Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
ist, einen neuen Streich auszuhecken. Er war der Sohn eines reichen Limonadenherstellers, doch das hatte ihm nicht genügt.
    Das viele Geld des Vaters, das dieser ihm großzügig zur Verfügung stellte, war zwar angenehm, aber er strebte nach Anerkennung, und die konnte er nicht bekommen, wenn er von Beruf nichts weiter war als – Sohn.
    Deshalb besuchte er die Schauspielschule, bestand alle Prüfungen mit zufriedenstellendem Erfolg und arbeitete unermüdlich und verbissen an seiner Karriere.
    Wie jeder Neue in diesem Beruf mußte auch er zunächst durch die Provinz tingeln. Da er ein brauchbarer Typ war, bekam er bald interessante Angebote. Er lebte sich mit großer Intensität in seine Rollen hinein, legte das eigene Ich fast ganz ab und vermochte sich so perfekt mit der Figur zu identifizieren, die er verkörperte, daß man bald auch in London auf ihn aufmerksam wurde.
    Doch mit dem Durchbruch dauerte es noch eine Weile. London ist eine riesige Stadt, in der viele Schauspieler leben. Der Existenzkampf ist dementsprechend hart.
    An den Theatern herrschten Intrige, Neid und Mißgunst. Aber das wahre Talent wird auch hier entdeckt. Damit es etwas schneller ging, half Errol Lindsays Vater ohne das Wissen seines Sohnes nach.
    Ein Gespräch unter vier Augen mit den richtigen Leuten, und Errol Lindsay trat zum erstenmal aus dem Schatten seiner großen Kollegen hervor und schickte sich an, selbst groß zu werden.
    Als er erfuhr, wem er seinen Durchbruch verdankte, war er zunächst ein wenig enttäuscht, doch dann verzieh er seinem Vater, daß dieser es nicht lassen konnte, Schicksal zu spielen, wie er es immer und überall tat.
    Er sagte sich, daß er es auch ohne die heimliche Hilfe seines alten Herrn geschafft hätte, daß es dann aber etwas länger gedauert hätte. Genau genommen hatte Errol Lindsays Vater dem Theaterpublikum einen Dienst erwiesen, denn dieses bekam früher das Vergnügen, den neuen Star bewundern zu können.
    Alle, die Errol Lindsay zu dieser spontanen Mitternachtsparty mit nach Hause genommen hatte, waren am selben Theater engagiert wie er. Nur die attraktive Brenda Mason nicht.
    Sie war Journalistin. Präziser formuliert: Kritikerin. Dabei sah diese bildhübsche Blondine wie eine Sexbombe aus, die man sich hinter einer nüchternen Schreibmaschine kaum vorstellen konnte.
    Man hatte sie nicht erst einmal gefragt, warum sie nicht den Beruf wechselte, aufhörte, Schauspieler zu kritisieren und selbst auf der Bühne agierte. Jedermann vom Fach war davon überzeugt, daß sie allein mit ihrem Aussehen einen durchschlagenden Erfolg erzielt hätte.
    Jedermann – außer ihr. Sie hielt sich nicht für den Typ, der sich allabendlich vor einem großen Publikum produzieren konnte. Sie strebte nicht nach dieser Art von Ruhm.
    Sie war auf eine andere Weise bekannt – und gefürchtet, denn ihre Kritiken waren gnadenlos und messerscharf. Jemand hatte einmal behauptet, sie würde ihre Schreibmaschine vor dem Schreiben stets in Salzsäure tauchen, damit die Pointen noch ätzender und verletzender würden.
    Auch Errol Lindsay hatte ihre spitzen Stacheln zu spüren gekriegt. Brenda Mason war die einzige Kritikerin, die kein gutes Haar an ihm ließ. Das ärgerte ihn natürlich maßlos, und er stellte sie deswegen eines Tages zur Rede.
    Von diesem Tag an wurde sie gnädiger, und gestern schrieb sie zum erstenmal eine rundum positive Kritik über ihn. Das war ein Grund für ihn, zu feiern.
    Da Brenda Mason niemals allein mit zu ihm nach Hause gekommen wäre, ließ er sich diese Mitternachtsparty einfallen, zu der sich Henry Clarke, Geoffrey Pryor, Stephanie Didier und Flora Lester gern überreden ließen.
    Im Salon breitete Errol Lindsay die Arme aus und sagte: »Leute, macht es euch bequem. Fühlt euch bei mir wie zu Hause. Die Bar ist dort drüben. Wer Lust auf einen Drink hat, möge sich bedienen. Es ist alles da. Ich werde mal im Kühlschrank nachsehen, was ich an Verzehrbarem finde.«
    »Ich komme mit«, sagte Stephanie.
    Das war Errol zwar nicht ganz recht, aber er konnte ihr Angebot schlecht ablehnen. Stephanie war ein kleines Luder, vor dem man sich in acht nehmen mußte.
    Sie war stets hinter einem Mann her. Manchmal sogar hinter zweien, und das fast zur selben Zeit. Natürlich war das allgemein bekannt, und Errol befürchtete, daß ihm Stephanie die Chancen vermasselte, die er sich für diese Nacht bei Brenda ausgerechnet hatte.
    Als er Stephanie einlud, hatte er sie eigentlich Henry Clarke zugedacht. Flora
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher