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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode
Autoren: A.F.Morland
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»He, Errol, mach Musik. Und der erste Tanz mit dir gehört mir.«
    Er seufzte. »Auch das noch«, brummte er mißmutig.
    Plötzlich läutete es. Errol Lindsay blickte in die Runde.
    »Nanu«, sagte Henry Clarke. »Hast du außer uns noch jemand eingeladen?«
    »Nein«, erwiderte Errol. »Wir sind vollzählig.«
    »Es hat sich im Theater natürlich herumgesprochen, daß hier noch eine Fete steigt«, meinte Flora Lester. »Vielleicht kommen noch ein paar Leute nach.«
    »Die können gleich wieder gehen. Wir sind komplett«, sagte Errol Lindsay, der befürchtete, daß ihm die Mitternachtsparty – und damit vor allem auch Brenda Mason – entglitt.
    Er verließ den Salon und öffnete die Tür. Draußen stand ein Mädchen, das er nicht kannte. Eine feierliche Schönheit mit langem kastanienbraunem Haar. Seltsamerweise rief der Blick ihrer dunklen Augen ein undefinierbares Unbehagen in ihm hervor.
    Die Schöne wirkte ungemein gefühlskalt. Es gibt Menschen, von denen wird behauptet, sie hätten kein Herz im Leibe. Errol Lindsay hatte das Gefühl, so einen Menschen vor sich zu haben.
    Vorsicht vor diesem Mädchen! warnte er sich. Sie ist gefährlich.
    Ein wunderschön verpackter Sprengsatz!
    »Sie wünschen?« fragte er, und er hörte, wie seine Stimme kratzte.
    »Ich möchte, daß Sie mir helfen.«
    Lindsay ärgerte sich. Dieses Mädchen hatte die Frechheit, mitten in der Nacht bei ihm anzuläuten, und fand es dann nicht einmal der Mühe wert, ihn um Hilfe zu bitten , sondern verlangte von ihm einfach, daß er ihr half.
    »Und wobei?« erkundigte er sich spröde.
    »Das sage ich dir gleich.«
    Also das schlug doch wirklich dem Faß den Boden aus. Jetzt duzte sie ihn auch noch ohne sein Einverständnis. Das war ihm denn doch zuviel. Er holte tief Luft, um ihr eine gehörige Abfuhr zu erteilen, doch er kam nicht dazu, mit seinen Worten herauszuplatzen, denn plötzlich intensivierte sich ihr Blick auf eine geheimnisvolle Weise.
    Ihm war, als würden ihre Augen in seine Pupillen stechen. Er spürte einen glühenden Schmerz, der ihn aufstöhnen ließ. Seine Augäpfel krampften sich zusammen. Er wankte zurück und legte die Hände auf das schmerzverzerrte Gesicht.
    Das Mädchen trat ein. Geoffrey Pryor kam aus dem Salon.
    Frische Eiswürfel klingelten in seinem Whiskyglas. »Ist alles in Ordnung, Errol?« fragte er. »Oder muß ich schon wieder einschrei…«
    Er brach mitten im Wort ab. Fassungslosigkeit breitete sich über sein Gesicht. Errol Lindsay hatte sich umgewandt und die Hände sinken lassen, und seine Augen waren nur noch weiß wie Tischtennisbälle.
    ***
    »O mein Gott!« ächzte Geoffrey Pryor. Der Freund hatte keine Iris mehr, keine Pupille mehr. Errol Lindsay war blind! Pryor wußte nicht, wie die umheimliche Schöne das zuwege gebracht hatte, aber er war davon überzeugt, daß sie dafür verantwortlich war.
    »Warum… haben Sie das getan?« fragte er erschüttert. »Wer sind Sie?«
    »Ich möchte, daß ihr etwas für mich tut«, sagte das Mädchen hart.
    Geoffrey Pryor wich zitternd zurück. Panische Angst befiel ihn.
    Er wirbelte herum und stürmte schreiend in den Salon. Alle sprangen erschrocken auf.
    »Flieht! Bringt euch in Sicherheit!« brüllte Pryor. »Wir müssen raus aus diesem Haus!«
    »Geoff, was soll das?« fragte Henry Clarke verwirrt. »Hast du deine verrückten fünf Minuten?«
    »Wir sind in Gefahr!« schrie Pryor. »Sie hat Errol das Augenlicht geraubt! Wir werden alle erblinden! Rettet euch!«
    Das Mädchen betrat den Salon, und als die Anwesenden Errol Lindsay erblickten, wußten sie, daß Geoffrey Pryor sie nicht mit einem verrückten Einfall erschrecken wollte.
    Das nackte Grauen sprang sie alle an, und sie rannten schreiend hinter Pryor her, der das Fenster zu erreichen versuchte. Da peitschte die scharfe Stimme der Schönen durch den Raum.
    »Halt! Bleibt stehen!«
    Ihr Ruf nagelte alle auf der Stelle fest.
    »Dreht euch um!« kommandierte das umheimliche Mädchen.
    Alle mußten gehorchen. Stephanie Didier zitterte wie Espenlaub.
    Sie starrte Errol Lindsay entgeistert an und konnte sich nicht vorstellen, in wenigen Sekunden auch blind zu sein.
    Dicke Tränen quollen aus ihren Augen. »Bitte!« flehte sie verzweifelt. »Tun Sie uns das nicht an! Warum wollen Sie uns das Augenlicht nehmen?«
    »Wenn ihr nichts mehr seht, laßt ihr euch von mir leichter lenken«, sagte die unheimliche Fremde. »Ich mache euch zu meinen verlängerten Armen. Ihr werdet nur noch tun, was ich will.«
    »Warum
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