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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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signalisierten, dass der Mann kurz vor der Bewusstlosigkeit stand. Der Neurohelm hielt den Schlägen zwar stand, gab die Erschütterungen aber ohne Dämpfung an den darunter liegenden Kopf weiter.
    Der Trabant hatte dem nichts entgegen zu setzen. Er kippte nach vorne und schlug auf den Asphalt. Durch die Kamera war nur noch eine moosgrüne Teerschicht zu sehen.
    Der Hüne schlug weiter auf den Helm ein. Offensichtlich war es ihm egal, dass er den Trabanten damit tötete.
    Kalte Schweißbäche rannen über Solans Wangen. Die Angst wühlte in seinem Magen. Nicht weil er einen Menschen durch sein leichtsinniges Verhalten in den Tod getrieben hatte, sondern wegen des teuren Materials, das dabei verloren ging. Der Wissenschaftsrat würde ihm nicht nur auf Monate alle Privilegien entziehen, sondern auch jedem in der Community von seinem Versagen berichten.
    Verdammt, ich stecke wirklich tief im Biodung!
    ***
    Aruulas spärlicher Aufzug erregte natürlich einiges Aufsehen, doch angesichts des Schwertes in ihren Händen wagte niemand eine dumme Bemerkung.
    »Wie hast du mich gefunden?«, erkundigte sie sich bei Navok, während sie gemeinsam über den brüchigen Asphalt hetzten.
    »Ich pendele seit gestern zwischen den Sklavenmärkten für Männer und Frauen hin und her«, drang es unter der Kapuze hervor. »Der Marsch nach Plymeth hat leider etwas länger gedauert als geplant - mir ist Einiges dazwischen gekommen. Ich fürchtete schon, ich wäre zu spät, um noch einen aus unserer Gruppe zu finden. Zum Glück habe ich vorhin dein Gedankenmuster aufgespürt. Da wusste ich, dass du in der Nähe bist. Es war am einfachsten, darauf zu warten, dass sie dich auf die Bühne schleppen.«
    Aruula setzte an, um etwas zu sagen, zögerte dann aber. Sollte sie sich wirklich für Navoks Hilfe bedanken, obwohl er die Misere, in der sie steckte, selbst verschuldet hatte? Nein.
    Aruula funkelte den Nosfera wütend an. Es passte ihr nicht, dass er ständig ihre Gedanken erlauschte. Sie wies ihn nicht laut zurecht; er spürte ihren Zorn auch so ganz deutlich. Außerdem beschlich sie ein schlechtes Gewissen. Die Barbarin bekam gerade einen Eindruck davon, wie es für Maddrax gewesen sein musste, wenn sie ihren Lauschsinn bei ihm einsetzte.
    Sie bogen in eine Straße, die nicht mehr bewohnt wurde. Die Ruinen zu beiden Seiten waren zugewuchert, vor ihnen bewegte sich keine Menschenseele. Ein Blick über die Schulter bewies Aruula, das sie ihre Verfolger abgehängt hatten. Vorläufig zumindest.
    Sie drosselte das Tempo. Wenn sie gingen, fielen sie weniger auf und sparten ihre Kräfte.
    Navok passte sich der Geschwindigkeit an.
    »Ich bin schuld am Schicksal der anderen«, klagte er unter Einsatz seiner Stimmbänder, um zu demonstrieren, dass er nicht mehr in ihrem Kopf herum wühlte.
    »Ich habe euch durch meinen Verrat alle ins Unglück gestürzt.«
    Aruula sah ihn einen Moment nachdenklich an. Der gleiche Gedanke war ihr während des Marsches nach Plymeth tausend Mal durch den Kopf gegangen. Doch jetzt, wo sie den Nosfera so niedergeschlagen sah, fühlte sie etwas an- deres.
    »Du hast niemanden von uns getötet«, tröstete sie ihn. »Du hast nur versucht deine Familie zu retten.«
    Navoks Lippen kräuselten sich zu einem gequälten Lächeln. Er benötigte nicht seine telepathischen Fähigkeiten, um zu sehen, dass sie es ehrlich meinte.
    »Du klingst schon wie Maddrax«, spottete er, doch in seiner Stimme schwang Dankbarkeit für ihre Worte. »Was ist aus den Anderen geworden?«
    Aruula berichtete ihm in knappen Worten, was auf dem Weg von Saamton nach Plymeth geschehen war. Wie gnadenlos sie von Emroc behandelt wurden und wie Arzak, Chip und Dale ums Leben kamen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal um einen Wulfanen oder ein paar Taratzen trauern würde«, gestand Navok.
    Aruula lächelte. In Momenten wie diesen zeigte sich, dass Navok nicht so eiskalt war, wie er sich gerne nach außen gab.
    »Und ich hätte nie für möglich gehalten, dass einmal ein Nosfera sein Leben für mich riskieren würde«, gab sie zurück.
    »Vielleicht steckt doch etwas hinter Maddrax' Idealen.«
    Navok schüttelte sich unter seiner Kutte und stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Du willst wohl, dass ich meine Hilfe bereue?« Blutsäufer-Humor. Aruula verdrehte die Augen.
    Ehe sie etwas Schlagfertiges erwidern konnte, drangen Schreie an ihr Ohr. Gleich darauf hörte sie dumpfe Schläge. Alarmiert hob die Barbarin ihr Schwert in die Höhe. Die Geräusche
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