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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller
Autoren: Jason Dark
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Schwaden, wie sie sich verteilten. Die bedeuteten das Aus für die Ratten.
    »Und wie kriegen Sie das Zeug wieder hinaus?« erkundigte ich mich.
    »Wir saugen es ab.«
    »Na denn…«
    Suko warf mir einen fragenden Blick zu. Er hielt es hier nicht mehr länger aus, der Friedhof wartete auf uns. Ich aber wollte noch ein paar Sätze mit dem Einsatzleiter reden, gewissermaßen eine Rückversicherung, denn unter Umständen mußte er mit seinen Leuten die Rattenplage auch im Freien bekämpfen.
    Als ich davon sprach, wurde der Mann blaß. »Machen Sie Witze, Oberinspektor?«
    »Leider nein.«
    »Das ist ja fast wie im Krieg!« stöhnte er.
    »Schlimmer, Mr. Brooking…«
    ***
    Er saß so steif hinter dem Lenkrad, als hätte er einen Ladestock verschluckt. Sein Gesicht war unbeweglich, als er den schweren Rover aus dem Tor lenkte.
    Er hatte Angst, denn er fuhr eine Fracht spazieren, die gefährlicher als ein Bündel Dynamit werden konnte.
    Im Fond hockte Rocky Koch!
    Mit einem Wächter hatte Professor Gardener ihn aus der Zelle geholt, den Mann allerdings später weggeschickt, weil keiner wissen sollte, wen er aus der Klinik brachte. Wäre es ans Tageslicht gekommen, dann hätte er sich schon eine gute Ausrede einfallen lassen müssen, die er aber nicht parat hatte.
    Gefesselt worden war Koch nicht. Er konnte sich auf dem Rücksitz bewegen, wie er wollte. Und er genoß auf seine Weise die Freiheit. Ruhig blieb er nie sitzen. Immer wieder rutschte er hin und her, sprach von seinen Ratten und auch davon, daß er sie bald in die Arme schließen würde.
    Er freute sich auf seine »Spielkameraden«. Lange genug hatte er schließlich warten müssen.
    Der Motor des Rover war kaum zu hören, deshalb vernahm der Professor auch die geflüsterten Worte des Irren. »Ich werde bei ihnen sein, schon bald. Und dann kommen sie in meine Arme. Sie lieben mich, mich, den Rattenkönig. Ja, ich war ihr König, hörst du?«
    »Ich höre!«
    Koch lachte und klatschte in die Hände. »Meine Ratten!« flüsterte er. »Meine kleinen Ratten! Bald bin ich bei ihnen, und dann werde ich wieder ihr Führer sein, und Stella wird mir zu Seite stehen. Sie hat mir geholfen, sie wird mich nie verlassen, mich nicht und auch meine kleinen Freunde nicht.«
    Gardener sagte nichts. Es fiel ihm schwer, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, denn er hatte inzwischen die Straße erreicht, die nach London führte.
    Der Abendverkehr hatte inzwischen eingesetzt. Da gab es Pendler, die in die Millionenstadt wollten, weil sie dort lebten und außerhalb arbeiteten.
    Der Professor fuhr nicht sehr schnell. Er achtete auf die Geschwindigkeit, wollte auf keinen Fall auffallen, denn dann wäre alles zu spät gewesen. Es tat nicht gut, jetzt noch einer Polizeistreife entgegenzufahren.
    Ein paarmal mußte er sich räuspern, um überhaupt eine freie Kehle zu bekommen. Ausgedörrt und wie zugeschnürt war sie, während sein Patient hinter ihm die Freiheit genoß.
    Er hatte sich auf den Sitz gekniet, sich gedreht und schaute durch die Heckscheibe nach draußen. Eine sogar verständliche Reaktion für einen Menschen, der so lange nur in einer Zelle gesessen hatte. Wie ein Schwamm das Wasser, so saugte auch Rocky Koch jede Einzelheit auf, genoß sie und rieb seine Hände, während er immer wieder auf sein Thema zurückkam und von den Ratten murmelte.
    Gardener machte sich Vorwürfe, daß er sich nicht intensiver mit dem Vorleben des Patienten beschäftigt hatte. Aber bei der Masse der Patienten hatte ihm dazu die Zeit gefehlt. Er war einfach nicht mehr in der Lage gewesen, näher auf Rocky Koch einzugehen, ebenso wie auf die anderen Patienten, die seiner Hilfe bedurften.
    Unterbesetzung, so nannte man das Wohl.
    »Eine Ratte!« Koch kreischte los, und der Professor erschrak so sehr, daß er das Lenkrad fast verrissen hätte. »Ich habe eine Ratte gesehen, neben der Straße.« Koch ließ sich zurückfallen und wälzte sich auf dem Sitz. »Herrlich diese Ratte. Ich glaube, sie erwarten mich schon. Ja, sie merken, daß ihr König kommt, denn ich bin der Rattenkönig, mir sind sie untertan!« Er lachte wild und böse, rieb sich abermals seine Hände und kicherte.
    Gardener sagte nichts. Er spürte nur, daß sich der Schweiß in seinem Nacken gesammelt hatte und kleine, kalte Rinnsale an seinem Rücken nach unten rannen.
    Es war die Angst, die ihn so reagieren ließ. Nie hatte Gardener vor seinen Patienten Furcht empfunden, hier war es das erste Mal, daß er so reagierte.
    London!
    Er sah
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