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0219 - Lupinas Sohn

0219 - Lupinas Sohn

Titel: 0219 - Lupinas Sohn
Autoren: Jason Dark
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schlug er zu Boden. Doch er spürte es nicht mehr. Er würde nie mehr etwas spüren, auch nicht, wenn er sich wieder rührte und zu einem unheilvollen Leben erwachte.
    Lady X aber schaute den Mafiachef an. Blut war um ihre Lippen verschmiert, die Augen erinnerten an zwei schwarze Eisstücke.
    »So ist es besser«, sagte sie.
    Sie erntete ein Nicken. Costello antwortete nicht.
    Der gesamte Fall war nicht ohne Pikanterie, denn ein Vampir, der eine mit Silberkugeln geladene Maschinenpistole trug, den gab es wohl nur einmal…
    ***
    Man merkte, daß ein Unwetter getobt hatte. Entwurzelte Bäume, zur Hälfte abgerissene Hausdächer, zerstörte Scheiben und das Heulen der Feuerwehrsirenen, das unsere Fahrt durch London begleitete. Einmal kamen wir überhaupt nicht weiter. Gleich drei Straßen waren wegen einer Überschwemmung abgesperrt worden.
    Nach dem Unwetter hatte kurz die Sonne geschienen. Jetzt war sie hinter den Abendwolken verschwunden, und als wir in Stanmore, am nördlichen Ende von London, eintrafen, da hatte uns bereits die Dämmerung eingeholt. Von einer Polizeiwache war der Anruf gekommen. Ein Beamter namens Braddock hatte gut geschaltet und uns über die Aussage eines Försters informiert, der angeblich ein wolfsähnliches Tier gesehen hatte.
    Da gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er Lupina entdeckt oder Orapul, ihren angeblichen Sohn. Genau wußten wir es noch nicht, aber wir rechneten mit fast hundertprozentiger Sicherheit damit. Orapul! Dieser Name spukte durch meinen Kopf. Ich war gespannt auf ihn, und da sich alle Spuren im nördlichen Teil Londons verdichteten, glaubte ich, daß wir ihn hier finden würden.
    Zuerst einmal war der Förster an der Reihe. Sein Bericht brachte uns sicherlich weiter.
    Der Mann hatte sich noch immer nicht erholt, als wir ihn kennenlernten. Er machte einen erschöpften Eindruck, war nervös und fahrig. Ich glaubte nicht einmal, daß er unsere Namen richtig verstanden hatte.
    Aber er redete zu unserer Überraschung ziemlich flüssig. Wahrscheinlich weil er den Bericht über sein Erlebnis bereits zum zweitenmal abspulte.
    Durch geschicktes Zwischenfragen erfuhren wir auch Einzelheiten. Als er von dem seltsam hellen Oberteil des Tieres sprach, da waren wir fast sicher, daß es sich bei der Beschreibung eigentlich nur um Lupina handeln konnte. Lupina, die Königin der Wölfe!
    Sie hatte sich also von der Mordliga gelöst. Gar nicht so überraschend für uns, denn diese Werwolffrau hatte schon immer ihren eigenen Kopf besessen. Sie war so wenig zu zähmen wie eine Katze, das schaffte auch ein Solo Morasso nicht.
    »War das Ihre erste Begegnung mit diesem Tier?« wollte ich wissen.
    »Ja, meine erste.«
    »Und sie können uns den genauen Ort zeigen?«
    »Natürlich. Er liegt in meinem Revier.«
    »Dann nichts wie hin«, sagte ich lächelnd.
    Braddock bot sich an, mitzufahren, wir winkten jedoch ab.
    Das schafften wir allein.
    Sollten Lupina oder ihr Sohn dort auftauchen, reichte es, wenn sich so wenig Menschen wir möglich in Gefahr begaben. Die Königin der Wölfe war unberechenbar, griff nicht frontal an, sondern stellte es so geschickt an, daß ihre Opfer kaum eine Chance hatten, ihr zu entgehen.
    Auch den Förster wollten wir nicht unbedingt länger als nötig bei uns haben. Unter seiner natürlichen Hautfarbe war er ziemlich blaß geworden. Während der Fahrt sprach er kein Wort.
    Wir fuhren durch eine typische englische Flachlandschaft. Viele Weiden, Felder, hin und wieder ein paar einsam stehende Häuser und die grauen Bänder der Straßen, die das Grün der Landschaft unterbrachen.
    Barry Mason gab sich sehr schweigsam. Hin und wieder schaute er auf und erteilte mir Anweisungen, wie ich zu fahren hatte. Ansonsten saß er mit gesenktem Kopf wie eine Statue auf der Sitzbank.
    Er hatte nicht nur seinen treuesten Begleiter, den Hund, verloren, sondern auch etwas gesehen, was man so ohne weiteres nicht erklären konnte.
    Schließlich erreichten wir eine frisch geteerte Straße. Sie führte in die Nähe des Hügels bei der alten Ruine, von der uns der Förster berichtet hatte.
    Am Ende der Teerfahrbahn, wo sie in eine andere Straße mündete, wies Barry Mason nach links. »Sehen Sie die Ruine da?« fragte er mich. Ich nickte.
    »Da müssen wir hin.«
    Zu Fuß wären wir wohl besser drangewesen, denn als wir von der Straße abbogen, da schmatzten die vier Reifen über einen nassen, seifigen Rasen und schleuderten zudem das Wasser gewaltiger Pfützen hoch,
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