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0227 - Stellas Rattenkeller

0227 - Stellas Rattenkeller

Titel: 0227 - Stellas Rattenkeller
Autoren: Jason Dark
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dran.«
    »Wohin damit?«
    Mit dem Fuß drückte ich die Ratte in den Rinnstein. »Da kann sie liegen bleiben.«
    »Das ist Umweltverschmutzung«, stellte mein Freund und Kollege trocken fest.
    »Wir werden die städtische Müllabfuhr benachrichtigen. Die kann sich um das Problem kümmern.«
    »Und wir fahren nach Hause?«
    »Willst du warten, bis die nächste Ratte kommt?«
    »Nein, das nicht.« Suko knetete sein Kinn. »Aber mir gefällt die Sache nicht, ehrlich John. Irgend etwas stimmt da nicht. Wo gibt es denn so etwas, daß tote Ratten durch die Luft fliegen.«
    »Die hat jemand geworfen.«
    »Wer?«
    »Was juckt uns das?«
    »Eine Menge, John. Vielleicht sollten wir mal einen Blick auf den Friedhof werfen?«
    Ich tippte gegen meine Stirn. »Sag mal, bist du scharf auf neue Fälle? Ich dachte, der letzte hätte dir so ziemlich alles abverlangt.«
    »Das stimmt schon, aber…«
    »Das ist eine verdammte Inzucht mit euch Biestern. Wo kommt ihr her, ihr fetten Ratten?«
    Wir schwiegen, weil wir die Stimme des anderen Mannes gehört hatten. Und sie war hinter der Friedhofsmauer aufgeklungen.
    Jenseits von ihr stand also der Mann, der höchstwahrscheinlich das Tier über die Mauer geschleudert hatte.
    Und dann flog die nächste Ratte. Dabei hatten wir Glück, denn sie hätte fast noch unsere Köpfe gestreift. So aber fand sie den Weg zwischen uns hindurch.
    Es ist nicht die feine englische Art, mit Ratten herumzuwerfen, dementsprechend scharf fiel meine Beschwerde aus.
    »Hören Sie mal, Mister? Machen Sie das öfters?«
    Keine Reaktion. Ein erschrockenes Schweigen, mehr nicht. Mit einer Reaktion auf seinen Wurf hatte der Mann nicht gerechnet.
    »He, Sie unheimlicher Rattenwerfer? Sind Sie stumm geworden?«
    Jetzt bekamen wir eine Antwort. »Wer sind Sie, Mann?«
    »Zwei harmlose Menschen, denen Sie eine Ratte auf die Kühlerschnauze geschleudert haben und eine zweite fast an den Kopf. Klar?«
    »Ja.«
    »Weshalb werfen Sie denn die Ratten?« fragte Suko.
    »Das geht Sie nichts an. Fahren Sie weiter, ich höre so lange mit meiner Jagd auf.«
    Oh, der machte sogar Jagd auf die Tiere. Dann war es bestimmt eine regelrechte Rattenplage, die den Friedhof heimgesucht hatte.
    Eine andere Möglichkeit konnte ich mir nicht vorstellen. Und irgendwie hatte ich meine Meinung geändert. Nein, ich wollte nicht mehr so dringend nach Hause, sondern mir den komischen Rattenfänger einmal genauer ansehen.
    »Wir kommen rüber!« rief ich.
    »Bleibt ja da, ihr neugierigen Fatzken, oder die Ratten werden euch zerfetzen.«
    »Sie leben ja auch noch«, hielt ich ihm entgegen.
    »Ich kann mich auch wehren. Und jetzt verschwindet, sonst erlebt ihr hier die Hölle.«
    »Nein.« Meine Antwort klang überhaupt nicht mehr verbindlich. »Außerdem haben wir ein Recht, uns auf dem Friedhof einmal umzuschauen. Wir sind von Scotland Yard.«
    Das schien ihn doch zu beeindrucken, denn er gab keine Antwort mehr. Wir nutzten die Gunst der Stunde und halfen uns gegenseitig, die Mauer zu erklimmen.
    Ich stellte zuerst ein Bein in Sukos zusammengelegte Hände. Der Chinese gab mir Schwung, ich bekam den Mauerrand zu fassen und schwang mich hinauf. Dann ließ ich meinen Arm nach unten hängen, damit Suko die Hand erfassen konnte.
    Schon bald lag er neben mir.
    Erst jetzt kam ich dazu, einen Blick auf die andere Seite des Friedhofs zu werfen.
    Viel sah ich nicht, weil eine dicht vor der Mauer wachsende Buschgruppe mir die Sicht nahm. Der Rattenwerfer mußte sich dahinter befinden. Er hielt auch eine Taschenlampe in der Hand, denn wir sahen den Lichtstrahl durch die Büsche tanzen.
    »Seid ihr wirklich Bullen?« fragte er.
    »Und wie.« Ich erhob mich, gab mir Schwung und sprang. Leider zu kurz angesetzt, so daß ich zwischen den Büschen landete und noch ein paar Zweige abknickte.
    Sofort traf mich der Lampenstrahl. Geblendet schloß ich die Augen und hörte nur, daß Suko rechts neben mir landete. Auch er hatte die Büsche nicht ganz überspringen können.
    Der Boden war ziemlich weich und knochentrocken, da es in der letzten Zeit kaum geregnet hatte. »Nehmen Sie die Lampe weg!« fuhr ich den Mann an.
    »Erst den Ausweis.«
    »Okay.« Es war sein gutes Recht, ihn zu verlangen.. Ich gab ihm die Hülle. Suko tat das gleiche.
    »Tatsächlich«, murmelte er, »die Bullen.«
    »Freundlich fährt man immer besser«, sagte ich und nahm ihm den Ausweis wieder weg. Gleichzeitig drehte ich seinen Arm mit der Lampe zur Seite, so daß wir nicht mehr geblendet
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