wir aus dem Wagen. Ich hatte den etwas kürzeren Weg und ereichte den Mann als erster. Er war so erschöpft, dass er kein Wort hervorbrachte, sondern nur keuchte.
    Ich zog ihn von der Haube. Suko war da und hielt ihn fest, damit er nicht kippte.
    »Was ist passiert?« fragte ich ihn. »Reden Sie!«
    Wir mussten uns weiterhin in Geduld fassen. Nachdem etwa fünfzehn Sekunden vergangen waren, bekamen wir eine Antwort. Mit dem rechten Arm deutete der Mann dorthin, wo keine Häuser standen, sondern hohe Bäume und neben einer Kugellaterne ein Weg begann.
    »Die… die Kirche!« keuchte er. »Mein Gott, unsere Kirche…«
    »Was ist mir ihr?«
    »Verschwunden. Sie ist verschwunden…!«
    Suko und ich schauten uns an. Nur einen Moment lang. Beide wussten wir, dass es jetzt weiterging.
    Ohne ein Wort zu sagen, rannten wir los. Der Mann aber sackte neben dem Wagen zusammen, lehnte sich an die Stoßstange und schluchzte…
    ***
    Mrs. Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, wie sie liebevoll genannt wurde, hatte in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Dreifache Witwe, zahlreiche Reisen in alle Welt, Konfrontationen mit den Mächten des Bösen, aber was sie jetzt erlebte, war einmalig - und schrecklich.
    Sie klammerte sich an einem Kreuz fest!
    Das Holzkreuz stand auf einem Steinpodest, war übermannsgroß und ein Fanal des Guten inmitten eines Schreckenszentrums, das erst vor wenigen Minuten zu dem geworden war, denn die Kirche, in der das Kreuz als Mittelpunkt gestanden hatte, war verschwunden.
    Mit Grauen erinnerte sich Lady Sarah an diese Minuten, als die Mauern, getroffen von einer unheimlichen Magie, dahinschwanden. Sie schmolzen kurzerhand weg, als würden sie von gewaltigen Hitzewellen zerstört. Aber es war nichts zurückgeblieben. Keine Masse konnte erkalten, die schützenden Wände der Kirche hatten sich aufgelöst.
    Und verantwortlich dafür zeigte sich eine schreckliche Gestalt aus dem Reich der Schatten. Der Spuk!
    Er hatte seine ferne Welt verlassen, war auf die normale gekommen, um das zu holen, was für alle Schwarzblütler eine große Gefahr darstellte. Das Buch!
    Zwar hatte er sich mit der Vampirin Lady X zusammengetan, doch weder ihr noch Lupina war es gelungen, das Buch zu bekommen. Beide versagten.
    Da entschloss sich der mächtige Dämon, selbst einzugreifen. Er besaß die Macht, um herauszufinden, in wessen Händen sich das Buch befand. Und das besaß nun mal Sarah Goldwyn.
    Sie hatte keinen anderen Ausweg gesehen, als mit ihrer ungemein wertvollen und brisanten Beute in den Schutz einer Kirche zu fliehen. Wie trügerisch dieser Schutz war, musste sie schon Minuten später feststellen, als der Spuk eingriff und die Mauern der Kirche kurzerhand verschwinden ließ.
    Zudem war ein ungewöhnlicher Sturm aufgekommen, der die Horror-Oma von den Beinen gerissen und sie bis gegen das Podest katapultiert hatte, auf dem das große Kreuz stand.
    Und da hatte Lady Sarah plötzlich ihre große Chance erkannt. Das Kreuz war das Zeichen der Guten, der Hoffnung, des Lebens. Sie war auf das Podest geklettert, hatte das Buch mitgenommen und klammerte sich wie eine Ertrinkende dort fest, wo sich Quer- und Längsbalken trafen. So blieb sie stehen, deckungslos, nur mit der Hoffnung des Kreuzes im Herzen.
    Hatte der Spuk sich zuerst als ein gewaltiger, konturenloser Schatten über dem
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