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0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor

Titel: 0221 - Ein Gangster schreit im Banktresor
Autoren: Ein Gangster schreit im Banktresor
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Hand zurückzog, waren seine Finger klebrig nass. Er musste sich räuspern, bevor er etwas sagen konnte.
    »Führen Sie den Herrn bitte herein!«, sagte er.
    »Hinein?«, stotterte die Sekretärin verdattert, fügte aber schnell hinzu: »Gewiss, Sir!«
    Charles A. Webster setzte sich schnell hinter seinen Schreibtisch.
    Die Tür wurde geöffnet. Auf der Schwelle erschien ein hochgewachsener Mann, der einen hellen Trenchcoat trug. Im Halsausschnitt des leichten Mantels sah man das bizarre Muster eines ausgefallenen Schals. Ein Stück vom Hals war zu erkennen, aber schon in der Höhe des Kinns begann der graue Fetzen, der am unteren Rand der Augenmaske hing. Die Stirn wurde von dem tief herabgezogenen Hut fast völlig verdeckt.
    »Ich habe ein wichtiges Geschäft mit Ihnen abzuschließen«, sagte der Mann und blieb auf der Türschwelle stehen. »Aus bestimmten Gründen darf ich nicht erkannt werden. Sorgen Sie dafür, dass wir ungestört miteinander sprechen können.«
    »Es ist gut, Miss Green«, sagte Webster. »Sorgen Sie dafür, dass wir ungestört bleiben.«
    »Ja, Sir«, erwiderte die Sekretärin von der Tür her.
    »Kommen Sie herein«, sagte Webster und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch: »Bitte!«
    Der Mann mit der Maske kam heran. Er setzte sich. Wie hat er es nur geschafft, mit der Maske durch die Schalterhalle zu kommen, ohne dass jemand Alarm gab?, dachte Webster. Dann fiel ihm selbst die Lösung ein. Der Mann hatte die Maske natürlich erst aufgesetzt, als er ins Vorzimmer trat. In der Halle herrschte ohnedies so viel Betrieb, dass sich bestimmt niemand seiner erinnern konnte.
    Einten Augenblick lang herrschte Schweigen. Das schalldichte Arbeitszimmer des Bankiers war eine Insel der Ruhe mitten im hektischen Taumel einer Millionenstadt. Nicht einmal die Klimaanlage war zu hören.
    »Ja?«, sagte Webster, der seine Neugierde nicht länger bezähmen konnte. Möglicherweise war dies einer von den Leuten, die einen jener geheimen Tipps zu verkaufen hatten, mit deren Hilfe man an der Börse Millionen innerhalb weniger Stunden machen konnte. Vielleicht lag ein großes Geschäft in der Luft? »Was - was kann ich für Sie tun?«, fuhr Webster mit rauer Stimme fort.
    Der Mann lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte langsam: »Sie werden ein paar tausend Dollar innerhalb von vierundzwanzig Stunden flüssig machen können, Mister Webster, nicht wahr?«
    Webster kniff die Augen leicht zusammen. Ein paar Tausend, dachte er. Das kann kein allzu großes Geschäft werden.
    »Ein paar Tausend lassen sich immer flüssig machen«, sagte er vorsichtig. »Es hängt davon ab, wie viele es sind, und natürlich davon, wozu sie verwendet werden sollen.«
    Der Mann, der Webster gegenübersaß, zuckte die Achseln. Hätte er nicht eine Maske getragen, hätte Webster behaupten mögen, er grinste. Seine Stimme hörte sich ganz so an, als ob er grinste.
    »Wozu? Für mich. Und für meine Freunde! Wir wollen mal das Getue weglassen, Webster. Bis morgen Abend werden Sie eine hübschem runde Summe netter Dollars flüssig machen. Kleine Scheine! Keine fortlaufend nummerierten Serien! Sie werden morgen Abend von uns Bescheid erhalten, wo die Übergabe des Geldes zu erfolgen hat. Ist das klar?«
    Charles A. Webster wäre kein guter Bankier gewesen, wenn er nicht gute Nerven gehabt hätte. Er schwieg einen Augenblick zu dieser überraschenden Forderung, dann beugte er sich vor und griff unter dem misstrauischen Blick des Besuchers nach der Zigarrenkiste. Sie stand auf dem Kabel, das zum Telefon führte und quer über den Schreibtisch lief. Webster ließ die Kiste stehen, hob aber den Deckel hoch und sagte einladend: »Virginia, allerbeste Qualität. Sie auch eine?«
    Der Besucher stutzte. Schließlich beugte er sich vor. Webster war ungewöhnlich zuvorkommend. Er reichte dem Maskierten eine der in Cellophan eingehüllten Zigarren, klappte den Deckel des Kistchens wieder zu. Er schob den Abschneider über den Schreibtisch und wartete, bis der geheimnisvolle Mann seine Zigarre gekappt hatte. Anschließend tat es Webster bei seiner eigenen. Er feuchtete mit der Zungenspitze fast liebevoll das Schnittende an, riss ein Streichholz an und reichte das Feuer über den Schreibtisch hinweg.
    Der Rauch von ihren ersten Zügen breitete sich aus und schwebte würzig in der Luft. Webster lehnte sich zurück und setzte sich bequem hin.
    »Sie machen mir offengestanden Spaß«, bekannte er.
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