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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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gegen die Ordnung und die Gesetze dieser Welt aufzulehnen. Und gerade, weil ich diese Einsicht letzten Endes doch Ihnen verdanke, da sie mich doch seinerzeit verhafteten, tut es mir doppelt leid, dass Sie unter einer so schwerwiegenden Anklage nun verhaftet worden sind. Es ist beinahe, als sollten Sie mein Schicksal teilen. Darf ich Ihnen den Anwalt Bob Rinners empfehlen? Er hat damals außerordentlich geschickt meine Verteidigung geführt. Vielleicht setzen Sie sich einmal mit ihm in Verbindung. In aufrichtiger Teilnahme für Ihr Geschick grüße ich Sie als Ihr John Clifford.«
    Wir sahen uns überrascht an. Dann blickten wir auf Neville. Auf einmal krachte seine Faust auf den Tisch, dass wir Angst bekamen, der Tisch würde zusammenbrechen.
    »Das ist der schlimmste Hohn, den je ein Mensch erlebt hat!«, schrie der alte Neville. »Diesem verdammten Halunken habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt hier sitze, und dann schreibt dieser elende Kerl solche scheinheiligen Briefe!«
    Nevilles Stimme überschlug sich fast. Seine Augen traten weit aus den Höhlen, seine Schläfenadern schwollen an. Sein Gesicht hatte sich krebsrot gefärbt.
    »Neville, beruhige dich«, sagte ich.
    »Beruhigen?«, schrie er. »Ich soll mich beruhigen? Ja, zum Teufel, kapiert ihr denn überhaupt nicht, was los ist? Ich sitze hier unter Mordverdacht! Mordverdacht! Versteht ihr das? Ich soll einen Mann erschossen haben, der keine Waffe bei sich hatte, den ich nie im Leben gesehen habe, mit dem ich nie ein Wort sprach! Den soll ich vorsätzlich erschossen haben! Ich! Der G-man Neville! Geht das in euer verdammtes Spatzengehirn nicht rein?«
    »Zum Henker, Neville, beruhige dich!«, sagte ich scharf. »Mit Brüllerei ist gar nichts zu machen! Außerdem hast du den Mann schon gesehen! Er wurde gestern Abend identifiziert. Sein Name ist Richard Leavston, und du selbst hast ihn vor sechsundzwanzig Jahren verhaftet.«
    Neville fiel auf seine Pritsche zurück. Er sah uns fassungslos an.
    »Ich?«, krächzte er heiser. »Ich habe diesen Mann einmal verhaftet? Wieso?«
    »Leavston gehörte zu den kleinen Gangstern, die damals für Clifford arbeiteten«, sagte Phil seufzend.
    Nevilles Mund stand ein wenig offen. Seine Zungenspitze fuhr sich über die trockenen Lippen. Nachdenklich war seine Stirn gerunzelt.
    »Ach so«, murmelte er tonlos. »Ach so… Jetzt versteh ich… Natürlich. Das war ja vorauszusehen. Clifford ist ja nicht dumm. Er stellt mir doch nicht irgendeinen Kerl hin. Er legt mir doch nicht irgendeinen tot vor die Füße, damit es so aussehen soll, als hätte ich ihn umgebracht. Natürlich nicht.«
    »Und noch etwas, Neville«, sagte ich. »Die Kugel, die den Mann getötet hat…«
    »Stammt aus meiner Pistole«, nickte Neville düster.
    Ich sah ihn erschrocken an.
    »Also,…« ich musste mich erst einmal räuspern, bevor ich meine Frage beenden konnte: »Also hast du ihn doch erschossen?«
    Nevilles Gesicht verzog sich. Einen Augenblick sah es so aus, als würde er weinen. Aber dann gellte auf einmal ein schrilles Gelächter über seine Lippen.
    »Nein! Das ist ja zum Totlachen! Du, Jerry, du fragst mich im Ernst, ob ich den Kerl erschossen habe! Das ist wirklich zum Totlachen! Mir bleibt die Luft weg. Ich hab dich Küken hochgepäppelt, als du bei unserem Verein anfingst. Ich hab dir alles gezeigt, was ein G-man können und kennen muss! Ich hab, jawohl, verdammt, hör nur zu, ich hab um dich gezittert, wenn du Dampfwalze wie ein Verrückter losgestürmt bist! Und du fragst mich wohl im vollen Ernst, ob ich den Kerl erschossen habe!«
    Er stand auf, packte mich an den Jackenaufschlägen und riss mich hoch und dicht an sich. Seine Augen sahen mir starr in die Pupillen.
    »Du jämmerlicher Waschlappen!«, sagte er leise. »Weil ein geschickter Gangster alles so aufbaut, dass die Indizien gegen mich sprechen müssen, wirst du schon an mir irre. Natürlich muss die Kugel aus meiner Waffe stammen. So blöd ist er doch nicht, dass er eine andere Kanone für diesen Mord verwendet hätte. Wenn er mir schon etwas anhängen will, dann fängt er es gescheit an. So gescheit, dass du ihm auf den Leim gegangen bist. So gescheit, dass du mich für einen Mörder hältst. Pfui Teufel, mich ekelt es vor dir. Vor euch beiden. Seht zu, dass ihr hinauskommt! Los, haut ab! Hier stinkt’s, seit ihr reingekommen seid. Macht, dass ihr rauskommt. Wenn ich schon auf dem elektrischen Stuhl sterben soll, dann möchte ich vorher wenigstens so etwas erspart
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